Mit Selbstvertrauen auf die Bühne der Steiner Schule

26.4.2017, 16:00 Uhr
Mit Selbstvertrauen auf die Bühne der Steiner Schule

© Foto: Daebel

Es war ein aufregender Abend voller Emotionen. Mal wurde geweint, dann wieder herzhaft gelacht. Am Ende war klar: Gewinner waren alle Schüler, die den Schritt auf die Bühne gewagt hatten. Denn genau das war das eigentliche Ziel des vorangegangenen Workshops: dass man sich etwas traut, selbstbewusst auftritt und Angst abbaut. Geleitet worden war das mehrtägige Projekt von Peter Küstermann vom Verein für Kultur und Kommunikation aus Minden sowie Mitglied der europäischen Autorenvereinigung "Die Kogge" mit Sitz in Stein.

"Slam Master Minden" stand auf seinem T-Shirt. Als solcher hatte er vor allem eine Aufgabe: Die Kinder und Jugendlichen dazu zu ermutigen, an sich und ihre Fähigkeiten zu glauben. "Sie sind gefordert und gefördert worden und an ihre Grenzen gegangen", sagte Küstermann und lobte die erbrachten Leistungen aller ausdrücklich. Wobei es nicht um Noten ging, sondern um den Spaß am kreativen Schreiben. Dafür gebe es Küstermann zufolge im normalen Unterricht viel zu wenig Gelegenheit. "Das ist schade, denn der pädagogische Lernwert ist hoch."

"Selbstbewusstsein" habe er gelernt, betonte zum Beispiel Marvin Hoßbach. Der 14-Jährige verzichtete allerdings darauf, seinen Text öffentlich vorzutragen. Er hatte über Brausepulver geschrieben. Aber irgendwie sei sein Text verloren gegangen, bedauerte Marvin schulterzuckend. Das Projekt habe ihm sehr gut gefallen. Es sei ein lustiger und humorvoller Unterricht der etwas anderen Art gewesen.

Aliyah Hemmerich (14) überraschte die Zuhörer, indem sie ihren Text zuerst in ihrer Muttersprache Türkisch vortrug. "Das Publikum soll die Schönheit dieser Sprache erfahren und anhand von Mimik und Gestik versuchen herauszufinden, was der Inhalt des Textes sein könnte", erklärte Küstermann. Und was hatte Aliyah bei dem Workshop gelernt? "Wie man einen Text auf der Bühne richtig präsentiert", sagte sie. Das eigentliche Schreiben falle ihr indes sehr leicht. Meist würden ein paar Worte als Einstiegshilfe ausreichen und schon könne sie loslegen.

Total aufgeregt war die spätere Slam-Gewinnerin Ajshe Thaqi (14) vor ihrem Auftritt. Sie präsentierte einen Text über ihren ersten von mittlerweile insgesamt drei Neffen. "Ich liebe ihn sehr und bin stolz auf ihn. Deswegen habe ich über ihn geschrieben", erklärte Ajshe.

Gelernt hat sie bei dem Projekt, dass man auf der Bühne nicht ausgelacht wird. Man denke das zwar immer, aber das sei einfach nur eine unbegründete Angst, sagte die 14-Jährige. So habe ihr der Workshop vor allem dabei geholfen, mehr an Selbstbewusstsein zu gewinnen.

Wie wichtig dieses Selbstbewusstsein sei, betonte Heidi Seegets, Rektorin der Mittelschule. Sie würde solche Projekte wie den Poetry Slam gerne häufiger und für alle Klassen veranstalten. Damit die Kinder möglichst früh lernen, sich zu präsentieren. "Die Jungen und Mädchen müssen wahrgenommen werden, und das hier ist eine gute Möglichkeit dafür", sagte die Rektorin. So würden sie Kompetenzen in Bereichen erwerben, die ihnen ansonsten häufig nicht zugetraut werden.

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