Mehr Gesundheit durch Bewegung im Alter

8.10.2015, 21:00 Uhr
Mehr Gesundheit durch Bewegung im Alter

© Foto: Giulia Iannicelli

Andrea Majer (Name geändert) hat Diabetes. Die 67-Jährige ist aber noch nicht, wie viele ihrer Leidensgenossen, auf Insulin oder andere Medikamente angewiesen. Von ihrer Versicherung hat sie gehört, Bewegung sei gut, um gegen die Folgen ihrer Krankheit anzukämpfen.

Wissenswertes dazu gab es am Mittwoch bei einer Informationsveranstaltung der Krankenkasse DAK. Rund 380 Personen waren dem Ruf in die Grüne Halle am Südstadtpark gefolgt, die schnellsten 50 von ihnen erhielten einen Schrittzähler als Geschenk — auch Andrea Majer. Zusammen mit allen anderen Teilnehmern lief sie um den Südstadtpark. 1747 Schritte zeigte Majers taschenuhrgroßes Gerät nach einer Runde an. Bei ihrer Schrittlänge entspricht das 1100 Metern.

Bewegung ist wichtig. Denn immer mehr Deutsche leiden an Übergewicht — jeder Vierte ist zu schwer. Waren die Menschen zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch durchschnittlich 19 Kilometer (!) am Tag unterwegs, sind es heute nur noch ungefähr 700 Meter. Autos, die sie ins Büro bringen, starre Computerarbeitsplätze und die bequeme Couch vor dem Fernseher haben sie träge gemacht. Die Folge: so genannte Zivilisationskrankheiten wie Diabetes oder Schlaganfall.

Freilich gibt es dagegen Medikamente und Therapien. „Das beste Mittel ist schon der Weg zur Apotheke, natürlich zu Fuß“, scherzt Thomas Wessinghage. Trotz seiner 63 Jahre sieht der Mediziner noch fit aus — kein Wunder, war er doch in den 1980er Jahren Profi-Langstreckenläufer und einmal auch Leichtathletik-Europameister.

Er malt ein düsteres Bild: „In Zukunft gibt es nur noch übergewichtige Deutsche.“ Und mit den zusätzlichen Pfunden auf der Hüfte steige eben auch das Risiko, Diabetes zu bekommen oder einen Herzinfarkt zu erleiden. „An der Zuckerkrankheit ist der Mensch zu 90 Prozent selbst schuld — durch mangelnde Bewegung und schlechte Ernährung.“

Dabei wäre für den täglichen Spaziergang eigentlich genug Zeit, glaubt man einer Studie der Organisation für Entwicklung und wirtschaftliche Zusammenarbeit: Die Deutschen haben pro Tag sechseinhalb Stunden Freizeit — damit sind sie fast spitze in Europa. Zieht man davon die dreieinhalb Stunden ab, die sie vor dem Fernsehgerät verbringen, bliebe genügend Zeit für den Sport übrig.

„Wenn Sie dreimal in der Woche 40 Minuten spazieren gehen, senken Sie das Risiko, an Diabetes zu erkranken“, sagt Wessinghage. Außerdem reduziere die körperliche Aktivität nachweislich Schmerzen. Auch auf Blutdruck und Blutzuckerspiegel wirke sich die Bewegung positiv aus. Das hat auch die Aktion im Südstadtpark bewiesen. Einige der 380 Teilnehmer ließen vor und nach dem Spaziergang ihren Blutzuckerwert messen. Der Wert sei etwa um ein Viertel niedriger als vorher, fasst Wessinghage die ersten Ergebnisse zusammen.

Nicht nur der Zuckerkrankheit werde damit ein Schnippchen geschlagen, wie Bernd Mayer, Leiter des DAK-Regionalzentrums Nürnberg, zu berichten weiß: „Wer täglich 10 000 Schritte zurücklegt, reduziert das Risiko eines Herzinfarktes um 45 Prozent, das eines Schlaganfalls gar um 60 Prozent.“ Auch Andrea Majer will sich in Zukunft mehr bewegen. In der Wohnung möchte sie ein paar Runden auf dem Hometrainer drehen. Und vielleicht ist sie ja jetzt durch den Schrittzähler motiviert, öfter spazieren zu gehen.

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