Märchenhafte Weihnachtszeit im Stadttheater Fürth

8.12.2016, 09:30 Uhr
Märchenhafte Weihnachtszeit im Stadttheater Fürth

© Foto: Hubert Bösl

Das weiße Kaninchen hoppelt hektisch und blickt auf seine Uhr. So beginnt eines der wunderbarsten Kinderbücher, das seit seinem Erscheinen vor 151 Jahren mit weisem Nonsens begeistert. Lewis Carroll, der Schöpfer der surrealen Geschichten, hieß eigentlich Charles Dodgson und wirkte als Mathematikprofessor in Oxford. Scheu sei er gewesen, ein schüchterner Mann, der stotterte, so beschrieben ihn Zeitgenossen. In seinen Alice-Abenteuern entführt er in eine traumhafte Welt, die von unglaublich skurrilen Wesen bevölkert wird.

„Es geht bei ihm eigentlich stets um die Frage: Wer bist du? Wie willst du erscheinen? Wer willst du überhaupt sein?“, sagt Thomas Stang, der Regie führt und für das Bühnenstück aus Carrolls reicher Vorlage schöpfte. Zum Zuge kommen in seiner Kult-Fassung nun Figuren und Szenen sowohl aus „Alices Abenteuer im Wunderland“, als auch aus dem Nachfolgeband „Alice hinter den Spiegeln“.

Zum ebenso liebenswürdigen wie grotesken Personal dieser Aufführung gehört selbstverständlich Titelheldin Alice, die Josephine Mayer spielt. Sunna Hettinger ist die herrschsüchtige Herzkönigin. Tristan Fabian, Damjan Batistic und David Schirmer übernehmen Fabel-Helden wie den verrückten Hutmacher oder die fragile Grinsekatze. Mit von der Partie ist auch ein unvergleichliches Zwillingspaar: Als Twideldi und Twideldum treten Rob Stephan und Bird Berlin an. Außerdem kommt von den beiden Musikern der Sound zum Stück.

Natürlich ist auch hier die Phantasie Trumpf. Zu hören sein wird unter anderem der liebliche Klang einer singenden Säge, und Rob Stephan verrät sogar, wie einem Ritter mit Rüstung für die Aufführung das bühnenwirksame Scheppern beigebracht wurde: „Was so gut klirrt, ist in Wirklichkeit das Klappern einer Auflaufform aus Blech.“

Absurde Erwachsenenwelt

Wobei „Wirklichkeit“ nicht nur in der Werkstatt der Geräuschemacher ein wichtiges Stichwort ist. Die Inszenierung, sagt Stang, setzt sich grundsätzlich damit auseinander, was wir als Realität betrachten: „Unsere Erwachsenenwelt wird ja schnell total absurd, wenn man sie aus dem naiven Blickwinkel eines Kindes betrachtet.“ Genau das tut aber Alice. Erzählt wird auf der Bühne ihr Kontakt mit den überspitzten Regeln der Großen, die ihr nicht einleuchten wollen. „Letztlich rebelliert sie dagegen, so wie es Jugendliche dann in der Pubertät tun.“ Stang lässt durchblicken: „Das Stück endet aber mit einer ganz harmonischen Szene.“

Wesentlich ist ihm nicht zuletzt, dass die Fürther Alice als „ganz bodenständiges Mädchen“ erscheint. Aus dem Rahmen fallen die Gestalten, die ihr im Wunderland begegnen. Fabelhafte Figuren, die Stang seit langem begleiten, ohne dass es ihm bewusst war: „Früher war ich ein großer Genesis-Fan, und auf den Platten war immer das Charisma-Label abgebildet: ein Mann mit einem großen Zylinder.“ Erst jetzt sei ihm plötzlich klar geworden, dass es sich bei dem unvergesslichen Typen um den verrückten Hutmacher aus den Alice-Geschichten handelt. Überhaupt zählen die Helden aus dem Wunderland längst zum Inventar des „kollektiven Kultur-Gedächtnisses“ und wurden schon unzählige Male herbeizitiert.

Zur Magie der Welt, die Lewis Carroll erdachte, gehören Tricks und Zaubertränke. Wie lässt sich das auf die Bühne bannen? „Wir bauen ein Grundprinzip weiter aus, mit dem wir bei Kult schon seit längerem experimentieren: Scherenschnitt- und Schattenspiel-Effekte“, so Stang. Alice, so viel ist damit schon klar, kann also mühelos klitzeklein und riesengroß werden. Klingt nach märchenhaftem Spaß.

„Alice im Wunderland“: Premiere am Sonntag, 18 Uhr, Stadttheater. Weitere Termine: 12.-15. (je 9 und 11 Uhr), 17. (18 Uhr), 18. (15 Uhr), 19.-23. (je 9 und 11 Uhr), 25./26. (je 18 Uhr) Dezember. Karten im FN-Ticket-Point (Breitscheid-Straße 19, Tel. 2 16 27 77) und an der Theaterkasse.

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