Liebe und Triebe im Klosterhof

25.6.2014, 21:00 Uhr
Liebe und Triebe im Klosterhof

© Rempe

Wer dieser William Shakespeare wirklich war, wagen Forscher bis heute nicht ohne Wenn und Aber zu beschwören. Sicher ist, dass der weise Vielschreiber, der diesen Namen benutzte, unendlich tief in die Seelen und Köpfe seiner Mitmenschen zu blicken vermochte. Sein „Sommernachtstraum“, eines seiner meist gespielten Stücke immerhin, hantiert mit unbewussten Sehnsüchten und unterschwelligen Lüsten, als hätte längst schon Sigmund Freud seine Finger im Spiel gehabt.

Launige Zaubertricks

Hat er natürlich nicht. Trotzdem blättert Shakespeare in seiner klugen Komödie mit verblüffender Leichtigkeit auf, was uns im Innersten zusammenhält: die Liebe. In all ihren Irrungen und Wirrungen. Dem Barden aus Stratford-upon-Avon genügte ein bescheidener Kniff, und schon folgen wir ihm in ein wahrhaftiges Gefühlsdickicht: Statt langatmiger Erklärungen schickt er uns ein paar Elfen und lässt launige Zaubertricks vom Stapel. Und prompt ist sein buntes Karussell der Leidenschaften um ein paar Nummern reicher, trudelt von inniger Zuneigung zu verzweifeltem Nachstellen in Stalker-Manier und macht vor blinder Ekstase nicht Halt.

Ein volles Pfund an reizvollen Themen also. Und so nimmt Regisseur Frank Landua die Auseinandersetzung mit dieser Wundertüte von Stück auch auf. Sauber arbeitet er mit dem hochmotivierten Ensemble der Klosterhofspiele die verschiedenen Motive auf. Dabei entgeht ihm selbstverständlich nicht, dass die Liebe hier stets in einem Atemzug mit Macht und Hierarchie ausgesprochen wird.

In der Welt der Athener fügen sich die Frauen. Kuschen oder Kloster, so heißt die Parole. Elfenkönigin Titania (sehr schön selbstbewusst: Doris Hanslbauer) hustet dieser Idee etwas und kann von Elfenboss Oberon (Rainer Denk) nur mit Magie – siehe oben – bezwungen werden.

Während das wunderbar spitzohrige Elfenpaar seinen Ur-Konflikt intensiv ausspielt, könnten die beiden Jung-Athener Lysander und Demetrius (Lothar Schneider und Paul Kümmerer) noch eine Spur mehr individuelles Profil auflegen. Ein Punkt, der den Regisseur fordert. Ihre Partnerinnen (Christiane Sobisch als Helena und Teresa Hanslbauer als Hermia) bringen sehr selbstständige Charaktere auf die Bühne.

Stolz sein dürfen die rührigen Klosterhof-Aktiven ganz fraglos auf ihre Mitglieder, denn es klappt augenscheinlich mühelos, sämtliche Partien passgenau zu besetzen. So gesellt sich ein springlebendiger Puck (Alexander Heubeck) zu einer zauberhaft rotzigen Elfe Butterblume (Helen Schottenhamml). Als unumstrittene Abräumer des Abends indessen entpuppen sich die Handwerker, die mit Slapstick- Schmackes durch ihre Nummern wirbeln. Allein die Hingabe, die zum Beispiel Susanne Laurenti als Handwerker Schnauz in ihren kleinen, feinen Auftritt als Mauer steckt, ist etwas Besonderes.

Vollkommen offen bleibt allerdings die Frage, warum dieser Traum von einer Langenzenner Sommernacht in Gesten und Taten so überaus zurückhaltend bleibt. Während heiße, unzweideutige Liebesbekenntnisse ausgesprochen werden, berühren sich sämtliche Paare mit einer biederen Zurückhaltung und Keuschheit, als hätte die anfangs ausgesprochene Kloster-Drohung schon ihre volle Wirkung entfaltet. Ein bisschen deutlicher leidenschaftlich dürft’s denn schon sein.

Liebevolle Details

Keinerlei Hemmungen legt sich dafür der Klosterhof auf, der als Spielstätte ungebremst seinen Charme entfaltet. Bühnenbild und Kostüme (ebenfalls Doris Hanslbauer) punkten mit Phantasie und Witz. Vom bocksfüßigen Puck bis zu Titanias Prunk passt in dieser Produktion jedes Kostümdetail und zeugt von intensiver Überlegung.

Und wenn dann langsam die Dämmerung den Klosterhof in sanftes Abendlicht hüllt, während die Schwalben ihre Kreise ziehen und der Storch seinen Jungen im Nest auf dem Dachfirst über der Bühne etwas vorklappert – dann ist der Sommernachtstraum perfekt.

Klosterhofspiele Langenzenn 2014: „Ein Sommernachtstraum“, Prinzregentenplatz 1. Termine: 27./28. Juni, 4./5./11./12./17./18./19./25./26./31. Juli, 1./2. August, jeweils 20.30 Uhr, auch bei ungünstiger Witterung. Eintrittskarten (14-20 Euro) in Fürth im FN-Ticket-Point (Rudolf-Breitscheid-Straße 19, Tel. 7 79 87 18), 20 Prozent Zac-Rabatt. Weitere Infos unter www.klosterhofspiele.de

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