Mit der Dressurquadrille durch den Advent

15.12.2010, 09:00 Uhr
Mit der Dressurquadrille durch den Advent

© Anton

Lena wurde von ihrer Patin infiziert. Die Tierärztin übertrug das Pferdevirus auf die Fünfjährige. Im Gegensatz zu Rinderwahn oder Schweinegrippe sind die Symptome relativ harmlos: Die Betroffenen lieben Pferde und halten sich gern an Orten wie dem Hölzleshof auf. Lena und ihre Patin nehmen dafür sogar den weiten Weg aus Eltersdorf auf sich. „Ich kenne viele Höfe, aber der Hölzleshof ist der schönste“, findet die Tierärztin.

Ihr Patenkind ist eine der jüngsten Reiterinnen. „Meine Mama hat Angst vor Pferden, aber ich nicht“, erzählt Lena. Am liebsten sitzt sie auf Chicco und Fury. Chicco gehört auch zu Lisas Lieblingstieren, weil sie mit dem Pony so gut schmusen kann. Außerdem reitet die Achtjährige gern auf Keks, der etwa so groß ist wie sie. „Ich wohne in der Nähe und kann von meinem Fenster auf den Reiterhof sehen“, erzählt die Oberasbacherin.

Mama hilft manchmal

Wenn sie allein zum Reiten geht, schreibt ihr ihre Mutter auf, wann sie wieder nach Hause kommen soll, damit sie es nicht vergisst. „Na, ja, die Mama war zuerst nicht so begeistert, aber sie hat sich daran gewöhnt, manchmal hilft sie mir beim Aufsatteln, das kann ich noch nicht alleine.“

Während sich Lisa noch auf ihren Auftritt vorbereitet, läuft in der Reithalle bereits die Dressurquadrille. 16 Reiter — überwiegend sind es Reiterinnen — bewegen ihre Pferde mal im Galopp quer durch die Halle, mal im Schritt aneinander vorbei, mal in Zweierreihe, mal im Halbkreis. „Und das Lächeln nicht vergessen, weil Reiten soll Spaß machen“, fordert sie Michael Boy auf. Der Pferdewirtschaftsmeister, der auf dem Hölzleshof als Reitlehrer arbeitet, hat sich die Formation ausgedacht und gibt nun die Kommandos. Die Reitschüler müssen bei der Quadrille eigentlich nur tun, was er sagt. Doch das ist gar nicht so einfach, erklärt Boy: „Jeder, der mitmacht, muss sein Pferd selbstständig auf Linie führen können und die Grundgangarten Schritt, Trab und Galopp beherrschen.“

Die Schwierigkeit bestehe darin, sich nur über den Einsatz des Gewichts, der Schenkel und der Zügel so mit dem Pferd zu unterhalten, dass das Tier weiß, was der Reiter will — und dies auch umsetzt. „Derjenige, der auf dem Pferd sitzt, ist wie ein Gymnastiktrainer für das Tier.“ Dabei wird aber auch der Reiter selbst gefordert. „Er muss den Oberkörper gerade halten, die Bewegung des Pferds ausgleichen und den kompletten Körper koordinieren. Das ist ein Sport, der Körper und Geist gleichermaßen schult.“

Auf dem Hölzleshof lernen die Pferdeliebhaber Springen, Dressur und Geländereiten. Vor allem aber legt Erika Prachar Wert darauf, dass sie den „einfühlsamen Umgang mit dem Tier“ vermittelt bekommen. Seit zehn Jahren betreibt sie den Reiterhof mit ihrem Mann Horst. Vier Reitlehrer sind für die Ausbildung der etwa 200 Kinder und Erwachsenen zuständig.

Unter den Erwachsenen sind auch einige Mütter, die ihren Töchtern eine Zeit lang zugeschaut haben. „Irgendwann wollte ich es dann auch mal probieren“, berichtet Ute Sperling. Und das ist das Tückische an dem Pferdevirus. Es kann nicht nur auf Kinder, sondern auch wieder zurück auf Erwachsene übertragen werden.