Metamorphose im Mülleimer

7.7.2015, 10:05 Uhr
Metamorphose im Mülleimer

© Foto: Thomas Scherer

Für Pia Morgenthum, die sich viele Jahre in der städtischen Bürgerberatung um Städtepartnerschaften gekümmert hat, steckt die Welt voller Wunder. Staunend nimmt sie wahr, was andere achtlos wegwerfen. Ihrem unbedingten Gestaltungswillen ist nichts zu gering, um verarbeitet zu werden. Aus einem ramponierten Kupferblech vom Augustinerhof-Areal entwickelte die 59-Jährige ein wuchtiges Altarbild. Mit plattgewalzten Getränkedosen aus Mallorca, Anspielungen auf den Veit-Stoß-Altar im Germanischen Nationalmuseum und einer Hommage an den Architekten Helmut Jahn.

Fetzen von Plakatwänden und entsorgte Kunstlederüberzüge einer Nürnberger In-Kneipe arrangierte sie zur interaktiven Installation „Punching for Peace“: Eine Einladung an das Publikum, sich an den mit Recyclingmaterial gefüllten Kunstlederbällen abzureagieren und die Welt vor Aggressionen zu verschonen.

Aus mutwillig zerstörten Designartikeln hat Pia Morgenthum Neues entstehen lassen. Plastiken, die zum Ergründen von Strukturen und Verwandlungen anregen. Inspiriert wurde die Künstlerin sowohl vom Installations- und Medienkünstler Fabrizio Plessi, als auch vom Maler Anselm Kiefer. Doch sie eifert ihren Vorbildern nicht nach, sondern geht ihren eigenen Weg. Ans Werk macht sich die Künstlerin auf emotionale Weise.

Fünf bis sechs Schichten überlagern sich in ihren Gemälden. Ausgangspunkt ist stets das Verunglückte: eine verkehrt herum aufgezogene Leinwand, eine zerbrochene Form. Auch einen Teppich hat sie schon beidseitig bemalt. Als Kind war sie fasziniert vom Alteisen-Schatz ihres Großvaters in seiner Schlosserwerkstatt. Heute ziehen sie Baustellen magisch an. Es ist der Schöpfungsprozess, der sie inspiriert. Dazu kommt das Streben nach Freiheit, das Morgenthums Wirken auszeichnet.

Als Künstlerin verwirklicht sie sich in den Dingen des Alltags. Wer sich darauf einlässt und den Metamorphosen nachspürt, kann leicht selbst verzaubert werden. Im Kunstraum Rosenstraße 12 ist dazu bis 1. August Gelegenheit. Ein stimmiger Ort für diese sehenswerte Ausstellung.

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