Letzte Chance, um Vincenzenbronner Umgehung zu stoppen

9.1.2017, 13:00 Uhr
Letzte Chance, um Vincenzenbronner Umgehung zu stoppen

© Foto: Petra Fiedler

Der aktive Kern um BI-Vorsitzenden Fritz Krehn trifft sich monatlich. Im Bürgerhaus von Vincenzenbronn bullert der Kanonenofen. Doch nicht nur er sorgt für ausreichend hohe Temperaturen. Es ist das Thema, das einem Teil der Vincenzenbronner Bürger einheizt. „Eine Hälfte des Dorfes ist für die Straße, die andere Hälfte dagegen“, sagt dazu Marlene Hermann, die den Bund Naturschutz Großhabersdorf vertritt, und sie macht eine Gleichung für das Gemeinwohl auf: „Wenn die eine Hälfte der Bürger gegen den Straßenneubau ist, dann kann die politische Gemeinde Großhabersdorf nicht einfach nur dafür sein“.

Gemeinderat Franz Buckel spricht von einer Güterabwägung. Den Vincenzenbronnern würde sehr viel zugemutet, meint er. Und die Mitstreiter in der BI — das sind unter anderem neben Bernhard Müller, Andreas Zill und Guy Spaulding auch Elisabeth Zöllers von der Bronnenmühle, Margarete Müller und Brigitte Krehn-Spaulding – beschreiben die ungleiche Lastenverteilung.

Hinter der Lärmschutzwand

Da sei einmal das ausladende Straßenband, das sich mit Randbauten bis zu 20 Meter breit in die Landschaft fresse. Und sie berichten weiter von den Auffüllarbeiten und der Lärmschutzwand. Drei Meter über dem jetzigen Niveau des Radweges soll die neue Fahrbahn liegen, insgesamt sieben Meter von diesem Ausgangspunkt aus würde die Lärmschutzwand aufragen. Alle im Raum sind einer Meinung, dass dies für die direkten Anwohner nicht nur ein Leben wie hinter Gefängnismauern ist; das Straßenbauwerk, das mit Zu- und Abfahrten noch ergänzt werden muss und Brückenbauten nach sich zieht, würde Vincenzenbronn zerstören.

Während es Fritz Krehn und die Anwohner südlich der jetzigen Hauptstraße vor diesem „Alcatraz-Szenario“ graut, hat sich Guy Spaulding aufgemacht, das zu dokumentieren, was für alle Bürger und nicht nur Vincenzenbronns unwiederbringlich zerstört würde: die reizvolle naturbelassene Auenlandschaft. Wer wissen will, um was es geht, begibt sich auf den bestehenden Radweg. Dort zeigen Schautafeln, was sich alles im Bibertgrund tummelt.

„Was sich noch tummelt“, meint die BI und hat in ihrer Broschüre „SOS, rettet mich!“ das sensible Ökosystem dargestellt. „Wer darin blättert, sieht unsere Heimat mit anderen Augen“, ist Spaulding überzeugt.

In ihrer Publikation „Nein zur Ortsumgehung Staatsstraße ST 2245“ geht die BI einen Schritt weiter: Fotomontagen machen die Dimension der Straße deutlich. „Die Argumente gegen den Straßenneubau wiegen schwer“, sagt der 52-jährige Andreas Zill und mahnt: „Eine Umgehungsstraße zieht Fernverkehr an, das ist den meisten nicht bewusst.“ Fritz Krehn ergänzt, was die Umgehung wirklich bringt: „Man ist fünf Minuten schneller im Stau auf der Rothenburger Straße.“

„Lieber das Geld ins Dorf stecken“, sagt Fritz Krehn. Es wäre genug Platz für Verkehrsinseln und eine Fußgängerüberquerung, zeigt er sich überzeugt. Wenn man sich länger mit dem 65-jährigen Landwirt unterhält, spürt man seine Verzweiflung darüber, dass solche Vorschläge auch in der Vergangenheit verpufft sind.

Tatsächlich haben die Vincenzenbronner im Mai 2015 mehrheitlich für den Bau der Umgehungsstraße gestimmt: 115 Ja- gegen 100 Neinstimmen. „Wäre das anders gewesen“, erläutert Annette Tarvid, Sachgebietsleiterin bei der planenden Straßenbaubehörde, „wäre die Straße vom Tisch.“ So aber habe die Gemeinde ein eindeutiges Votum erteilt. Ähnlich formuliert es auch Bürgermeister Friedrich Biegel. Bei der Abstimmung habe sich die Mehrheit für die Umgehungsstraße ausgesprochen. „Wir haben bezüglich der Planung Nachforderungen gestellt“, erklärt der Bürgermeister und spricht dabei vor allem den Hochwasserschutz an: „Das Straßenbauamt muss hierzu befriedigende Ergebnisse liefern.“.

Inzwischen liegen die Resultate von Verkehrsuntersuchung, Vermessung und Baugrunduntersuchung vor. „Unser Ziel ist es, Mitte 2017 den Vorentwurf fertigzustellen und im Herbst mit der Aufstellung der Planfeststellungsunterlagen zu beginnen“, sagt Planerin Tarvid.

Gefragt, ob überhaupt noch eine Möglichkeit bestünde, den Straßenneubau zu stoppen, sagt Annette Tarvid vorsichtig: „Dann müssten die Bürger ein eindeutiges Votum abgeben“.

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