„Man kann ja nicht an nichts denken“

18.2.2011, 11:15 Uhr
„Man kann ja nicht an nichts denken“

© Kiefner

Über 700 Runden im Kreis — Wundert es Sie, wenn jemand sagt, der spinnt doch, der Wimmer?

Wimmer: Im Gegenteil. Dafür habe ich absolut Verständnis. Man muss ja ein bisschen verrückt sein, um sich derart anzustrengen, ohne dass man dafür Geld bekommt. Was ich mache, gehört nicht zur normalen Gedankenwelt eines Hobbysportlers. Ich will halt das Besondere erreichen und über meine körperlichen und geistigen Grenzen hinausgehen.

Haben Sie Entzugserscheinungen, wenn Sie mal krank oder verletzt sind?

Wimmer: Ich bin nie krank und auch nie verletzt, aber ich schaffe es auch so, mal einen Ruhetag einzulegen. Eine ganze Woche ohne Laufen käme für mich jedoch nicht in Frage. Es gibt ja auch keine Woche, in der ich nichts esse. Laufen gehört zu meinem Leben untrennbar dazu.

Ist das eine Sucht?

Wimmer: Sucht ist ja was Negatives. Ich dagegen schade weder mir noch meinem Umfeld.

Das stundenlange Laufen auf der Hallenbahn ist eine sehr spezielle Herausforderung, weil die Kurven geneigt sind. Wie gehen Sie damit um? Wechseln Sie mal die Richtung?

Wimmer: Nein, ich laufe zwölf Stunden immer linksrum, weil ich eher Verletzungen befürchte, wenn ich nach ein paar Stunden wechsle, wo sich doch mein ganzer Bewegungsapparat auf linksrum eingestellt hat.

Ist das nicht unglaublich eintönig und belastend?

Wimmer: Ich rechne wegen der Steigung in den Kurven schon damit, ein, zwei Wochen lang orthopädische Probleme zu haben, mehr aber auch nicht. Und es ist natürlich eine einmalige Veranstaltung, die man nicht jedes Jahr wiederholen sollte.

Was denken Sie beim Laufen?

Wimmer: Man kann ja nicht an nichts denken. Die Gedanken füllen sich, und speziell an so einem Veranstaltungstag muss man konzentriert bleiben. Ich denke also eher an logistische Sachen, daran, wann ich etwas esse oder trinke. Außerdem habe ich Ablenkung durch Helfer und Freunde, die mit mir sprechen und ein paar Runden mit mir drehen. Es ist Leben in der Halle, mit Musik und Moderation, das lenkt mich ab. Da kommt keine Langeweile auf.

Sie laufen am Samstag für einen guten Zweck. Wie sieht das konkret aus?

Wimmer: Wir verkaufen natürlich Essen und Trinken. Außerdem kann jeder Mann und jede Frau kommen, mindestens fünf Euro bezahlen, und auf den äußeren Bahnen eine gewisse Zeit mitlaufen.

Angenommen, Sie knacken den Rekord von 140,9 Kilometern auf der Bahn. In welcher Statistik taucht so eine Bestmarke auf?

Wimmer: Es gibt die Weltvereinigung der Ultramarathonläufer, die IAU. Da wird das geführt. Wir haben den Lauf ganz normal beim Deutschen Leichtathletik-Verband angemeldet und natürlich alle Voraussetzungen erfüllt: Es gibt Kampfrichter, geeichte Zeitmessung, Zeugen, Video- und Foto-Dokumentation und ein Protokoll von der Vermessung der Bahn, und es müssen mindestens drei Teilnehmer angemeldet sein. Wir sind sogar zu sechst.