Leckereien aus dem eigenen Beet

21.8.2012, 09:00 Uhr
Leckereien aus dem eigenen Beet

© Wunder

Der Herz’sche Garten ist eine grüne Oase der Ruhe, idyllisch am Ortsrand des schönen Rangaufleckens gelegen. Gerlinde Herz steckt sehr viel Arbeit in ihr Kleinod: „Ich bin viele Stunden mit der Pflege beschäftigt.“ Als gelernte Gärtnerin mit Gartenbaustudium ist sie freilich vom Fach und kennt sich bestens aus.

Damit war sie für Petra Teetz die kongeniale Partnerin für ihr Vorhaben: „Der Trend geht immer mehr zu regionalen Produkten, das Leben auf dem Land ist wieder modern und auch sich selbst zu versorgen – da kam mir die Idee, das auf Franken umzupolen, also ein Buch mit Rezepten aus dem fränkischen Bauerngarten zu schreiben.“

Fachfrau an der Seite

Weil jedoch nicht nur die Kochanleitungen, sondern auch Tipps und Tricks rund um den Anbau und die Pflege der Pflanzen Thema des Büchleins werden sollten, holte sich die in der Nähe von Bamberg geborene Teetz die Fachfrau mit ins Boot. Beide kennen sich über den ars vivendi Verlag.

Ein Jahr liegt zwischen der Idee und der fertigen Umsetzung – und die kann sich wahrlich sehen lassen. Denn entstanden ist nicht nur ein rein äußerlich formschönes Werk mit einer stilvollen Mischung aus Frischem und Nostalgischem durch schlichte Fotos sowie Zeichnungen garniert mit übersichtlichen Texten in einem ungewöhnlichen Format. Nein, dem Duo Teetz/Herz ist es gelungen, dem Leser buchstäblich Appetit auf gesunde und regionale Küche aus dem eigenen Garten zu machen, aufgebaut nach Jahreszeiten.

„Frisch ist’s am Besten“, sagt Herz mit Nachdruck und Teetz nickt entschlossen dazu. „Erdbeeren, die im Januar von irgendwo aus der Welt angekarrt werden – die schmecken doch nach nichts.“ Monat für Monat können sich passionierte Hobbyköche genauso wie weniger Begabte an den Töpfen durch die saisonalen Leckerbissen schlemmen. Denn die Rezepte sind einfach und verständlich geschrieben, die Zutaten kommen aus dem Garten und die Gerichte sind zumeist schnell zubereitet.

So macht Kochen zu jeder Jahreszeit Spaß: kulinarische Frühjahrsfreuden mit Spargel oder Erdbeeren, verlockendes Sommerglück aus Mangold, Zucchini oder Rosenblüten, verführerischer Herbstzauber mit Kürbis, Zwetschgen oder Walnüssen und delikater Wintergenuss von Rosenkohl, Wirsing oder Meerrettich.

Zum Beweis, der freilich gar nicht nötig gewesen wäre, hat Gerlinde Herz einen Rhabarberkuchen aus dem Buch gebacken, Petra Teetz eine Erdbeer-Hollunderblüten-Marmelade mitgebracht.

„Gerlinde, was kochst du heut“, war eine häufig gestellte Frage, erzählt Unterfränkin Teetz lachend. Dabei habe sie durchaus frankeninterne Unterschiede festgestellt: „Hier in Mittelfranken wird mehr mit Bier gekocht als in meiner Heimat, die Küche ist insgesamt deftiger“, sagt die studierte Romanistin und Volkskundlerin, die seit 1994 in Cadolzburg lebt.

„Gigantische Erfahrung“

Nicht nur, dass Bücher, die im Team entstehen, „insgesamt runder werden“, findet sie. Beeindruckt habe sie der „gigantische Erfahrungsschatz“ ihrer Co-Autorin und sie habe eine Menge dazu gelernt. Neben den rein fachlichen Anleitungen und Tipps kommt aber auch der Unterhaltungswert nicht zu kurz.

Um auf die Eingangsfrage zurück zu kommen, die Bressdli. Dazu haben Teetz und Herz Folgendes herausgefunden: In Europa gab es früher nur die kleinen Walderdbeeren, die größeren Arten wurden aus Amerika über den Seeweg geschippert und die Holländer kreuzten sie. In Küstennähe produzierten sie die neuen Sorten in Betrieben und verschifften sie dann von Brest in Frankreich aus weiter – wohl auch in die fränkische Region, wo sie zu „Bressdli“ wurden. Deren lateinischer Name ist übrigens „fragaria ananassa.“

„Aus meim Gärtla“ von Gerlinde Herz und Petra Teetz ist erschienen im ars vivendi Verlag, ISBN 978-3-86913-117-7, und kostet 16,90 Euro.

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