Max Uthoff: Deutschland fährt im falschen Gang

17.2.2018, 18:57 Uhr
Max Uthoff: Deutschland fährt im falschen Gang

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Da werden in unglaublicher Geschwindigkeit Gedanken entwickelt, Themen angerissen, spitzzüngige Bonmots Richtung Comödien-Publikum geworfen. Und die nächste Pointe fällt, noch ehe die letzte richtig angekommen ist.

Aber es ist ja auch ein sehr weites, komplexes Feld, das Uthoff beackert: "Gegendarstellung" ist nicht weniger als Bestandsaufnahme und Auseinandersetzung mit der deutschen Mentalität, der Politik, dem Weltgeschehen und — am Rande — der Problematik von Geschlechterbeziehungen. Und das in einer Zeit, in der "Satire an ihre Grenzen stößt", wenn etwa Baden-Württembergs Ministerpräsident Kretschmann über die Niederlage seiner Partei im Saarland erklärt, die hohe Wahlbeteiligung habe den Grünen das Genick gebrochen. Überhaupt, die Parteien: Uthoff rechnet gnadenlos scharfsinnig mit falschen Versprechungen und falschen Prämissen bei Politikern und Wählern ab.

Grünen-Wähler? Die "Generation Milchschaum", deren Trachten darauf gerichtet ist, "dass ihr ökologischer Fußabdruck nicht breiter ist als der Reifen ihres SUV". Die Orientierungslosigkeit des FDP-Wählers, die der Partei den Weg aus dem Leichenschauhaus bahnte? Wird nur noch von der des AfD-Wählers übertroffen. Dem Argument, das seien schließlich nicht alles Nazis, begegnet Uthoff mit der Frage, ob man denn auf eine Party mit zehn Gästen gehen würde, wenn einer davon ein psychisch kranker Messerstecher ist.

Sezierender Witz, gepaart mit einem breiten Wissen, das sich nicht zufrieden gibt mit dem oft praktizierten Grundsatz, wonach wahr ist, was nur oft genug wiederholt wird: Uthoff macht politisches Kabarett, das mehr ist als Dreinschlagen mit möglichst vielen Gags. Bloßes Lachen, Abhaken und Weitermachen wie bisher ist eine Möglichkeit, die Uthoff seinem Publikum nicht einfach macht. Denn seine Abrechnung mit dem Kapitalismus, mit einem "pragmatischen Humanismus", der Menschenleben und -würde kostet, ist deutlich an alle gerichtet, nicht nur an "die da oben".

Freilich ist seine Diagnose so niederschmetternd, dass sich die Frage stellt, was denn als nächstes kommen soll. "Wer nicht hört, dass er im falschen Gang fährt — aussteigen!", so kommentiert er den doch eher nutzlosen Drehzahlmesser im Auto. Ungefähr so lautet auch die Schlussfolgerung für Uthoffs politisch-gesellschaftliche Bestandsaufnahme. Aber eine Antwort auf die Frage, wie man danach ans Ziel kommen soll, die gibt auch "Gegendarstellung" nicht.

Bewusst oder unbewusst entlässt Uthoff die Zuhörer in der ausverkauften Comödie mit dem Gefühl, dass aktuell vielleicht keine Partei dieses Landes wählbar ist. Eine Botschaft, die gewiss nicht für eine Rückkehr jener Vernunft sorgt, die Uthoff sich so dringlich wünscht.

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