Liebesgrüße aus Moskau

12.12.2006, 00:00 Uhr

Der 22-jährige José Luis Hernándes-Estrada aus Mexiko, am Anfang einer vielversprechenden Karriere stehend und dem Orchester freundschaftlich verbunden, gewann die Herzen der Zuhörer beim Sturm durch wilde Läufe, aber ebenso mit eindrucksvoller Gestaltung der gesanglichen Passagen. Das Sinfonieorchester bot ihm nicht nur bei den häufig geforderten Wechsel der Tempi eine sichere Grundlage. Unbeschwert erforschen wie ein «Märchen aus tausendundeiner Nacht“ lässt sich die russische Seele bei der sinfonischen Dichtung «Scheherazade“ von Nicolai Rimski - Korsakow. Zwei Themen stehen hier im Mittelpunkt des musikalischen Geschehens: Das eine charakterisiert mit mächtig drohenden Trillern den in seiner männlichen Ehre gekränkten und deswegen grausamen Sultan. Das Gegenthema der liebreizenden und listige Scheherazade stellt die Solovioline vor (Valentina Pilny bot eine reife Leistung) und variiert es in zahlreichen Kadenzen. Faszinierende Rhythmen, feinste Farbabstufung und

sinnbetörender Klang machen den Zauber dieser Komposition aus. Das opulente sinfonische Werk stellt auch sehr hohe technische und gestalterische Ansprüche. Bei dem jungen Ensemble lief es erfreulich «rund“: wunderschön gestaltete Melodienbögen der Streicher, gelungene Bläserpassagen und eine sichtbare Freude bei den jungen Musikern, von denen alle ihr Bestes gaben. Wer diesen Parforceritt unter der sicheren und selbstbewussten Führung von Bernd Müller ohne Absturz hinter sich gebracht hat, den wird auch künftig nichts mehr schrecken. W.R.