Mit Sekt: Fürther Onlineshop verschickt Secondhand-Brautkleider

9.10.2018, 13:00 Uhr
Mit Sekt: Fürther Onlineshop verschickt Secondhand-Brautkleider

© Foto: Thomas Scherer

Sie sind jung, sie sprudeln vor Ideen und sie wollen ihr eigenes Ding machen: Andreas Wagner und Saskia Hamann sehen sich in gewisser Weise als Vertreter einer neuen Gruppe von Selbstständigen. "Unsere Generation ist wieder ein Stück weit mutiger geworden, was die Unternehmensgründung anbetrifft, weil sich viele selbst verwirklichen wollen", sagt die 25-jährige Modedesignerin Hamann. Über Netzwerktreffen haben sie schon viele gleichgesinnte Gleichaltrige getroffen und Erfahrungen ausgetauscht.

"Manchmal fällt man aus allen Wolken, wenn etwas nicht klappt", berichtet der 26-jährige BWL-Student Wagner. "Aber wenn man es dann anderen erzählt, die schon etwas länger selbstständig sind, sagen die: kein Problem, das war bei uns auch so. Das beruhigt ungemein." Dabei ist Wagner von seiner Geschäftsidee rundum überzeugt, betrieb doch schon seine Mutter einen Laden für gebrauchte Brautkleider. "Wir wollen diese Tradition fortführen, aber alles ein bisschen moderner, hipper und für junge Leute machen. Wir bringen Pepp in den angestaubten Hochzeitsmarkt."

Anprobierpaket und Sekt per Post

Weil es in Deutschland kein flächendeckendes Netz an stationären Geschäften für gebrauchte Brautkleider gebe, sei er auf die Idee mit dem Onlineshop gekommen, der im April dieses Jahres an den Start ging. Dort können sich Bräute in spe ein "Anprobierpaket" mit bis zu drei Brautkleidern und sechs Accessoires bestellen; gesponserten Saft, Sekt und Süßigkeiten gibt’s obendrauf. "Das ist gedacht für Frauen, die sich nicht in einem größeren Laden neben anderen Bräuten ein Kleid suchen und nicht in Konkurrenzsituationen geraten wollen", erklärt Wagner.

"Außerdem hat man zu Hause sein familiäres Umfeld und kann ganz ohne großes Tamtam ausprobieren, worin man sich wohlfühlt", ergänzt Hamann. Denn viele Paare hätten heute den Wunsch, entspannter zu heiraten, weshalb gerade auch Kleider im Bohostyle besonders gefragt seien. Bei "Kleider machen Bräute" sind aber alle Stile vertreten: "Wir haben alles von zart-schlicht ohne viel Strass und Spitze bis hin zum absoluten Prinzessinnenkleid", sagt Hamann.

Bei der Auswahl der Roben, die Privatpersonen über die Homepage anbieten können, achtet die 25-Jährige darauf, "dass es ein Kleid ist, in das sich noch mal eine andere Frau verlieben kann". "Unser Ziel ist, ein makelloses Kleid anzubieten, dem man nicht ansieht, dass es schon mal getragen wurde", resümiert Wagner. Die Kleider kosten im Onlineshop und dem nun neu eröffneten Atelier zirka die Hälfte des Neupreises; Partnerschneidereien bieten etwaige Änderungen zu vergünstigten Preisen an. "Für Brautpaare ist das eine Möglichkeit, die Kosten im Rahmen zu halten", erläutert Hamann. "Schließlich will man ja auch noch eine tolle Location und gutes Essen."

Nachhaltigkeit als Ziel

Trotzdem sind gebrauchte Brautkleider nicht jederfraus Sache, weshalb die beiden Geschäftsführer bereits planen, eine eigene Kollektion auf den Markt zu bringen. "Sie soll mit nachhaltigen Stoffen und in Deutschland produziert werden", skizziert die Designerin. "Der Nachhaltigkeitsgedanke ist uns auch im Onlineshop und Atelier wichtig: Brautkleider sind oft sehr hochwertig verarbeitet, aus guten Stoffen und teuer hergestellt und viel zu schade, um nur einmal getragen zu werden." Das Atelier in der Karolinenstraße 10 ist übrigens kein herkömmlicher Laden; ein Besuch ist nur nach vorheriger Terminvereinbarung möglich. Hamann nimmt sich dann aber auch schon mal zwei oder drei Stunden Zeit, um vorher den Geschmack der Kundin kennenzulernen und dann für sie das perfekte Kleid zu finden.

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