Langenzenn: Wenn Kultur auf Wirtschaft trifft

19.3.2018, 21:00 Uhr
Langenzenn: Wenn Kultur auf Wirtschaft trifft

© Budig

Uwe Weber und Roland Hermann sind seit Jahrzehnten im Landkreis als Handwerksmeister aktiv. Seit gut fünf Jahren sind die beiden im Langenzenner Gewerbegebiet im Mühlsteig beheimatet, zuvor waren sie in Seukendorf. In zweierlei Weise passte ihre Schmiedewerkstatt zum Vorhaben: Ihr Beruf, der darin besteht, Metall Form und Gestalt, oft in Anlehnung an einen Zweck, zu verleihen, überschreitet fließend die Grenzen zwischen Handwerk und Kunst. Selbst ein Gartentor kann so zum imposanten Kunstwerk werden, das am Eingang Zeichen setzt.

Zwei Meister, ein Geselle und ein Auszubildender gehören zum Betrieb. Auch bot die große Werkhalle ausreichend Platz für 100 Gäste und die Kunstwerke. Die ausgestellten eigenen Arbeitsproben — Amboss, Esse, eiserne Werkzeuge – boten einen reizvollen Kontrast zur ausgestellten Kunst.

Auf der Bühne präsentierten sich mit ihren Werken und persönlich: Katja Gehrung (individualisierte Fotokunst), HaVo Hildebrand (Fotografie und Design), Gisela Hoffmann ("Raum als Fülle"), Walburga Popp (Bildkompositionen und Collagen), Hannes Mann (Galerist und Maler) sowie Hans-Peter Widrig (Bildhauer). Sie stellten sich in kleinen Dialogen zunächst kurz vor und zeigten eine Auswahl ihrer Arbeiten.

Gespräche zwischen den beiden Welten

Sinn des Abends war, Gespräche zwischen den unterschiedlichen Welten – und auch zwischen den verschiedenen Möglichkeiten, Produkte zu vermarkten – herzustellen. Einfach ausgedrückt: Die Künstler trafen auf jene Menschen, die sich für Kunst interessieren und sich mutmaßlich welche leisten können. Dafür war in der Schmiedewerkstatt ein schöner Rahmen gefunden, und auch die Bewirtung war ausgezeichnet.

Doch leider war die Darbietung des Geschehens langatmig und wenig inspirierend. Eine Ergänzung um musikalische Aufführungen aus dem Landkreis und eine peppigere Präsentation der Künstler hätte dem Projekt gutgetan.

Allerdings konnten die Gäste nach dem offiziellen Teil persönliche Gespräche führen und dabei viel Neues erfahren, etwa dass Katja Gehrung, die sich selbst ironisch-erotisch in ungewöhnlichen Sphären fotografiert, in der Fürther Gustavstraße gegenüber des Bistros eine eigene Laden-Galerie eröffnet. So farbenfroh wie ihre Arbeiten selbst stellte die Akademiekünstlerin Walli Popp aus Puschendorf ihre Techniken vor: Bunte Collagen aus Fotografie, Malerei und Zeichnung, die sie als "Reisenotizen" zusammengefasst hat.

Auch die lokale Prominenz, Landrat Matthias Dießl (CSU), Bürgermeister Jürgen Habel (CSU) sowie Stadt- und Bezirksräte aus dem Landkreis hatten sich Zeit für die Veranstaltung genommen. Durch den Abend führte Michael Leibrecht von der Agentur machen.de

Eine Frage der Priorität

Eine schöne Anekdote über den (Stellen-)Wert von Kunst hatte Gastgeber Uwe Weber parat: "Ein Kunde wünschte sich ein von uns entworfenes Gewächshaus, Schmiede und Glasarbeiten", erzählte Weber. Es sei eine aufwändige Arbeit gewesen. Als die Kosten besprochen wurden, habe der Auftraggeber kurz nachgedacht und dann gesagt: "Ich muss ein neues Auto kaufen. Ich nehme diesmal einen Mittelklassewagen, der reicht mir auch. Was überbleibt, reicht für das schöne Gewächshaus." Kunst ist eben auch eine Frage der Priorität.

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