Maroder Kanal: Zirndorf muss improvisieren

15.6.2018, 06:00 Uhr
Maroder Kanal: Zirndorf muss improvisieren

© Foto: Dittmar

Ein Zustand, von dem die Bevölkerung nichts mitbekommt, der aber in der Fürther Stadtentwässerung Alarmstufe Rot ausgelöst hat. Fieberhaft wird an einer Lösung der Misere gearbeitet, doch das ist gar nicht so einfach. Die rund 50 Jahre alte doppelsträngige Druckleitung aus Asbestzement, mit der Zirndorf als sogenannter Abwassergast an das Fürther Klärwerk angeschlossen wurde, ist nach Angaben von Gabriele Müller, Leiterin der Fürther Stadtentwässerung, bei starkem Frost im Februar an gleich zwei Stellen undicht geworden.

Schon im Oktober 2017 hatte es einen Zwischenfall gegeben. Abwasser trat aus, floss in den Untergrund. Die Schäden konnten zwar umgehend repariert werden, doch bei der anschließenden Dichtigkeitsprüfung sei es zu einem weiteren Materialbruch gekommen. Auch dieser Defekt ist wieder behoben worden, doch jetzt bereite die zur Inbetriebnahme des Kanals vorgeschriebene komplette Dichtigkeitsprüfung Probleme.

Zu wenig Schächte

Dicht muss der Kanal schon deshalb sein, weil er teilweise durch das Wasserschutzgebiet verläuft. Müller: "Um problemlos prüfen zu können, wären etwa alle 200 Meter Revisionsschächte nötig, doch auf der gesamten 1,8 Kilometer langen Kanalstrecke gibt es nur eine Handvoll davon." Warum man früher so gebaut hat, kann sich die Werkleiterin heute allenfalls mit der optimistischen Vermutung ihrer Vorgänger erklären, dass so ein Kanal schon mindestens 100 Jahre schadlos überstehe.

Weitere Revisionsschächte müssten her. Das sei jedoch schwierig, weil der Kanal mittlerweile teilweise unter Privatgrund verlaufe. Zugleich überlege man, ob der alte Kanal im sogenannten Inliner-Verfahren mit Dichtmaterial ausgekleidet werden soll, oder ob ein kompletter Neubau langfristig sinnvoller wäre. Technisch eigentlich keine unlösbare Aufgabe, wären in der Fürther Stadtentwässerung derzeit nicht einige Stellen im Bereich der Planung unbesetzt. Geeignetes Personal zu finden, ist für die Kommune angesichts der Konkurrenz der freien Wirtschaft im Zeichen der Hochkonjunktur und des Fachkräftemangels nicht leicht.

Was die Sache diffizil macht, sind die zum Schutz der Gebührenzahler geltenden strengen Vorschriften für Planung und Bau. Die Abwasserentsorgung wird nämlich über die Gebühren der Nutzer finanziert. Die Renovierungskosten der Zirndorfer Leitung sind laut Müller zwar nicht im aktuellen Wirtschaftsplan vorgesehen, würden aber auch bei einem späteren Zeitpunkt der Sanierung anfallen. Aufgrund der langen Abschreibungszeiträume reduziere sich der jährliche Gebührenanteil erheblich.

Um die aktuelle Hängepartie überwinden zu können, ist ein wöchentlich tagender runder Tisch mit Vertretern der Stadtentwässerung, des Landratsamtes und des Wasserwirtschaftsamtes eingerichtet worden.

Auch in den Rathäusern von Zirndorf und Oberasbach bereitet das Abwasserproblem Kopfzerbrechen. Oberasbachs Bürgermeisterin Birgit Huber klagt darüber, dass die Pumpen der Abwasserstation an der Rothenburger Straße nur für die Menge aus dem eigenen Stadtgebiet ausgelegt seien. Seit 2009 ist Oberasbach Nürnberger Abwassergast und leitet seine Schmutzfracht ins Muggenhofer Klärwerk.

Mit mobilen Pumpen und Personal unterstützt die Fürther Stadtentwässerung Oberasbach jetzt. Ein Dauerzustand kann das freilich nicht sein. Gabriele Müller ist sich auch darüber im Klaren, dass jede weitere Verzögerung Kosten verursacht, die sie vermeiden möchte. Die umfangreiche Nachbarschaftshilfe der vier beteiligten Städte sehen Zirndorfs Bauverwaltungschef Gerhard Klein und seine Fürther Kollegin Christine Lippert als ein gutes Beispiel für interkommunale Zusammenarbeit an.

Keine Kommentare