Lauter Gäste auf Durchreise in Zirndorf

25.3.2015, 13:00 Uhr
Lauter Gäste auf Durchreise in Zirndorf

© Archivfoto: Hans-Joachim Winckler

Im Tourismus-Ausschuss hat die Vorsitzende der Zirndorfer Marketing Genossenschaft (ZiMa), die die Tourist-Info leitet, dem Gremium einen Überblick gegeben, wie es touristisch aktuell läuft und wie es besser laufen könnte. Generell ist die Bibertstadt ihr zufolge „ganz gut aufgestellt – wir kriegen durchaus ein paar Krümel vom FunPark ab“. 78 000 Übernachtungen zählte das statistische Landesamt 2013 in der Stadt. Im Jahr 2000 waren es 21 000 Übernachtungen. Nur bleiben die Gäste nicht allzu lange, ihre Verweildauer liegt bei 1,5 bis 1,8 Tagen.

„Aber mehr ist fast nicht drin“, denn dafür fehlt es Zirndorf nach Bachmanns Meinung an zugkräftigen Attraktionen wie einer Shopping-Mall oder Erlebniswelten vor allem für Kinder ab zwölf Jahren. Abgesehen vom Kletterpark in Weiherhof hat die Bibertstadt diesbezüglich nicht viel zu bieten, dabei spielt die Etablierung als kinder- und familienfreundliches Urlaubsziel im Leitbild eine zentrale Rolle. Dass das Bibertbad kein Nichtschwimmerbecken hat, bewertete Walter Schäfer in diesem Kontext als absolutes Defizit.

Gerade in den Sommermonaten, wenn der Run auf den FunPark laufe, könnte das Familien Anreiz bieten, länger zu bleiben. Doch bei der Stadt sieht Bachmann für den Ausbau der Infrastruktur derzeit keinen Spielraum. Es bräuchte also Investoren.

Den typischen Besucher Zirndorfs beschreibt Bachmann als Durchreisenden. Familien, Camper, die an den Urlaub noch einen Tag im FunPark hängen wollten, stünden dann in der Tourist-Info, um sich über kurzfristig Buchbares zu informieren. Nur sei für Auswärtige Zirndorf die „Kleinstadt bei Nürnberg“. So richte sich der Blick stets auf die ganze Region. Das Palm Beach sei gefragt, Tiergarten oder Spielzeugmuseum in der Noris, mit dem Burgerlebnismuseum in Cadolzburg sei möglicherweise auch für Zirndorf noch etwas zu gewinnen. „In der Stadt selbst können wir kein tagesfüllendes Programm bieten, vielleicht eine Führung des Stadtmuseums, hilfreich wären dabei aber regelmäßig stattfindende Termine, die es nicht gibt.“ Vor diesem Hintergrund erachtete es Schäfer als „absolut kontraproduktiv“, das Haus, wie derzeit angedacht, teils zu schließen.

Doch auch bei ganz Rudimentärem gäbe es Raum für Verbesserungen. Etwa bei der Zusammenarbeit im Vorverkauf von Tickets für Kulturveranstaltungen in der Paul-Metz-Halle, der ausschließlich übers Kulturamt läuft. Doch das Rathaus macht Freitagmittag dicht. Die Tourist-Info hätte bis 18 Uhr und auch am Samstagvormittag geöffnet.

Der Chef von Schloss Hexenagger, der Anwandens Wolfgangshof alle Jahre wieder an den Adventswochenenden mit einem Weihnachtsmarkt bespielt, ist da etwas weiter. Er hat bei Bachmann vorgefühlt, ob die Tourist-Info die Veranstaltung mit bewerben und Karten verkaufen würde. Am früheren Standort des Adventsmarktes hat der Veranstalter Gaststätten im Umkreis von 30 Kilometern mit Übernachtungsgästen versorgt. Auch die Messe Frühlingslust zöge überregional Gäste. „Das wird Zirndorf frei Haus geliefert, ohne dass es die Stadt ordentlich nutzt“, echauffierte sich Ursel Rauch.

Vernetzung, so war es Konsens in der Ausschuss-Runde, sei das A und O. ZiMa-Aufsichtsratsvorsitzender Matthias Prießnitz hätte dabei zu gern auch die Vereinslandschaft einbezogen. Naturführungen etwa würden, wo es sie denn gibt, gern angenommen, sind in Zirndorf aber nicht zu haben, obwohl etwa der Fischereiverein mit seinem Lehrpfad an der Bibert derlei durchaus leisten könnte. Genauso denkbar wäre, Komplettpakete in Hotels anzubieten, mit Übernachtung samt Shuttle und Karte fürs Event am Wolfgangshof, „nur müssten die Unternehmer da selbst aktiv werden. Das Hauptproblem ist“, so Prießnitz, „sie zu überzeugen, dass es ihnen wirklich etwas bringt“.

Als Defizit machte Elke Eder zudem aus, dass es Zirndorf „nach wie vor nicht geschafft hat, ein echtes Alleinstellungsmerkmal für sich zu definieren und entsprechend zu vermarkten“. Passend wäre für die Blechspielzeugstadt ihres Erachtens ein Blechfest. Auch das historische Kapital als Standort von Wallensteins Feldlager sieht sie nicht ausgeschöpft. Doch diese Ideen gab es auch 2005 schon, so Bachmann. Nur fehle es an Manpower und Geld für die Umsetzung.

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