Mit der Lachssemmel im Ronhof fing alles an

15.6.2014, 16:00 Uhr
Mit der Lachssemmel im Ronhof fing alles an

© NN

Eine steile, schmale Treppe führt auf den Dachboden im Hause Ippisch. Wer den kleinen Raum betritt, der begibt sich auf eine Zeitreise. Die schrägen Wände zeigen Erinnerungen an Zweitliga-Auswärtsspiele in Lütringhausen, Pirmasens und beim SV Röchling Völklingen. Daneben stapelt sich ein Sammelsurium an Fanartikeln und, fein säuberlich sortiert, Stadionzeitungen aus vielen Jahrzehnten. „Seit dem Aufstieg 1997 fehlen da keine drei Stück“, erzählt Harald Ippisch.

Die Fan-Karriere des Inhabers eines Haus- und Gartenservice-Betriebs beginnt traditionell. Die sandigen Ränge des Ronhofs, den Kinder damals noch kostenlos betreten durften, boten einem Kind viel Interessantes. „Die Lachssemmeln, das Eis, das alles hat mich mehr interessiert als das Spiel“, erinnert er sich. Im Jahr 1972 dann aber der „Gnaggärä“, wie Ippisch den Knackpunkt nennt, als ihn auch der Fußball zu interessieren beginnt.

Artikel ausgeschnitten

In jener Zeit beginnt der damals 14-Jährige mit dem Sammeln von verschiedensten Dingen rund um seinen Herzensverein. Aus den elterlichen Zeitungen ausgeschnittene Artikel über das abgebrochene Derby 1973 oder die ersten Fanartikel wie einen braunen Bierkrug – Ippisch hat den Werdegang des Vereins im ehemaligen Zimmer seines Sohnes festgehalten. Als jener vor drei Jahren auszog, holte der Vater die lange verpackten Devotionalien aus den Kisten und machte aus dem Kinderzimmer sein Kleeblatt-Museum.

Doch das reine Sammeln ist dem Hardcore-Fan nicht genug. In den warmen Monaten des Jahres steigen er und seine Frau Anneliese ins Wohnmobil und reisen der Mannschaft hinterher. „Wenn ich die gefahrenen Kilometer addiere, kommen wir sicher drei Mal um die Welt“, schätzt er. In der kalten Jahreszeit reist das Paar lieber bequem mit dem Bus des Fanklubs „Di Färdder“. Wer so viel Lebenszeit im Auftrag des Fußballs verbringt, der hat natürlich einiges zu erzählen. Beispielsweise vom Gastspiel im saarländischen Völklingen: „Mit dem VW Käfer waren wir schon die 450 Kilometer nach Völklingen gefahren, als das Spiel wegen Eisregens abgesagt wurde“, erzählt er heute mit einem Lächeln. Natürlich war er auch beim angesetzten Nachholspiel unter der Woche dabei. Der Völklinger Präsident überreichte ihnen als Wiedergutmachung einen Wimpel und ließ sie kostenlos ins Stadion.

„Hurra, das ganze Dorf ist da“

Weniger gastfreundlich zeigten sich vor elf Jahren die Fans des VfB Lübeck, die die insgesamt acht an einem Mittwochabend angereisten Kleeblatt-Fans mit dem Gesang „Hurra, das ganze Dorf ist da“ begrüßten. Harald Ippischs Ärger darüber ist längst verflogen, sagt dazu nur süffisant: „Wir sehen ja jetzt, wo Lübeck spielt und wo die Spielvereinigung steht“.

Wer Ippisch heißt, der muss natürlich auch einmal bei „Ipswich Town“ in England zu Gast gewesen sein. Ein Wimpel im Museum ist Zeuge der Reise. Eine menschengroße Landkarte, im Museum wie im Wohnzimmer, ebenfalls. Über 200 grüne Fähnchen stecken breit gestreut in unzähligen Ländern, als hätte ein Kind Spickern geübt. „Dabei steht jede Nadel für eine Übernachtung vor Ort. Denn wir wollen nicht nur zum Spiel und zurück. Wir fahren immer etwas früher und schauen uns die Städte an.“

Dass er dabei als auswärtiger Fan nicht immer willkommen ist, beeinflusst seine Reiselust nicht. Ab 24. Juni kann das Ehepaar die nächsten Reisen planen, denn dann gibt die Deutsche Fußball-Liga den Spielplan für die kommende Saison bekannt. Die Ippischs werden dabei sein. Alleine schon, weil Harald das Stadionheft für seine Sammlung braucht.

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