Lustvoller Zithertod

24.4.2018, 13:01 Uhr

Indem sie Potenziale aufzeigen, die im volksmusikalischen Vokabular schlummern, und dabei auch Ländergrenzen überwinden, erweitern sie das Erfahrungsfeld der Sinne. Weltmusik ist ihr Ding, aus ihren Instrumenten holen die um die 30 Jahre alten Musiker alles heraus. Und mehr noch, sie hauchen ihnen zusätzliche Ausdrucksmöglichkeiten ein. Etwa mit dem Singen ins klingende Instrument, wodurch eine obertonreiche Zweistimmigkeit entsteht, oder im tonlosen Blasen, mit dem der Windhauch Einzug in die Musik hält.

Im Ausreizen der Möglichkeiten macht den mit allen Wassern gewaschenen Musikern aus der Wachau so schnell keiner etwas vor. Am ehesten noch kommt ihnen das ebenfalls aus Studenten der Wiener Musikakademie rekrutierte, aber noch stärker komödiantisch geprägte Septett Mnosil Brass gleich. Der Ideenreichtum, mit dem die Federspieler Traditionen auseinandernehmen und neue zusammensetzen, kennt jedenfalls keine Beschränkungen. Dass sie darüber hinaus so lustvoll am Werk sind, macht ihre Auftritte zu einem Erlebnis.

Zwischen der lyrischen, mit unbegrenztem Tonumfang versehenen Tuba von Roland Eitzunger — der Mann hält das gewichtige Trumm tatsächlich den ganzen Konzertabend lang wie eine Feder im Arm — und der Klarinette von Frédéric Alvarado-Dupuy als hölzerner Exot in der Blechfamilie entwickelt sich ein fantastischer Spannungsbogen. Leuchtkraft erhält das Klangspektrum durch die Farbtupfer des A-cappella-Gesangs.

Schon das Eröffnungsstück "Morsen" ist Programm. Aus dem Choral "Der Wald ruft" entwickeln sich Morsezeichen, der 7/8-Takt ist in 2-2-3 unterteilt. Damit überwindet die Musik mühelos die Schwerkraft schlichterer Metren. Programm ist auch der finale "Zithertod". Ausgehend von einem Gedicht Ernst Jandls wird hier die Demontage überlebter Tradition zelebriert und ihre Wiedergeburt in neuer Frische gefeiert.

Märchen mit Spieluhr

Dazwischen streut Trompeter Ayac Iuan Jimenez-Salvador mit lockerem Falsettgesang mexikanische Gstanzln ein, und Posaunist Matthias Werner erzählt das Andersen-Märchen vom Zinnsoldaten mit einer Spieluhr. Ausflüge nach Skandinavien und auf den Balkan machen den Abend zur abwechslungsreichen Weltreise. Höhepunkt ist das Klangerlebnis "See You". Hier werden alle Möglichkeiten von Instrument, Stimme und Luftsäule ausgereizt, wobei auch alle Arten von Dämpfern das Ausdrucksspektrum der Instrumente erweitern.

Was Federspiel auch immer anpackt, wird bis ins Detail ausgefeilt, mal impulsiv, mal lyrisch, aber immer mit Esprit und Raffinesse vorgetragen.

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