Mit der Musik kehren Erinnerungen zurück

19.11.2014, 13:00 Uhr
Mit der Musik kehren Erinnerungen zurück

© Foto: Sabine Rempe

„Marina, Marina, Marina.“ Hans Waschinski nennt sich Jonny Wash, wenn er als Ein-MannBand auftritt. Und er weiß, welche Schlager die Tanzfläche füllen. „Gleich spiel’ ich ,Es hängt ein Pferdehalfter an der Wand‘, und dann kommt ,Seemann, lass’ das Träumen‘“, plant der 63-Jährige. Es ist ein Mix, der gefällt. Nicht zuletzt können die Lieder Erinnerungen an vergangene Zeiten wecken.

Rund sechzig Besucher sind zu diesem Tanztee gekommen, der bewusst „Menschen mit Demenz und alle, die Spaß am Tanzen haben“ anspricht. Das Angebot füllt – gemessen am regen Zuspruch – ganz offensichtlich eine Lücke. Während Jonny Wash inzwischen den Beatles mit „Ob-La-Di Ob-La-Da“ die Ehre gibt, zeigen geübte Paare fortgeschrittene Tanzschritte und schwungvolle Wendungen. Andere nehmen einfach den Rhythmus der Musik auf, bewegen sich entspannt und gelassen im Takt.

„Die Reaktionen sind noch positiver, als wir gehofft haben“, sagt Heinz-Günther Beer. Der 53-Jährige gehört zu den Ehrenamtlichen, die Patienten einer Demenzgruppe der Diakonie begleiten. Beer hat den Eindruck, dass Musik und Bewegung „Menschen mit eingeschränkten Möglichkeiten aus der Monotonie ihres Alltags herausholen können“. Er hält es für denkbar, dass Demenzkranke auf diese Weise vielleicht sogar „emotional in Stimmungen kommen, die sie früher hatten“, wenn sie Melodien hören, die sie mochten. „Aber die Hauptsache ist ja, dass jeder hier Freude und Spaß empfindet.“

Es sind Gedanken wie diese, die hinter der Idee stecken, einen solchen Tanznachmittag zu organisieren, macht Friedhelm Laaß vom Seniorenbeirat Oberasbach klar. Wichtig sei eben auch, dass sich das Angebot nicht ausschließlich an Erkrankte, sondern an alle richte, betont auch Agnes Hahn-Pautz. Die Sopranistin, die sich ebenfalls in der Initiative Demenzfreundliche Kommune Oberasbach engagiert, sorgt dafür, dass das besondere Motto des Nachmittags „Tanzen möchte ich, jauchzen möchte ich“ zu seinem Recht kommt und stimmt die Operettenmelodie aus der Czardasfürstin an. Mühelos schließt sich eine Rumba an, die Ute Späth und Andreas Lassen von der Tanzschule Forum spontan vorführen. „Ein tolles Programm, solche Einlagen lockern auf“, loben Gisela (70) und Gerhard Polte (71), die „aus Freude an der Bewegung und am Tanzen“ an diesem Nachmittagsangebot teilnehmen: „Außerdem haben wir Spaß an der netten Gesellschaft.“ Zustimmung kommt von ihnen auch für das Miteinander von Gesunden und Kranken: „So verliert man Berührungsängste.“

Bei der Tanztee-Premiere treffe einfach „eine gute Mischung“ aufeinander, findet auch Helmut Hörmann (76). „Ich habe zum Beispiel Leute wiedergetroffen, die ich früher gekannt habe. Wir sind ins Gespräch gekommen. Das ist doch sehr gut.“ Bevor er mit Helga Prechter (70) wieder aufs Parkett geht („Wir haben beide Tanzkurse mitgemacht“), hat Agnes Hahn-Pautz noch eine Ankündigung: „So viele Besucher haben mich heute gefragt, ob es noch einmal so eine Veranstaltung in Oberasbach geben wird. Das können wir, glaube ich, schon jetzt versprechen. Es soll eine Wiederaufnahme dieses besonderen Tanztees geben.“

Helga Prechter nickt. „Das ist eine gute Sache. Denn Musik ist immer gut für die Seele, und Tanzen kann manchmal wie Medizin sein.“

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