Mehr Busse für die Nordstadt

25.3.2019, 21:00 Uhr
Mehr Busse für die Nordstadt

© Hans-Joachim Winckler

Nicht alles, was wünschenswert ist, ist auch machbar oder bezahlbar. Mit dieser Kernaussage sprang infra-Aufsichtsrat und Grünen-Stadtrat Harald Riedel dem seit gut einem halben Jahr amtierenden Chef des Fürther Energie- und Mobilitätsversorgers auf der Jahreshauptversammlung der BI im Bürgerhaus Atzenhof ein ums andere Mal zur Seite. Selbst eine einfach erscheinende Linienverlängerung von Atzenhof nach Ritzmannshof würde das Unternehmen vor einige Herausforderungen stellen.

Etwa 400 000 Euro kostet aktuell ein dieselbetriebener Linienbus. Die künftig präferierte Elektrovariante würde sogar mit 700 000 Euro zu Buche schlagen. "Einfach eine neue Linie einzuführen oder auch nur eine bestehende zu verlängern, kann also richtig teuer werden", lautet Steurers grundsätzliche Einschätzung. Wobei bei dem Beispiel noch nicht einmal der zusätzliche Personalaufwand eingerechnet sei. Letztlich sei das Schaffen neuer Verbindungen im öffentlichen Personenverkehr aber eine politische Entscheidung des Stadtrats. Die infra liefere nur das, was bestellt wurde.

Ganz konkret werden die Probleme mit den Busverbindungen in den Nordwesten immer dann, wenn Brücken wegen Hochwasser gesperrt werden müssen. Dann könnten Schul- und Linienbusse unter anderem nicht mehr nach Flexdorf fahren, weil dies auf bestimmten Routen für Fahrzeuge über zehn Meter Gesamtlänge untersagt ist.

Dies sei zwar generell ein Segen für die jeweiligen Ortsteile, wie der BI-Vorsitzende Siegfried Tiefel bestätigte, "aber für die wenigen Hochwassertage im Jahr muss es doch eine Ausnahmegenehmigung für Busse geben".

Chance für abgehängte Viertel

Dass sich beim Busnetz im Norden und Westen der Kleeblattstadt mittelfristig etwas tut, hoffen Steurer und Riedel aufgrund der Ergebnisse des Verkehrsentwicklungs- und des Nahverkehrsplans. So gebe es konkrete Überlegungen Linien in die Nachbarlandkreise hinaus zu verlängern — eine Chance für bislang mehr oder weniger abgehängte Fürther Ortsteile. Kostspielige Lösungen zur Reduzierung des Pendleraufkommens, wie etwa die Verlängerung der U-Bahn ins Gewerbegebiet an der Würzburger Straße inklusive eines  P + R-Parkhauses, werde es dagegen aller Voraussicht nicht einmal langfristig geben.

Die infra werde sich dennoch weiter daran machen, den öffentlichen Nahverkehr attraktiver zu gestalten — selbst wenn dies einen Spagat zwischen unterschiedlichsten Interessen bedeutet, verspricht Marcus Steurer. Schließlich hätten Senioren, Rollstuhlfahrer, Eltern mit Kinderwagen oder Radfahrer oft ganz konträre Ansprüche an einen Linienbus. Auch das Liniennetz sei alles andere als optimal.

"Wir haben in der Vergangenheit viel zu oft da noch einen Schlenker und dort noch eine Haltestelle eingefügt", so Scheurer. Das habe viele Linien zu lange und damit zu verspätungsanfällig gemacht. Auf mittlere Sicht wolle er dieses "Stückwerk" beenden: "Ich bin kein Freund von Klein-Klein, sondern ich möchte eine große Lösung."

Allerdings müsse man sich auf dem Weg dorthin manchmal mit kleinen Schritten zufriedengeben. Es handelte sich bereits um den dritten Bürgerdialog der BI, um die Möglichkeiten zur Verkehrsentlastung für den Fürther Norden und Westen auszuloten.

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