Mit einer Genossenschaft zum Bistro in Großhabersdorf

25.10.2016, 13:00 Uhr
Mit einer Genossenschaft zum Bistro in Großhabersdorf

© Foto: B. Dietz

Als Genossenschaft eine Kneipe zu eröffnen, hört sich ein bisschen schräg an. Die Raiffeisenbank ist eine Genossenschaft oder manche Wohnungsbaugesellschaft ist eine. Ist Ihre Idee am Stammtisch geboren worden?

Andy Sturm: Wir saßen im Sommer am Kiosk beim Freibad zusammen. Das Gespräch kam auf Peters Bistro. So ein Treffpunkt fehlt einfach im Dorf. Wir haben Speiselokale, aber keine Kneipe, in der man einfach zusammen ein Bier oder ein Spezi trinken kann. Da haben wir uns gefragt: Wieso nehmen wir es nicht selbst in die Hand?

 

Das Bistro Café in der Bachstraße muss etwas ganz Besonderes gewesen sein, denn schließlich vermissen Sie es heute noch. Was war daran so einmalig?

Stur: Es war einfach ein Treff für Jung und Alt mitten im Ort. Die Jungen sind nach dem Kino dorthin und haben sich über den Film unterhalten. Oder ich bin mit meinen Bekannten nach dem Sport auf ein Bier zum Peter.

Georg Scheumann: Auch die ältere Generation fühlte sich wohl. Nachmittags gab es Kaffee und Kuchen oder einen Eisbecher. Da kamen selbst die Kinder mit. Wir haben hier in der Nähe das Seniorenheim. Die Bewohner und ihre Angehörigen sind gerne im Bistro gesessen. Es ist einfach traurig, es leerstehen zu sehen. Eine Lücke mitten im Ort.

Wie haben Sie sich die Wiederauferstehung vorgestellt?

Scheumann: Momentan hat ein Insolvenzverwalter die Hand auf der Immobilie. Das Gebäude wird zurzeit für 276 000 Euro angeboten. Wir wollen Anteilsscheine über 500 Euro ausgeben. Am liebsten wäre es mir, wir würden die komplette Kaufsumme zusammenbringen und es dann gemeinsam als Genossenschaft erwerben.

Sturm: In dem Gebäude sind auch noch drei Wohnungen mit jeweils 90 Quadratmetern Größe untergebracht. Zwei davon sind derzeit vermietet und mit Sicherheit ist es auch kein Problem, die dritte zu vermieten. Aber um die Wohnungen geht es uns gar nicht, sondern um das Bistro.

Wollen Sie das Bistro selbst bewirtschaften?

Scheumann: Das wäre eine Option. Oder aber wir finden einen geeigneten Betreiber. Das müsste die Genossenschaft entscheiden.

 

Bekommen die künftigen Kneipengenossen eine Dividende auf ihre Einlage?

Scheumann: Es ist noch zu früh, das genau zu sagen, aber denkbar wäre es. Wenn wir alle zusammenhalten und genügend Leute finden, kommen wir ohne Kredit aus, da wäre eine Dividende schon denkbar. Ich bin Banker von Beruf und habe das schon mal durchgerechnet.

Sturm: Wichtig ist eben, dass das Dorf zusammenhält und gemeinsam bei dem Projekt mitzieht. Denn wer Anteile hat, also wem die Kneipe quasi gehört, der geht auch öfter hin.

 

Sie hatten bereits ein erstes Treffen,bei dem Sie Ihre Idee vorgestellt haben. Wie kam sie an?

Sturm: Sehr gut.

Scheumann: Die Leute waren fast schon begeistert, aber das heißt noch nicht, dass sie Anteilscheine zeichnen.

 

Scheuen viele das Risiko, wenn es um ihr Geld geht?

Scheumann: Das Risiko ist nicht groß. Wir würden die Anteilsscheine einsammeln und erst wenn die Genossenschaft gegründet ist, das Geld einziehen und kaufen. Eventuell müsste ein Kredit aufgenommen werden, um die gesamte Kaufsumme aufzubringen, aber über das alles wird dann der gewählte Vorstand der Genossenschaft entscheiden. Bekommen wir nicht genügend Anteile zusammen, dann ist es eben gescheitert, aber niemand hätte Geld verloren.

 

Aber das Bistro müsste doch eingerichtet werden?

Sturm: Nein, es ist alles noch vorhanden: Möbel, Tresen, Kühlschrank. Vielleicht bräuchten wir eine Kühltruhe für Eis oder da und dort etwas frische Farbe an den Wänden. Das ist schon alles.

 

Wohin gehen die Leute, seit es Peters Bistro nicht mehr gibt?

Sturm: Nach dem Sport geht’s meist nach Hause. Es gibt zwar das Sportheim, aber das ist kein Treffpunkt für alle.

Scheumann: Außerdem muss man dorthin mit dem Auto fahren und wer etwas trinken will, mag es lieber zentral und zu Fuß. Die Älteren zum Beispiel treffen sich im Vereinsheim des Geflügelzuchtvereins in der Hornsegener Straße. Dort gefällt es ihnen auch sehr gut, aber so eine öffentliche Kneipe zu ungezwungenen Treffen ist eben was anderes.

Die nächste Veranstaltung, bei der die Pläne für eine Dorfgenossenschaft vorgestellt werden, findet am Montag, 14. November, um 19. 30 Uhr im Mehrzweckgebäude (Fernabrünster Straße) statt.

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