Langenzenn bringt erste Flüchtlinge unter

5.11.2014, 21:00 Uhr
Langenzenn bringt erste Flüchtlinge unter

© Winckler

Die Eindrücke der Helfer erinnern an das, was man in den vergangenen Monaten aus anderen Notunterkünften gehört hat: Einmal mehr ist von „Anlaufschwierigkeiten“, von „einem Durcheinander“ die Rede; einmal mehr wird ein Koordinator vermisst, der weiß, wann die Asylsuchenden ankommen, wo Eltern Windeln für ihre Babys finden und wo eigentlich die Schränke aufgestellt werden sollen, die Lieferanten anschleppen.

„Plötzlich stand der Bus vor der Tür“, sagt etwa Bernhard Heeren, Kinderarzt aus Langenzenn, über den Dienstagvormittag, an dem rund 40 Flüchtlinge ankamen. „Dann standen die Leute da, mit dem Wenigen, was sie hatten.“ Einen Mitarbeiter des Landratsamts oder der Regierung von Mittelfranken haben zu dem Zeitpunkt weder Heeren noch die evangelische Pfarrerin Christine Heilmeier ausmachen können; erst am Mittag sei jemand gekommen. Also haben sie sich, so schildern es beide, mit den anderen Helfern und dem Sicherheitsdienst daran gemacht, die Asylsuchenden auf die Zimmer zu verteilen.

Sie überlegten sich, dass sie am besten Familien mit anderen Familien in Zimmer stecken und alleinstehende Flüchtlinge mit anderen alleinstehenden. Die Asylsuchenden werden hier einige Tage verbringen, bis sie in andere Unterkünfte weitergeleitet werden.

„Eine Helferin hat jetzt eine Belegungsliste für die Zimmer, sie hat den Überblick“, sagt Pfarrerin Heilmeier, die sich bereiterklärt hat, das ehrenamtliche Engagement zu koordinieren. Als sie am Nachmittag noch einmal mit Helfern telefoniert, wirken diese auf sie „erschöpft und ein bisschen frustriert, weil manches einfacher ginge, wenn ein fester Ansprechpartner da wäre“.

Fragt man im Landratsamt nach, so heißt es: Es gibt diesen festen Ansprechpartner. Eine Vollzeitkraft des Landratsamts sei als „Koordinator“ für die Unterkunft tätig und arbeite teils vor Ort, teils vom Büro aus. Zudem seien an beiden Tagen Mitarbeiter des Landratsamts in dem Notquartier gewesen, beteuert Sprecher Christian Ell, und auch in den nächsten Tagen werden „ein bis zwei Mitarbeiter“ – Kräfte aus der Verwaltung – vor Ort sein. Noch aber scheinen sich Namen und Telefonnummern der Ansprechpartner nicht bis zu den freiwilligen Helfern herumgesprochen zu haben.

Deren Engagement ist einmal mehr groß. Fast 40 Menschen haben bereits ihre Hilfe angeboten, erzählt Heilmeier. Viele haben in E-Mails ganz konkrete Vorschläge gemacht: Sie könnten Deutschunterricht geben, übersetzen, Betten überziehen, mit den Kindern basteln, Fußball spielen, . . . Heilmeier will einen Wochenplan erstellen. „Wir wollen versuchen, möglichst an jedem Tag der Woche ein Angebot zu machen.“ Weitere Helfer, die etwas Zeit schenken wollen, sind willkommen.

Höchst willkommen sind auch Kleiderspenden, die allerdings nicht direkt an der Unterkunft abgegeben werden sollen, sondern am Wertstoffzentrum Veitsbronn/Siegelsdorf. Dort werden die Spenden für die Flüchtlinge aufbewahrt und nach Bedarf nach Langenzenn gebracht. „Wir brauchen dringend Baby- und Kinderkleidung“, berichtet Heilmeier. Zudem hätten die Flüchtlinge am Dienstag nach Jacken, Mützen, Schals, Handschuhen und festen Schuhen gefragt: „Die haben alle Angst vor dem Winter, sie haben gehört, dass es in Deutschland kalt wird.“ Auch Paulina Strebakowski, die Leiterin des Gebrauchtwarenhofs, unterstreicht, dass zurzeit vor allem gut erhaltene Winterkleidung gebraucht wird. Heilmeier und Heeren fällt noch mehr ein, was benötigt wird: Windeln, Babynahrung oder gut erhaltene Bilderbücher und Holzpuzzles sowie Spiele, die auch ohne Sprachkenntnisse funktionieren. Eine kleine Spielecke soll demnächst in der Notunterkunft eingerichtet werden.

Wer helfen will, kann sich im evangelischen Pfarramt melden, Tel. (0 91 01) 20 25. Sachspenden nimmt das Wertstoffzentrum Veitsbronn/Siegelsdorf, Reitweg 12 a, entgegen: montags bis freitags von 9—18 Uhr und samstags 9—16 Uhr.

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