Landkreis Fürth: Muss die Jagd auf den Biber sein?

26.7.2017, 06:00 Uhr
Landkreis Fürth: Muss die Jagd auf den Biber sein?

© Foto: Klaus-Dieter Schreiter

Heidi Übler, die Awo-Ortsvorsitzende, meint: "Einmal monatlich bieten wir ein Thema an, und weil der Biber die Gemüter gar so beschäftigt, haben wir ihn und seine Umtriebe auf die Tagesordnung gesetzt." Andreas Lessmann von der Naturschutzbehörde am Landratsamt und Stefan Scharf, ehrenamtlicher Biberbeauftragter für Oberasbach, Stein und Zirndorf, sind zum Ortstermin gekommen, um rund 30 Teilnehmern Hintergrundwissen über den Nager zu präsentieren.

"Aus Naturschutzsicht", sagt Lessmann, "ist die Wiederansiedlung der Biber eine Erfolgsgeschichte." Über lange Zeit ausgestorben, begann man in den Jahren 1962 bis 1968 mit der Auswilderung an der Donau. Der Elbe-Biber, aus Beständen der damaligen DDR importiert, habe rasch Besitz von seiner neuen Heimat genommen.

Ärgernis der Landwirte

"Vor ungefähr 20 Jahren ist er aus dem Raum Ansbach und Neustadt/ Aisch wieder bei uns eingewandert", beschreibt Lessmann das Auftauchen der Biber im Landkreis Fürth. Für ihn ist es eine besondere Fußnote der Geschichte, dass es damals das Bayerische Landwirtschaftsministerium war, das die Wiederansiedlung auf den Weg brachte. "Eine übergeordnete Naturschutzbehörde existierte noch nicht", betont Lessmann, wohl wissend, dass der Biber gerade den Bauern immer wieder das Leben schwer machen kann.

Des Bibers genetischer Bauplan ist angelegt, Dämme zu bauen, um Wasserstände zu erhöhen. Denn, so erklärt Lessmann, seine Burg betrete der Biber nur unter Wasser. Um das sicherzustellen, staut er auf und baut darüber hinaus sogenannte Fahrdämme als Transportwege zu seinen Bauwerken.

Der amtliche Naturschützer hat noch nicht richtig begonnen, am Beispiel des Banderbachs all die Aktivitäten und Probleme aufzuzeigen, die der Biber verursachen kann, da kommen die ersten Unmutsbekundungen bei ihm an. Die Grundstücksanrainer hätten dann alle Hände voll zu tun, wirft ein Landwirt ein, sie müssten die Bauwerke wieder abtragen, damit beispielsweise die Verrohrung des Banderbachs nicht verstopft werde oder Wiesen unter Wasser stehen. "Das bleibt alles an uns hängen", erbost sich der Bauer.

Klaus Fürnkäs aus Weiherhof hat entlang des Banderbachs ein Waldstück mit schönen alten Eichen. 26 davon hat der Biber gefällt. Einen Großteil der noch stehenden hat Fürnkäs mit Maschendrahtzaun umwickelt und somit vor dem nagenden Biberzahn geschützt. Dass er die Kosten dafür getragen hat, sei die eine Sache. Fürnkäs wurmt die Verantwortung des Grundstücksbesitzers. "Fällt ein angenagter Baum und verletzt Passanten, bin ich verantwortlich", stellt er seine Sicht der Dinge den überraschten Teilnehmern dar und fragt sich laut: "Wenn der Biber schon alles darf, müssen es dann so viele sein?"

Stephan Scharf erlebt beim Konfliktmanagement als Biberbeauftragter immer wieder, dass die Menschen Ängste plagen, wenn der Biber in der Nachbarschaft auftaucht und weiß, dass entstandene Schäden aus Sicht der Betroffenen nicht immer zufriedenstellend reguliert werden. Scharf erklärt den Zuhörern aber auch, dass der Biber selbst stark gefährdet ist: "Jungtiere werden von den Revierinhabern verbissen. Sie sterben manchmal an den Verletzungen und auf der Suche nach neuen Revieren."

"Wir werden als Gesellschaft auch akzeptieren müssen, dass die Anwesenheit des Bibers unsere Umwelt verändert", geben die Naturschutzbeauftragten zu Protokoll. Lessmann macht das anhand der Pflanzengemeinschaft entlang der Bachläufe deutlich. Eichen würden demnach im Umfeld des Bibers seltener. Dafür siedelten sich mehr Erlen an, deren Bitterstoffe der Biber verschmäht — und vor allem Weiden: "Die wachsen immer wieder nach und der Biber hat stets einen frisch gedeckten Tisch."

Lessmann betonte auch immer wieder, dass es meist nicht einfach sei, die Balance zwischen Biberauswirkungen und gesetzlicher Einschränkung zu finden. Dass sich deshalb auch der Gesetzgeber den veränderten Bedingungen anpasst, ist für ihn kein Tabu. "Wenn wir einfach zu viele Biber haben, muss man darüber nachdenken, wie man eingreifen kann." Dies allerdings müsse von "oben", vom Gesetzgeber kommen, deutet er an und meint damit, dass die Biberpopulation in Zukunft auch dezimiert werden dürfe.

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