Mit der Axt dem Magerrasen am Hainberg Luft verschafft

7.3.2015, 06:00 Uhr
Mit der Axt dem Magerrasen am Hainberg Luft verschafft

© Foto: Sabine Rempe

„Zuerst hatte ich so ein bisschen ein mulmiges Gefühl“, sagt Alina Inserra. Die 20-jährige Kunststudentin gehört zu den Freiwilligen des Bergwaldprojekt-Vereins, der bundesweit ökologische Arbeitseinsätze organisiert. „Ich habe eher gedacht, dass wir hier was pflanzen“, erinnert sich Alina. Stattdessen wurde sieben Tage lang energisch gefällt und freigelegt. Warum das genauso wichtig ist auf dieser besonderen Naturerbefläche, weiß die junge Frau längst: „Das wurde uns total gut erklärt.“

Sandmagerrasen und Hutewald prägen das Bild des Hainbergs. „Menschliche Eingriffe sind aber nötig, um diese wertvolle, kulturgeprägte Landschaft zu erhalten“, verdeutlicht Andreas Leßmann, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Fürth. Weichen mussten nun unter anderem auf einer rund fünf bis sechs Hektar großen Fläche zahlreiche Robinien, Pappeln und Birken.

Deutlich sind Schneisen und Gänge nun wieder erkennbar geworden, die letztlich auch dazu beitragen, den Charakter des Hainwaldes mit seinen großen, einzelnen Bäumen zu erhalten. Licht und ideale Bedingungen schafft die Aktion daneben für den typischen Sandmagerrasen, der vor dem Verbuschen bewahrt wird. Damit wird obendrein der Lebensraum für seltene Vogelarten wie Neuntöter oder Heidelerche gesichert.

Beeindruckend große Reisighaufen, die die freiwilligen Helfer aufgeschichtete haben, sprechen vom Fleiß der Truppe. „Toll, was man gemeinsam schaffen kann“, sagt Josef Lachner erfreut. Der 64-jährige Nürnberger ist Diplombetriebswirt und wohnt in unmittelbarer Nähe des Gebiets, er nutzt seine Überstunden, um sich beim Bergwald-Projekt am Hainberg zu engagieren. „Ich bin für Umweltschutz, also muss ich auch was tun. Erst recht, wenn man eine solche Landschaft vor der Haustür hat.“

Der Hainberg gehört mit seinen 195 Hektar Fläche der gemeinnützigen Tochter der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), der DBU Naturerbe GmbH. Sie wurde 2007 als gemeinnützige Tochtergesellschaft in Osnabrück für die naturschutzgerechte Betreuung von derzeit 47 Naturerbeflächen gegründet. Vor Ort kümmern sich die Mitarbeiter des Bundesforstbetriebs Reußenberg um alle Belange. Betriebsbereichsleiter Christian Stoewer und Revierleiter Jens-Eckhard Meyer loben: „Bei der Kooperation mit dem Bergwaldprojekt wird nicht nur für die Natur etwas getan, sondern darüber hinaus wird Naturschutz auch für Menschen ganz direkt erlebbar.“

Zu den freiwilligen Helfern am Hainberg gehört zum Beispiel auch die 22-jährige Regina Prade, die sich bereits zum dritten Mal beim Bergwaldprojekt engagiert. Die Geografiestudentin aus Leipzig mag neben dem Umweltgedanken auch, dass „die körperliche Arbeit hilft, einmal Abstand zu gewinnen“.

Für Lukas Wenzel (19) aus Alzenau, der ebenfalls zum Helfer-Team gehört, dass unter der Leitung von Sebastian Hiekisch vom Bergwaldprojekt steht, gehört der Hainberg-Einsatz zu einem ganz persönlichen Plan: „Ich habe mir zwischen Schule und Studium ein Jahr freigenommen, um verschiedene Erfahrungen zu machen und möglichst viel auszuprobieren .“

Den Jakobsweg gelaufen

Den Jakobsweg ist er schon gelaufen, er war Bauhelfer und hat sich für Kinderfreizeiten engagiert. Seine Erfahrungen für den Naturschutz werden nun auch vom guten Teamzusammenhalt geprägt: „Hier sind nette Leute, zwischendurch lernt man sich kennen, redet zusammen, lernt etwas über das Leben der anderen.“

Während der Mittagspause am Rand der frischgeschlagenen Waldschneise kümmert sich Tobias Krohn sorgfältig um eine Motorsäge. Vorsichtig reinigt er die Kette des Gerätes, dass er — dank Qualifizierungsschein — bedienen darf. Für den 33-Jährigen, der im Alltag als Soziologe und Sozialarbeiter arbeitet, hat das Erlebnis als ehrenamtlicher Helfer neue Perspektiven geöffnet: „Ich denke darüber nach, Waldpädagoge zu werden.“ Denn zum Naturschutz gehört nicht zuletzt auch Wissen, das weitergegeben werden muss und ganz direkt erlebt werden kann.

www.bergwaldprojekt.de

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