Löhe-Hochschule baut Brücken zwischen den Religionen

29.5.2018, 21:00 Uhr
Löhe-Hochschule baut Brücken zwischen den Religionen

© Foto: Edgar Pfrogner

Institutsleiter Elmar Nass war vor seiner Berufung 2013 auf den Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialethik Aachener Domvikar. Und zum Priesteramt hat er erst nach seiner Ausbildung zum Bankkaufmann gefunden. Als "Paradiesvogel" sorgt er in Fürth für frische Impulse ohne konfessionelle Scheuklappen. Dabei wird der 51-Jährige seit April auf eigenen Wunsch von der 20-jährigen Armany Ramadan unterstützt. Die neue wissenschaftliche Hilfskraft ist Muslimin und trägt als solche gerade ihrem Namen in besonderem Maße Rechnung. Denn noch bis 14. Juni gelten für sie die Vorschriften des islamischen Fastenmonats Ramadan.

Mit Begeisterung dabei

Seit einem Jahr studiert die Tochter eines libanesischen Vaters und einer deutschen Mutter in Fürth Gesundheitsökonomie und Ethik. Die gebürtige Karlsruherin, die in Schardscha in den Vereinigten Arabischen Emiraten zur Schule gegangen ist, kann sich später einmal eine Berufstätigkeit bei einer karitativen Organisation vorstellen, möchte zuvor aber möglichst viele Kommilitoninnen und Kommilitonen mit ihrer Begeisterung für Ethik anstecken.

Ihr Auftrag am Institut: Brücken schlagen und neue Perspektiven aufzeigen. Dem trägt Armany Ramadan etwa mit dem Ethikblog des Instituts Rechnung, für den sie Verwandtschaft im Libanon und den USA gewonnen hat. Daneben engagiert sie sich für den monatlichen Institutsstammtisch in der Fürther "Kaffeebohne". Zuletzt stand hier das umstrittene Polizeiaufgabengesetz zur Diskussion.

Gefordert war die Muslimin aber auch bei der Diskussion um die Ausgestaltung eines Andachtsraumes im Erweiterungsbau, der gerade am Parkrand entsteht. Es ging um die Frage, welcher Stellenwert einzelnen religiösen Symbolen hier zukommen kann, um Andersgläubige nicht vor den Kopf zu stoßen. Bibel und Kreuz dürfen als Zugeständnis an den Träger der Einrichtung natürlich nicht fehlen, aber auch für Koran und Gebetsteppich soll noch Platz sein. "Ich habe kein Problem mit der Bibel auf einem Lesepult", sagt Armany Ramadan. Hauptsache, es werde keine Religion allzu aufdringlich in den Vordergrund gestellt. Elmar Nass wiederum geht es um das Vermitteln eines positiven Menschenbildes, das in den verschiedensten Religionen zum Ausdruck kommt. Am humanistischen Islam schätzt der Institutsleiter, dass er auch Menschen anderer Religionszugehörigkeiten Würde beimisst.

Im Mittelpunkt der Institutsarbeit stehe das Bemühen um gute Lebensführung. Diese sei geknüpft an die Bereitschaft, Verantwortung gegenüber den Mitmenschen zu übernehmen. "Wir wollen Brücken zwischen den Religionen aufzeigen und auch Atheisten ansprechen", formuliert Nass den Auftrag. Armany Ramadan schätzt er als integrierende Kraft, die Impulse für den Dialog mit den Studierenden gibt.

Resonanz auf Wettbewerbe

Auf zunehmendes Interesse stoßen daneben die vom Institut veranstalteten Ethikwettbewerbe. Im Rahmen des Wilhelm-Löhe-Nachwuchspreises Ethik haben erst kürzlich Studenten aus ganz Deutschland Ideen für menschlichere Medizin und Pflege entwickelt.

Derzeit läuft ein Schülerwettbewerb. Über 30 Beiträge sind schon eingegangen. Einer davon kommt aus Spanien. Am 5. Juli ist die Preisverleihung mit Volker Heißmann geplant. "Die gute Resonanz übersteigt fast unsere personellen Kapazitäten", sagt Nass.

Zum Stadtjubiläum "200 Jahre kommunale Eigenständigkeit" will das Ethikinstitut im Juli Schülern die Idee der Sozialen Marktwirtschaft mit einem Quiz näher bringen. Zuvor schon veranstaltet das Ethikinstitut unter Mitwirkung von Armany Ramadan am 13. Juni in der Nürnberger Dienststelle des bayerischen Finanzministeriums einen Festakt anlässlich der Einführung der D-Mark vor 70 Jahren. Im Mittelpunkt: die Herausforderungen der Digitalisierung für die Werte- und Wirtschaftsordnung.

Gemeinsam mit der Uni Münster wird eine Fachtagung zur Sozialen Marktwirtschaft organisiert, und eine Exkursion führt Studenten zum Deutschen Ethikrat nach Berlin.

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