Mehr als ein altes Gemäuer in Keidenzell

24.1.2015, 13:00 Uhr
Mehr als ein altes Gemäuer in Keidenzell

© Foto: K. Ebert

Das Besondere an dieser Kirche ist ihre Entstehungsgeschichte. Zwischen 1000 und 1100 stand an ihrem Platz nicht mehr als eine kleine Kapelle. Mit den Jahren verfiel sie jedoch.

„Nach dem Dreißigjährigen Krieg kam die Wende. Die Keidenzeller protestierten regelrecht für eine eigene Kirche“, berichtet Pfarrer Wolfram. Doch mehrere Bittgesuche wurden von der Stadt Langenzenn abgelehnt, bis das Anliegen schließlich sogar den bayerischen König beschäftigte.

Es sollte noch viele Jahrzehnte dauern. Erst 1852 schenkte man den Keidenzellern Gehör und verständigte sich auf einen Kompromiss: Man einigte sich auf eine bayernweit wohl einzigartige Symbiose aus Betsaal, Schulhaus und Lehrerwohnung. Am 22. Januar 1865 wurde der erste Gottesdienst in dem schlichten Haus — ohne Glockenturm und Altarraum — abgehalten. Die Pfarrgemeinde Keidenzell war geboren.

Das war der Startschuss für den sukzessiven Ausbau zu einer richtigen Kirche. 1878 kam der Turm, der noch heute steht, hinzu. 29 Meter ist er hoch. „Es war den Keidenzellern wichtig, dass man den Turm weit sieht. 29 Meter, das ist schon beachtlich“, findet Pfarrer Wolfram.

Und das ist es auch, was die Kirche in Keidenzell heute noch so bedeutungsvoll macht. Es ist mehr als eine Gebäude mit Geschichte. „Unsere Kirche ist nicht nur ein Wahrzeichen, sondern auch ein identitätsstiftendes Bauwerk.“ Denn nach wie vor ist Keidenzell eine eigenständige Pfarrgemeinde. Zumindest in diesem Bereich sei man unabhängig von der großen Mutter Langenzenn. Die Kirche, die traditionell das Zentrum des Dorfes bildet, fungiert nach Einschätzung Wolframs auch als solches. Alle Vereine des Ortes arbeiten mit ihr zusammen. „Man könnte schon sagen, dass die Kirche eine bindegliedartige Rolle einnimmt“, sagt Pfarrer Wolfram.

Auch heute noch sieht man dem Gotteshaus seine Geschichte an. Der Glockenturm ist schmal und hoch, weit sichtbar. Die Lehrerwohnung ist vermietet. Pfarrer Wolfram steht vor der Kirchentür und zeigt eine Klingel: „Und wo sonst gibt es so was?“

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