Mehr Erlebnischarakter: Fürths Stadtmuseum mausert sich

3.11.2018, 10:00 Uhr
Mehr Erlebnischarakter: Fürths Stadtmuseum mausert sich

© Foto: Thomas Scherer

Ob es sich um das Hauptpostamt handelt, um ein Schirmständer-Fachgeschäft oder schlichtweg um gar nichts: Besucher standen bis neulich vor einem Rätsel, wenn sie über die Türschwelle, Adresse Ottostraße 2, traten. Sie standen im Stadtmuseum, doch der zweckmäßig-nüchterne Treppenaufgang ließ mit seinem Frisch-gestrichen-Charme keineswegs auf den ersten Blick erahnen, dass sich ihnen ein paar Meter weiter über tausend Jahre Stadtgeschichte zu Füßen legen.

Doch das wird nun anders, wie so vieles hier, obgleich Museumsleiter und Stadtarchivar Martin Schramm nicht von einer "neuen, sondern veränderten" Dauerausstellung sprechen mag. Gleich hinterm Eingang jedenfalls wandelt der Besucher ab nächster Woche über "Fürther Flusswasser", so Schramm, eine Versinnbildlichung der ehemaligen "Furt", aus der einst die Kleeblattstadt erwuchs. 3-D-Animation macht es möglich — und sämtliche Besucherschuhe bleiben selbstverständlich trocken.

Eine Premiere

Acht Jahre nach seiner Eröffnung wird das Stadtmuseum erstmals in einem Ausmaß aufgepeppt, das allen Besuchern ins Auge fällt. "Am Ende des Geldes", sagt der Chef, "waren damals noch jede Menge Ideen übrig", Ideen, die jetzt — und nicht zufällig im Stadtjubiläumsjahr — finanzierbar sind. 200.000 Euro, 25 Prozent davon finanziert von der Landesstelle für nichtstaatliche Museen, fließen in Maßnahmen, die die 700 Quadratmeter umfassende Schau moderner und im besten Sinn musealer machen sollen.

Völlig neu ist etwa eine große Tafel zu Beginn, die den Besucher mit Basis-Daten zur Stadt und zur Bevölkerungsentwicklung versorgt; ein sogenannter Touchtable-Monitor ermöglicht nun den Direktvergleich alter und neuer Luftaufnahmen. Wie etwa Oberfürberg 1960 von oben ausschaute und 2018, ist hier erfahrbar.

Haptisch interessanter soll das Haus werden in Zeiten, in denen die finanziell ungleich sanfter gebettete Konkurrenz im Windschatten des Rathauses, das Ludwig-Erhard-Zentrum, nicht schläft und reichlich Publikum einfährt.

Zeitreise mit Technik

Eine VR-Brille macht eine Fahrt durch Fürth im 18. Jahrhundert möglich, ein Metallschlagstein soll zum Ausprobier-Hit in Führungen werden, eine Spiegelglasvitrine einen ehedem blühenden Industriezweig Fürths repräsentieren und Lesesteine aus der Zeit vor der mechanischen Brillenherstellung vor Augen führen, wie es Kurz- wie Weitsichtigen vor ein paar hundert Jahren erging.

Besonders stolz ist Schramm auf eine Feuerwehrspritze aus dem 19. Jahrhundert, zur Verfügung gestellt von der Freiwilligen Feuerwehr Mannhof — die Spritze wurde nicht nur in Fürth eingesetzt, sondern auch in Fürth gebaut.

Komplett neu gedruckt wurde die den Saal dominierende Zeitleiste, die zuvor bei Tageslicht zu stark reflektierte und nun schwarz statt hellgrün ist, ergänzt zudem um einen Monitor, der die Fürther Ereignisse der nuller und zehner Jahre dokumentiert. Ebenfalls neu sind ein Monitor zur Geschichte der Michaelis-Kirchweih sowie ein Ausstellungsbereich zur Kaiserzeit — die war Schramm zufolge bislang unterrepräsentiert. "Fürth hatte nach dem Ersten Weltkrieg nie wieder die Bedeutung jener Zeit."

Museumsfest am 18. November

Auch den ganz jungen Besuchern gegenüber zeigt sich das Stadtmuseum demnächst freundlicher als zuvor, schon vor dem Eingang zur Dauerausstellung wird es einen Spieletisch geben, bestückt unter anderem mit einem Fürth-Memory. "Ich hoffe", so Schramm, "dass das Museum so attraktiv wird, dass man es gern ein zweites Mal besucht." Zu sehen ab 7. November, offizielle Eröffnung ist mit dem Museumsfest am 18. November.

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