Mehr Biber in Fürth: Nager sorgen für Gesprächsstoff

18.1.2018, 06:00 Uhr
Mehr Biber in Fürth: Nager sorgen für Gesprächsstoff

© Foto: Dittmar

Knapp über der Wurzel, kegelförmig abgenagt, liegt ein umgestürzter Baum direkt neben der Uferpromenade am Interkulturellen Garten. Wie zuvor schon an der Pegnitz im Bereich des Stadtparks erweitert der Biber seinen Aktionsradius zusehends auch an der Rednitz. Solange die Verkehrssicherheit nicht in Gefahr ist, sieht Jürgen Tölk, Umweltschutzbeauftragter im Fürther Ordnungsamt, keinen Handlungsbedarf.

Auch Naturschutzwächter Herbert Schlicht gibt sich gelassen. Denn anders als an kleinen Bächen könne der Nager an größeren Fließgewässern in der Regel keine gravierenden Schäden durch Dämme anrichten. "Ansätze dazu werden doch gleich wieder weggespült", sagt Schlicht. Naturschutzkundliche Führungen bietet er mit Vorliebe im Winter an, wenn kein Laub den Blick auf die Werke des Bibers behindert.

Biberparadies zerstört

Mit Hinweis auf das Biberrevier am Farrnbach in der Unterfarrnbacher Mühltalstraße gibt Tölk zu bedenken, dass auch ein neuer Artenreichtum entstehe, wo Biber am Werk sind. Das wiege den Verlust an Uferbäumen auf. Ein weiteres Biberparadies hat allerdings der jüngste Sturm zerstört. Er vernichtete mit dem Auenwäldchen an der Geißäckerstraße auch den Lebensraum des Nagers dort.

Doch der Biber ist mit zunehmender Population nicht mehr so wählerisch wie vor Jahren noch, als er zu den Raritäten im heimischen Tierreich gehörte. So nimmt er auch mit kleineren Gewässern wie dem Poppenreuther Landgraben oder dem Banderbach vorlieb. Vor einem Jahr sorgte das Beseitigen von Biberdämmen im Landgraben Am Talblick für Ärger bei Anwohnern und Naturschützern. Zuvor schon hatte eine Fällaktion vom Biber geschädigter Bäume am Zirndorfer Banderbach hohe Wellen geschlagen.

Maschendraht gegen Beißattacken

Für Gesprächsstoff sorgt der Nager auch in Weiherhof, wo er ebenfalls am Banderbach-Ufer seine Visitenkarten hinterlässt. Selbst mächtige Eichen können seinen Tatendrang nicht bremsen. Und er wird auch noch in größerer Entfernung vom Ufer aktiv, weshalb etliche Bäume auf dem bewaldeten Abhang neben der Straße Im Stillen Winkel bereits mit Maschendraht gegen die Beißattacken geschützt worden sind.

Martin Sommer von der Naturschutzbehörde im Fürther Landratsamt gibt zu bedenken, dass der Biber durch europäisches Recht streng geschützt ist: "Man darf weder seinen Bau zerstören noch die Dämme." Nur in Ausnahmefällen, etwa wenn Straßen oder Gebäude durch angestaute Gewässer überflutet werden oder Kläranlagen nicht mehr richtig arbeiten können, dürfe man ihm ans Leder.

Einzelgänger, die Platz brauchen

Sommer meint aber, dass es an der Zeit ist, auf europäischer Ebene über die strenge Biberschutzverordnung nachzudenken. Die Zunahme der Population habe eine neue Entscheidungsgrundlage geschaffen.

Drei Biberberater sind allein im Fürther Landkreis mit dem Konfliktmanagement beschäftigt. Die Situation schätzt Martin Sommer noch als vergleichsweise problemlos ein. Dass zunehmend auch kleinere Bäche von dem Nager besiedelt werden, ist ihm zufolge in der Natur der Tiere begründet. Sie sind Einzelgänger und brauchen viel Platz. So bleiben den von ihren Eltern vertriebenen Jungtieren zunächst nur die weniger attraktiven Lebensräume an Bachläufen.

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