Landschaften als Traumräume

15.4.2014, 12:56 Uhr
Landschaften als Traumräume

© Horst Linke

Auch Ilse Feiner pflegt eine Vorliebe für Landschaftsmalerei. Aber keine Vorliebe für den Abbildrealismus. Ihre Botanik und Topographie besteht aus schwarzen Konturen, ein wenig wie die Tuschzeichnungen in Comics, nur kantiger und schroffer.

Und die Farben? Leuchtend, mal grell, mal abgemildert, aber immer im bewussten Kontrast zueinander stehend. Und das Beste: Sie haben ihre Plätze getauscht. Da kommt es schon mal vor, dass grüne Zypressen in tiefviolettem Boden wurzeln. Oder dass sanft türkise Bäume mit dem Blau des Gebirges korrespondieren. Dass der Fürther Rathausturm ganz in Weiß in einen grünen Himmel mit blauen Wolken ragt, oder der blaue Turm der Auferstehungskirche zu einem dunkelmauven Himmel strebt.

"Zeitreise“ nennt sich Feiners Ausstellung. Zumindest handelt es sich hierbei um eine Reise in die zurückliegenden sieben Schaffensjahre der Künstlerin. Ilse Feiner hatte keine Akademie besucht, ihre berufliche Ausbildung hatte sie am Fürther Finanzamt durchlaufen. Dort hantierte man zwar auch mit Schreibmaschinen in Leuchtorange, Steuerbögen in Lindgrün und Kaffee schwarz oder mit Milch – aber diese Farbspektren waren Ilse Feiner doch zu beengt.

Im Jahr 2005 zog sie einen Schlussstrich, scherte aus dem Beamtendasein aus, lernte autodidaktisch und bei befreundeten Künstlern und schaffte vor allem dann, wenn es draußen zu dunkel für die Freilichtmalerei wurde. Natürliche Farbgebung war noch nie ihr Ding, es durfte ruhig poppig und grell sein. Das war den Nürnberger Nachrichten 2012 einen Kunstpreis wert. Allerdings erschöpfen sich Feiners Gemälde nicht allein in gewagten Kontrasten. Mitunter stellt sich eine Harmonie der "falschen“ Farben ein, die ihresgleichen sucht.

Mit Menschen hat es die Künstlerin nicht so. Staffagefiguren sucht man in ihren Bildern vergebens, ebenso Fahrzeuge. Selbst die Stadt besteht nur aus Gebüsch und Architektur. Offenbar handelt es sich um einen Traumraum, der alles ausschließt, was zu sehr an Wirklichkeit gemahnt. Vielleicht sind Menschen zu nüchtern für diese Welt.

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