Mehr Wohnraum für die wachsende Stadt Fürth

21.7.2016, 16:00 Uhr
Mehr Wohnraum für die wachsende Stadt Fürth

© Horst Linke

Um annähernd 2000 Einwohner im Schnitt ist Fürth in den vergangenen fünf Jahren gewachsen. Hinzu kommen 1500 Flüchtlinge, die derzeit in vorläufigen Unterkünften leben, nach einer Anerkennung aber das Recht auf eine Wohnung haben.

Das brachte auch Fürths Oberbürgermeister, der vor nicht langer Zeit noch „die Grenzen des Wachstums“ erreicht sah, zum Umdenken. Kurz vor Weihnachten 2015 lenkte Thomas Jung die öffentliche Diskussion auf den Flächennutzungsplan, jenes Instrument, das verbindlich festlegt, welche Areale in der Stadt welchem Zweck dienen. Zitat Jung: „Wir werden bisherige Grenzen sprengen müssen.“ Da so gut wie alle Baulücken in der Innen- und Oststadt sowie auf den ehemaligen US-Kasernen geschlossen seien, bleibe nichts anderes übrig, als neue Gebiete ins Blickfeld zu rücken.

In den vergangenen Monaten, es war der Einstieg in Fürths „Wohnbauflächenoffensive 2016“, nahm sich das Bauamt eben jenen Flächennutzungsplan vor und 16 Areale in der ganzen Stadt unter die Lupe, die bereits für Wohnbebauung ausgewiesen sind. Das Ergebnis: Keine einzige dieser Flächen, zwischen 1,5 und 11,5 Hektar groß, kann derzeit entwickelt werden. In den meisten Fällen sperren sich die Grundstückseigentümer. Zwingen kann die Stadt sie nicht.

Parallel dazu hatte das Rathaus verkaufswillige Fürther dazu aufgerufen, ihre Grundstücke zu melden, auch wenn diese bislang nicht als Wohnland ausgewiesen sind. Elf Angebote gingen ein, alle elf sah sich die Stadtverwaltung an, acht schieden schon im Vorfeld aus. Die einen liegen im Landschafts- oder Wasserschutzgebiet, andere sind zu schwer zu erschließen oder schlichtweg tabu, weil etwa der SV Poppenreuth seinen Sportplatz nun mal braucht.

Drei Gebiete blieben übrig und wurden am Mittwoch dem Bauausschuss zur Diskussion vorgelegt.

*An der Heidestraße in Unterfarrnbach

*An der Würzburger Straße in Burgfarrnbach zwischen dem Baseballfeld und dem Wohngebiet am Magnolienweg

*In Poppenreuth zwischen Sophienstraße und Kreuzsteinweg

Zuvor hatte Oberbürgermeister Jung ins Gedächtnis gerufen, dass an der Billinganlage, dem Ex-Norma-Gelände am Rande der Hardhöhe und an der Hans-Bornkessel-Straße in der Südstadt hunderte Sozialwohnungen entstehen werden. Es mangele in Fürth aber auch an Raum für Einfamilienhäuser. „Wir müssen diese Schichten ebenfalls bedienen“, betonte Jung. Sozialwohnungen in der Stadt, Einfamilienhäuser im Landkreis – das könne nicht die Lösung sein.

In Poppenreuth regte sich dennoch Widerstand von Anwohnern. Nicht nur Tiere wie Kiebitze und Rebhühner seien von den Plänen bedroht, sondern auch die Existenz eines Landwirts, der die Flächen gepachtet habe. Wie SPD-Rätin Gabriele Chen-Weidmann im Ausschuss sagte, rücken deshalb nun auch die Eigentümer davon ab, das Areal verkaufen zu wollen. Der Dorfgestaltungsverein Poppenreuth brachte eine Ersatzfläche ins Spiel: zwischen Marktackerweg und Brettergartenstraße. Der Ausschuss beschloss, den Vorschlag zu prüfen und das zunächst anvisierte Gebiet am Kreuzsteinweg zurückzustellen.

Die Verwaltung wurde damit beauftragt, lediglich für die Flächen an der Heidestraße sowie an der Würzburger Straße in Burgfarrnbach die nächsten Schritte einzuleiten. Zusammen sind sie rund 50 000 Quadratmeter groß, geschätzt könnten dort maximal 80 Einfamilienhäuser entstehen, hieß es im Ausschuss.

„Immerhin“, meinte Thomas Jung. Er verhehlte aber auch seine Enttäuschung nicht, dass der Einstieg in die Wohnbauflächenoffensive „nach all dem Aufwand“, so der OB, doch eher bescheiden ausfällt. Bis an den beiden Standorten Häuser entstehen könnten, werden laut Baureferent Joachim Krauße mindestens drei Jahre vergehen: „Einen Flächennutzungsplan zu ändern, ist ein aufwändiger Weg.“

Die Blicke richten sich daher auf Areale, die planerisch schon weiter sind. So entschied der Ausschuss am Mittwoch, einen Bebauungsplan für das Gebiet zwischen Mohn- und Roggenweg in Unterfürberg aufzustellen. Stadträtin Julia Schnitzer (SPD) hatte zuvor vergeblich an ihre Kollegen appelliert, den Acker gegenüber der neuen Norma vor Bebauung zu verschonen. Mit dem Reichsbodenfeld leiste der Ortsteil bereits seinen Beitrag zu mehr Wohnraum.

Apropos: Zum Reichsbodenfeld wird laut Krauße gerade ein Lärmgutachten erstellt, dessen Ergebnis sein könne, dass die Schallschutzwand an der Südwesttangente „ertüchtigt“ werden muss. Ende 2017, schätzt der Baureferent, könnten erste Erschließungsarbeiten für das Gebiet beginnen, in dem rund 260 Wohneinheiten entstehen sollen.

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