Langenzenn: Endlich Schranken - jetzt fehlt der Radweg

7.1.2018, 16:00 Uhr
Langenzenn: Endlich Schranken - jetzt fehlt der Radweg

© Foto: Scherer

Michael Becker ist passionierter Angler. Um seinem Hobby frönen zu können, passiert er den Bahnübergang am Raindorfer Weg mal mit dem Fahrrad, mal mit dem Auto. Seit den "heimlich, still und leise" durchgeführten Arbeiten finden Fußgänger und Jogger zwar nun endlich einen neuen, mit zusätzlichen Halbschranken gesicherten Übergang vor; die komplette Signalanlage wurde erneuert, vorgeschaltete Lichtzeichen wurden nachgerüstet und die Straße verbreitert.

Ein "Gefahrenpunkt"

Zudem hat die Bahn nun einen abgesetzten Geh- und Radweg über die Schienen erstellt, der ebenfalls mit Schranken und Lichtzeichen gesichert wurde. Doch er beginnt und endet in Schlamm und Morast. "Das birgt große Gefahr", empört sich Michael Becker. "Fußgänger und Radfahrer müssen auf die Fahrbahn ausweichen und sich die Spur mit den Autos teilen. Das kann doch nicht sein – da wird für viel Geld ein schöner Übergang gebaut, und dann lässt man ihn als Gefahrenpunkt stehen."

Die Misere wird auch aus einer Stellungnahme der DB deutlich: "Die Erneuerung der Straße wurde vorbereitet, jedoch witterungsbedingt eingestellt", so ein Bahnsprecher auf FN-Anfrage. "Die Fertigstellung erfolgt durch das Staatliche Bauamt Nürnberg im Frühjahr 2018." Der Geh- und Radweg sei ebenfalls vorbereitet worden. Die Anschlussbereiche lägen dann auch in der Zuständigkeit des Staatlichen Bauamts.

Dabei war das Vorhaben langfristig geplant. Das Baurecht wurde im Jahr 2013 erteilt, so die Bahn. Die Kreuzungsvereinbarung sei ebenfalls 2013 gezeichnet worden. 2017 lagen dann "alle Voraussetzungen vor, sodass mit dem Bau begonnen werden konnte". Allerdings konkret erst im Oktober; am 15. Dezember wurde die Signalanlage in Betrieb genommen. Ohne jedwede Einweihung, denn seither herrscht Ruhe auf der Baustelle. Der Umbau habe erst am 10. November begonnen, teilt wiederum das Landratsamt den FN mit. Die Maßnahme sollte ursprünglich schon früher umgesetzt werden, wurde aber aufgrund einer bahninternen Priorisierung mehrmals verschoben, so Sprecher Christian Ell.

Die DB hatte schon im Jahr 2016 betont, dass es sich bei dem Übergang um eine "priorisierte Anlage" handelt. Sie konnte daher entgegen früherer Annahmen doch getrennt von den weiteren im Bereich von Langenzenn liegenden Bahnübergängen betrachtet werden. Am 6. April 2017 teilte die Bahn mit, dass der Bau oberste Priorität habe, weil sonst in diesem Bereich die zulässige Geschwindigkeit in der ohnehin schon geltenden "Langsamfahrstrecke" von 40 auf 10 km/h nochmals reduziert werden müsse.

Schon für 2010 angepeilt

Bereits seit mehreren Jahren hatte der Landkreis die Modernisierung der Querung gefordert. Angestrebt war ursprünglich, dass der Umbau bereits mit dem Bau des Geh- und Radweges zwischen Langenzenn und Raindorf im Jahr 2010 erfolgen sollte. Insgesamt sechs Mal hat der Kreis wegen der Bahn den Umbau verschieben müssen. Aufgrund der eklatanten Sicherheitsdefizite forderte Landrat Matthias Dießl die DB Netz AG im Vorfeld erneut auf, den in Aussicht gestellten Zeitplan unbedingt einzuhalten.

Das Staatliche Bauamt wird nun beim Straßenbau im Frühjahr die Schleppkurven anpassen, den Radweg weiterführen sowie generell den Straßenaufbau erneuern. Die Stadt Langenzenn möchte in der Nürnberger Straße einen neuen Kreisverkehr errichten. Im Zuge dessen wird die Kreisstraße FÜ 17 verlegt. Dies sollte ursprünglich heuer geschehen, derzeit ist aber offen, ob das tatsächlich klappt. Auf jeden Fall werden die Straßenbauarbeiten von Stadt und Landkreis aufeinander abgestimmt, um kein Provisorium zu schaffen. Die Finanzierung des neuen Bahnübergangs stemmen gemäß Eisenbahnkreuzungsgesetz zu je einem Drittel die sogenannten Kreuzungsbeteiligten (DB Netz AG und Landkreis Fürth) sowie der Bund. Die Gesamtkosten liegen bei 700 000 Euro.

Laubendorf muss warten

Derweil harren die Bewohner des Langenzenner Vororts Laubendorf weiter einer Lösung ihres unfallträchtigen Übergangs. Wegen der Unfälle hat die Bahn der Stadt zugesichert, ihn technisch zu sichern. Doch ein DB-Sprecher mahnt zur Geduld: Noch nicht abgestimmt sei die im Zusammenhang damit stehende Auflassung benachbarter Bahnübergängen für den landwirtschaftlichen Verkehr (im Bereich Laubendorf gibt es auf einer Länge von 1,4 Kilometern vier Übergänge). Für die DB ist das ein "Koppelgeschäft".

Die Bahn betont zudem: Nachdem alle Unfälle durch die Autofahrer verschuldet wurden, habe die Stadt zugesagt, Maßnahmen zur Erhöhung der Aufmerksamkeit zu prüfen. Im Gespräch ist dabei das Auffräsen oder Pflastern des Straßenbelages. Zusätzliche Tempokontrollen kommen ebenso in Frage. Von Seiten der DB Netz sind auch zusätzliche hörbare Signale vorstellbar. Für eine erstmalige technische Sicherung sei in jedem Fall eine Planfeststellung erforderlich, so die Bahn. Diese dauert (wie die FN berichteten) erfahrungsgemäß rund vier bis fünf Jahre.

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