Michaelis-Kirchweih-Bilanz: Friede, Freude, Zuckerwatte

16.10.2014, 12:00 Uhr
Michaelis-Kirchweih-Bilanz: Friede, Freude, Zuckerwatte

© Foto: Tim Händel

Über 40 Meter hoch hebt das Fahrgeschäft Sky Dance auf der Fürther Freiheit seine Gäste, auch die Kirchweih selbst befindet sich im Höhenflug. Beim Frühschoppen der Marktkaufleute und Schausteller, bei dem traditionell Bilanz gezogen wird, waren die Lobeshymnen auf das Familienfest kaum zu toppen.

Vertreter der Stadt priesen die Kirchweih als „bedeutenden Wirtschaftsfaktor“ sowie als „wichtigsten Imagefaktor neben der Spielvereinigung“. Der Bundesvorsitzende für Warenhandel, Willi Koch, nannte sie sogar „einen Inbegriff fränkischer Lebensart“ und mehr noch: „das Fest der Franken“.

Die Besucherzahlen könnten locker mit denen der Vorjahre mithalten, heißt es. Exakte Zahlen gibt es nicht. Gestützt auf „seriöse Schätzungen“, so der städtische Wirtschaftsreferent Horst Müller, hat man sich daher schon vor Jahren auf die Aussage „weit mehr als eine Million Menschen“ geeignet. Trotz dieser Menschenmenge verlief die Kärwa gewohnt friedlich. Die Polizei verzeichnete bis Dienstag vier Körperverletzungen und 15 Diebstähle.

Bereits zum Auftakt am 3. Oktober, einem Feiertag, waren die Besuchermassen in die Innenstadt geströmt. Eduard Wentzl, Vorsitzender des Landesverbands der Schausteller und Marktkaufleute in Fürth, sprach von einem „rekordverdächtigen ersten Wochenende“, das nur vom zweiten Kirchweihsonntag, dem sogenannten Bauernsonntag, übertroffen wurde. Im Anschluss an den Festzug habe es auf dem Gelände „kaum ein Durchkommen“ gegeben, so Wentzl.

Masse und Klasse

Apropos: Der Erntedankfestzug heimste ebenfalls viel Applaus ein – was auch schon einmal anders war: Vor vier Jahren sah sich Horst Müller gezwungen, an die Teilnehmer zu appellieren, sich mit „schöneren Ideen und Kostümen“ einzubringen. 2012 wollten plötzlich nur noch 62 Gruppen mitlaufen – ein Tiefpunkt. Bis dahin sei der Zug jahrelang ein Selbstläufer gewesen, sagte Müller. Aufgerüttelt vom Teilnehmerschwund sei die Stadt in den beiden vergangenen Jahren aktiver auf Vereine und Verbände zugegangen. „Es hat sich gelohnt“, so der Wirtschaftsreferent, und zwar nicht nur in punkto Masse, sondern auch in punkto Klasse. In diesem Jahr nahmen 84 Gruppen teil. Viel mehr möchte die Stadt auch gar nicht zulassen.

Lob zollten Rathaus und Schausteller dem Neue-Mitte-Bauherren MIB. Die Befürchtungen, die Baustelle im Herzen der Innenstadt werde den Kärwabetrieb einschränken, hätten sich nicht bewahrheitet. „Das lief fast störungsfrei ab“, freute sich Eduard Wentzl. Zur nächsten Kirchweih wird die Neue Mitte fertig sein, allerdings stehen andere Baumaßnahmen an: die Sanierung des Wöhrl-Gebäudes auf der Freiheit sowie der Anbau am Jüdischen Museum. Vor allem dieser bereitet Wentzl Sorgen, weil damit dauerhaft ein Standort für ein großes Fahrgeschäft wegfällt. „Der letzte geeignete Platz zwischen Hallplatz und Rathaus“, wie er betont. Eine Ersatzlösung muss das städtische Wirtschaftsreferat erst noch finden.

Bei einem anderen Problem kündigt das Rathaus schon jetzt Abhilfe an: Weil die Kanalisation dieses Jahr mit dem Abwasser der Schausteller überfordert war, roch es an einigen Stellen streng. Wie von den Schaustellern gewünscht, sollen die Kanäle daher kurz vor der nächsten Kirchweih durchgespült werden.

Die diesjährige Kärwa ging am Mittwochabend mit einem Feuerwerk über dem Wiesengrund zu Ende.

 

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