Missstände in greller Farbigkeit

14.9.2015, 12:05 Uhr
Missstände in greller Farbigkeit

© Frank Kreuzer

Im Gegenteil, Bürgermeister Johann Völkl zieht in seinem Grußwort Parallelen zu dem verstörenden Bildern eines Hieronymus Bosch. Fütterer nehme die Ängste, die viele Menschen angesichts der Technik verspüren, auf und verarbeite sie in seinen am Computer entstandenen Bildern.

Das klingt, so formuliert, beinahe verharmlosend, als seien diese Ängste zwar verständlich, aber doch nicht ganz so ernst zu nehmen. Dagegen macht Fütterer im Einführungsgespräch deutlich, dass Verharmlosung das Letzte ist, was er im Sinn hat. Mit dem Eifer, der Wut und dem Mitteilungsdrang eines Menschen, der an den Menschen, der Ungerechtigkeit und der herrschenden Gier leidet, erklärt er ausführlich seine Bilder.

Zunächst geht es um technische Fragen: Wie entsteht ein Bild am Computer? Worin unterscheidet sich die Arbeit via Bildschirm von der „in Natura“? Dabei erfahren die Besucher, dass die Ähnlichkeiten vielleicht größer sind, als man erwarten würde, dass in beiden Fällen gezeichnet und gemalt wird, ja auch der Wechsel zwischen Detailansicht und dem Betrachten des großen Ganzen sich gar nicht so sehr voneinander unterscheiden.

Fütterers Computergrafiken sind großformatige, auf Lkw-Plane gedruckte Werke von greller Farbigkeit, die sich auf verstörende, manchmal durchaus plakative Weise mit den Missständen der Welt auseinandersetzen. „Mahlzeit 50%“ etwa: Es gibt keinen Himmel mehr in diesem Bild, nur einen stumpfen, schlammgrünen Hintergrund. Im Schatten steht ein dicker Mann mit Wurstsemmel in der Hand, dahinter ein Wolf, während sich im Hauptteil des Bilds eine Lawine des Überflusses breitmacht, die alles zu ersticken droht. Lebensmittel, die als Müll enden, während Menschen hungern – Fütterers Botschaft ist klar: Er will aufrütteln, schockieren, appellieren.

Dass das nicht nur im Großformat geht, mit der zähen Flutwelle aus Abfällen der Zivilisation, die immer wieder auftaucht, zeigen seine kleinformatigen Zeichnungen. Entstanden, so Fütterer im Gespräch mit Matthias Feyerabend vom „Runden Tisch Kultur Roßtal“, ist das Konzept der Kugelschreiberzeichnung für ihn auf langweiligen Zugfahrten in den 60er Jahren.

Eines der Bilder zeigt eine idyllische Landschaft, ein Dorf, umgeben von unberührter Natur. Es könnte so schön sein, wäre die Idylle nicht umgeben von einer brüchigen Betonhülle, die das Ganze jederzeit zuzudecken und zu planieren droht. „Glei is weg“, lautet denn auch der Titel, der lapidar die Gleichgültigkeit artikuliert, mit der wir allzu häufig auf die absehbaren Folgen unseres eigenen destruktiven Verhaltens in der Welt reagieren.

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