Langenzenn serviert: Luthers kalter Erbsenbrei mit Brathering

14.2.2017, 06:00 Uhr
Langenzenn serviert: Luthers kalter Erbsenbrei mit Brathering

© Foto: Petra Fiedler

Der Duft von Speck, Ingwer und Sauerkraut wabert durch die VHS-Schulküche. Peggy Keim aus Großhabersdorf, seit 17 Jahren begeisterte VHS-Kochlehrerin, schaut in Pfannen und Töpfe: „Das Essen zu Luthers Zeiten war vor allem eines, deftig“, erklärt sie den Kursteilnehmern.

Der Luther-Kochkurs hatte einiger Vorarbeiten bedurft. Denn nicht alles, was Luthers Ehefrau Katharina von Bora auf den Tisch im schwarzen Kloster zu Wittenberg brachte, ist für den Geschmack der Jetztzeit geeignet. „Damals haben sie die Lebensmittel unheimlich gerne gefüllt“, hat Peggy Keim recherchiert. In das Schwein kam die Gans, in die Gans die Tauben und in die Tauben Nüsse und Früchte. Seine Entsprechung findet eine derartige Kalorienbombe an diesem Abend in gefüllten Schweinlendchen, deren Inneres mit Trockenpflaume und Mandeln aufgepeppt wird.

Natürlich hat Peggy Keim viel über die damaligen Ernährungsgewohnheiten zu erzählen. Getreidebrei und Grütze, Suppen und Gemüse, das seien die Hauptnahrungsmittel gewesen. Weite Bevölkerungsschichten hätten sehr spartanisch gelebt und immer habe Hunger gedroht: „Missernten waren schließlich an der Tagesordnung“, sagt Keim. Es war eine Zeit, in der nicht immer ausreichende Mahlzeiten auf dem Tisch standen.

Der Tisch von Luther war dagegen meist üppig gedeckt. An seiner Tafel fanden oft 30 bis 50 Personen Platz, darunter Studenten, stellenlose Prediger und aus Klöstern geflohene Nonnen. Hätte Ehefrau Katharina nicht ein eigenes Hofgut zur Selbstversorgung bewirtschaftet, die Haushaltung hätte noch mehr Geld verschlungen.

Luther aß gerne, was sich wohlhabende Menschen jener Zeit vorsetzen lassen konnten: Braten und Gesottenes, mit Schmalz und Butter angereicherte Speisen und auch Süßes. Honig war schließlich ein begehrtes Genussmittel. Lieblingsgericht des Reformators: kalter Erbsenbrei mit Brathering. Das würde man sich heute weniger auf dem Teller vorstellen können.

Entsprechend dieser Völlerei klagt Luther schon in seinen 40er Jahren über Magen-, Gallen- und Nierenbeschwerden. Er litt an chronischer Verstopfung. Und was das „Donnern in seinem Kopf“ anging, fragte er sich, ob das eine Anfechtung des Teufels sein könnte.

Pilzauflauf mit Lende

In der Volkshochschule gehen die Kursteilnehmer dieser gehaltvollen Küche nur für einen Abend nach. Tanja und Stefan Walter haben sich eigens aus Altdorf auf den Weg in die Luther-Küche gemacht. „Wir kochen gerne zusammen“, verrät das junge Ehepaar und versucht sich an Pilzauflauf und den Schweinlendchen. Die Schwestern Miriam Zeiler-Hoppe und Carmen Zeiler haben sich ganz bewusst für den Luther-Kochkurs entschieden. „Man hat ja fürs erste keine Vorstellung, mit was die Teller und Schüsseln angerichtet wurden.“ Die beiden entscheiden sich an diesem Abend, einen Auflauf aus Brot und Rosenkohl zuzubereiten. „Ein Rezept, das heute nicht mehr gängig ist“, wie die beiden Langenzennerinnen einräumen.

Claudia Lindenmeier schnippelt derweil gelbe Rüben. Sie will einen Brotaufstrich zubereiten, dessen Hauptbestandteil eiweißreiche Linsen sind. „Ich bin da, weil wir während der Klosterhofspiele eine Häppchenbude bewirtschaften“, verrät sie lachend. Sie habe den Auftrag, für eben diese Häppchen entsprechende Rezepte zu sammeln.

Peggy Keim kann, während Liane Jonda ihren Bierfladen formt oder ein Grießauflauf als Nachtisch zubereitet wird, noch viel aus der Küche zur Zeit Martin Luthers erzählen. Gewürze etwa, wie Ingwer, Zimt und Nelken seien über die alten Handelswege ins Zentrum Europas gekommen. Wasser sei als Getränk nahezu tabu gewesen. „Die tranken Dünnbier, auch die Kinder“, berichtet die Großhabersdorferin und ergänzt, dass Bier keimfrei und damit gesünder als Brunnenwasser war.

Beim gemeinsamen Essen führt Peggy Keim dann noch ein imaginäres Interview mit Martin Luther, der über sich verrät: „Ich esse, was mir schmeckt und leide darnach, was ich kann.“ Immerhin wusste der Wittenberger, das üppiges Essen nicht nur Wohlgefühl erzeugt. Im Gegenteil: Luther hat viel gearbeitet und die Bibel in eine Sprache gefasst, die jeder Mensch verstehen sollte. Bei all der geistigen Arbeit hat er aber sinnesfroh den Tag beschlossen: „Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang, der bleibt ein Narr sein Leben lang.“

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