Lebkuchendosen mit blonder Maid

23.1.2011, 09:00 Uhr
Lebkuchendosen mit blonder Maid

© privat

Charmant lächelt die blonde junge Frau im Dirndl vom Plakat. Der Kopf neigt sich in Richtung der Werbung für die Ausstellung des Heimatvereins. Ein verlorenes „Der“ ist darüber zu lesen. Ganz oben leuchten drei Dreiecke in den Farben Schwarz-Rot-Gold, daneben ist der Schriftzug www.rep.de zu sehen, wobei das „rep“ mit schwarzem Filzstift übermalt ist.

Für Renate Eisen ein Unding. „Ich war entsetzt“, sagt die SPD-Frau zu den Plakaten, die seit Mitte November im Stadtgebiet standen. Eindeutig seien die Plakate den Republikanern zuzuordnen. Sie selbst habe Bürger gesehen, die vor den Werbeflächen stehen geblieben seien und den Kopf geschüttelt hätten. Im Stadtrat stellte Renate Eisen deshalb eine Anfrage und wollte von der Bürgermeisterin wissen, wie sich das mit der Tatsache vertrage, dass die Stadt doch schon länger dem „Bündnis gegen Rechts“ beigetreten sei.

Ein Mitglied des Heimatvereins habe, wie in den vergangenen Jahren auch, für die Veranstaltung plakatiert, berichtete Birgit Huber (CSU). Dabei handelt es sich um Werner Lippert, der in Oberasbach bei den Republikanern engagiert ist. Die Plakate seien mit Papier überklebt worden, das sich im Regen abgelöst habe. „Das ist eine ungute Situation, aber so schlimm auch nicht“, meinte Huber.

Renate Eisen mochte diese Einstellung nicht nachvollziehen: „So naiv kann man doch nicht sein...“ Thomas Peter (FDP/FOB) forderte die Bürgermeisterin als Vorsitzende des Heimatvereins auf, „Konsequenzen zu ziehen und die Person aus dem Heimatverein zu entfernen“. Heidi Chille (SPD) wollte die Äußerungen Birgit Hubers wörtlich im Protokoll vermerkt wissen – der Antrag fand jedoch nur bei der FDP/FOB Unterstützung.

Auf Nachfrage der Fürther Nachrichten ruderte die Bürgermeisterin am Tag danach zurück: „Ich distanziere mich von den Plakaten, so etwas darf nicht wieder passieren.“ Sie habe die Ständer vor der Aufstellung nicht gesehen. Der 2. Vorsitzende des Heimatvereins, Manfred Gruber, habe sie später von der Problematik unterrichtet und einige Plakate ausgewechselt. Gleichwohl wisse sie, dass sie als Vereinsvorsitzende verantwortlich sei.

Manfred Gruber sieht das anders. Als stellvertretender Vorsitzender, der eigentlich die Geschäfte des Vereins führe, „trage ich die alleinige Verantwortung für die Angelegenheit“. Falls gewünscht, trete er zurück. Gruber hatte die Plakate vorher mit einem Kollegen in Augenschein genommen, sich aber weder an der Frau im Dirndl, den Farben noch der geschwärzten Rep-Internet-Adresse gestört: „Ich hatte keine Bedenken.“

Zur Person von Werner Lippert sagt Gruber, Lippert plakatiere „seit Jahren“ – ohne Probleme – für den Heimatverein. Anstatt der ansonsten verwendeten leeren Plakat-Reiter habe er dieses Mal aber auf anderes, witterungsbeständigeres Material zurückgegriffen. Von der kunststoffbeschichteten Oberfläche löste sich jedoch im Regen die Werbung des Heimatvereins. Daraufhin wechselte Gruber mit Material des Bauhofs fünf der zehn Plakate aus.

Weil es vor Lipperts Eintritt wegen dessen politischer Aktivitäten Diskussionen im Heimatverein gab, hatte Gruber seinerzeit den damaligen Vorsitzenden und SPD-Bürgermeister Bruno Allar angesprochen. „Ich sagte, wir könnten ihm das nicht verwehren, so lange er den Heimatverein nicht als Plattform für die Republikaner missbraucht“, erinnert sich Allar, dem auch keine diesbezüglichen Vorfälle bekannt sind.

Manfred Gruber ist mit den aktuellen Geschehnissen nicht glücklich, will sie aber auch nicht überbewerten. Weder Vereinsmitglieder noch Bürger hätten sich bei ihm beschwert, berichtet er. Allerdings will der Heimatverein jetzt Vorsorge treffen und eigene Plakatständer beschaffen.

Was den geforderten Ausschluss Lipperts angehe, verweist Manfred Gruber auf die Vereinssatzung. Demnach kann der Vorstand mit einfacher Stimmenmehrheit einen Ausschluss beschließen, wenn die betreffende Person „das Ansehen oder die Interessen des Vereins schädigt“. Ist das der Fall? Man habe die Sache besprochen, sagt Manfred Gruber. Es sei kein Beschluss gefasst worden, ob „ein Ausschluss angebracht ist oder nicht“. Und was heißt das konkret? „Wir“, meint Gruber, „warten ab.“