Leben ohne Plastik

23.5.2016, 06:00 Uhr
Leben ohne Plastik

© Foto: Simon Schübel

„Die Nutzungsdauer einer Plastiktüte beträgt rund 25 Minuten“, erläuterte Nadine Schubert. „Ihre Lebensdauer aber 400 Jahre.“ Papiertüten sind für die 35–Jährige allerdings auch keine gute Alternative. „Für die Umwelt sind Baumwolltaschen oder Einkaufskörbe am besten“, meint sie.

Vor drei Jahren hat Schubert angefangen, Plastik aus dem täglichen Leben ihrer Familie zu verbannen. Kurz darauf begann die junge Frau, im Internet Tipps und Tricks zur Vermeidung von Kunststoff zu veröffentlichen. Darüber wurde auch Anneliese Bunk auf sie aufmerksam, die Schubert bat, eine Broschüre darüber zu schreiben. „Irgendwann hatte ich so viel Text, dass es für ein ganzes Buch gereicht hat“, erinnert sich Nadine Schubert.

Von Tante und Oma

Die Ideen zu den Rezepten und Tipps hat sie aus verschiedenen Quellen zusammengetragen. „Einiges stand im Internet, anderes habe ich von meiner 91-jährigen Tante oder aus den alten Haushaltsbüchern meiner Oma“, berichtet Schubert. „Auf manche Sachen kam ich aber auch nur übers Ausprobieren und Nachdenken.“ Als zum Beispiel der Wasserkocher der Familie kaputt ging, suchte Schubert länger nach einem Modell ohne Plastik. Letztendlich hat sie sich für einen einfachen Topf entschieden. „Auf dem Induktionsherd kocht das Wasser fast genauso schnell wie im Wasserkocher“, sagt sie.

Ihre selbstgemachte Wimperntusche aus Mandeln hat Schubert mitgebracht und gibt sie im Publikum herum. „Im Glas selber riecht es etwas verbrannt, aber an den Wimpern hält es super“, meint Schubert. Neben Schminke sind auch Rezepte für Putzmittel, ein Einkaufsratgeber und Erlebnisberichte in ihrem Buch gesammelt.

Über den Erfolg, den sie damit hat, ist Nadine Schubert selbst erstaunt. „Die erste Auflage von 5500 Büchern war nach nur drei Tagen ausverkauft und mittlerweile ist schon die vierte Auflage im Handel“, erzählt sie. „Anscheinend trifft das Buch einen Nerv.“

Weggeworfenes Plastik zerfällt in der Natur zwar, verrottet aber nicht. So gelangt es auch in Trinkwasser und die Nahrung. „Weichmacher und Bisphenol können beim Menschen aber zu Diabetes, Allergien, Frühgeburten und neurologischen Erkrankungen führen“, mahnt Schubert. „Durch den ganzen Plastikmüll, den wir wegwerfen, vergiften wir den Planeten, die Tiere darauf und letztlich auch uns selbst.“

Um den eigenen Müllberg zu reduzieren, hat Schubert einige Tipps für die Anwesenden: Produkte lieber im Glas als in Dosen oder Plastikverpackungen kaufen, Einkaufskörbe oder Baumwolltaschen mit in den Supermarkt bringen und saisonal einkaufen.

„Niemand kommt im Juni auf die Idee, einen Weihnachtsbaum zu schmücken, warum muss man dann im Winter Erdbeeren essen“, fragt Nadine Schubert in die Runde.

Das Publikum stellt während des Vortrags viele Zwischenfragen oder bringt Anmerkungen und eigene Erfahrungsberichte vor. Ein Thema war zum Beispiel die Möglichkeit, eigene Behältnisse mit zum Metzger zu bringen, damit sie dort befüllt werden.

„Wenn man eine Box auf die Theke stellt und der Metzger sie da befüllt, ist auch von den Hygienevorschriften her alles in Ordnung“, erklärt Nadine Schubert. „Oft muss man einfach nur mit den Leuten reden, dann ergibt sich da schon was.“

Ein Leben ohne Plastik ist laut der Autorin nicht so schwer, wie man es sich vorstellt. In ihrem Buch oder auf www.besser-leben-ohne-plastik.de hat sie einige nützliche Tipps gesammelt, um die Umstellung auf ein kunststofffreies Leben zu erleichtern. „Schulen, Kulturämter oder die Coburger Designtage haben schon angefragt, ob ich nicht einen Vortrag bei ihnen halten will“, erzählt Schubert. „Mit so viel Nachfrage habe ich gar nicht gerechnet.“

Das Buch „Besser Leben ohne Plastik“ von Nadine Schubert und Anneliese Bunk ist im Oekom Verlag erschienen und kostet 12,95 Euro.

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