Mit Senioren durch den Angebots-Dschungel

27.7.2015, 13:00 Uhr
Mit Senioren durch den Angebots-Dschungel

© Foto: Thomas Scherer

Eine Sache war Renate Schwarz ganz wichtig. Erreichen sollen die Menschen sie, die Quartiersmanagerin, nicht unter einer Mobilfunknummer, sondern über einen Festnetzanschluss. Der Grund? „Auch wenn sich das vielleicht ändert, aber ältere Menschen rufen nicht gerne Handynummern an.“

Senioren sind schließlich in den kommenden drei Jahren ihr Klientel. So lange läuft die Stelle, die die Stadt in Zusammenarbeit mit dem Diakonischen Werk Fürth als Träger und dank der finanziellen Unterstützung der Deutschen Fernsehlotterie in Höhe von 70 000 Euro geschaffen hat. Ausgangspunkt für die Stadt war das seniorenpolitische Gesamtkonzept des Landkreises, aus dem sich die Oberasbacher diesen Mosaikstein herausgepickt haben. Das Ziel: Älteren Menschen es zu ermöglichen, mit oftmals kleinen Hilfen, in den eigenen vier Wänden zu bleiben.

Die neue Quartiersmanagerin kennt sich aus, in Oberasbach und mit jener Bevölkerungsgruppe, für die sie als Ansprechpartnerin fungieren soll. Die gelernte Krankenschwester und Fachkraft für Gerontopsychatrie hat über 13 Jahre in der örtlichen Diakoniestation gearbeitet und sich dort speziell um Demenz-Erkrankte gekümmert. „Betreuung, Aktivierung und Pflege“, mit diesen Worten beschreibt sie ihr Tätigkeitsfeld, und, ganz wichtig: „Beratung, Information und Aufklärung – mein Steckenpferd.“ So gesehen hat Renate Schwarz ihre Neigung zum Beruf gemacht.

In Oberasbach gibt es jede Menge Angebote für ältere Menschen, „aber keiner weiß, was wir eigentlich alles haben“, meint Bürgermeisterin Birgit Huber. „Es fehlt der Gesamtüberblick.“ Und das geht nicht nur dem normalen Bürger so, sondern auch den Experten. Angesichts „der sozialen Angebote bis zum Abwinken kennen auch wir nicht jedes Faltblatt“, räumt Michael Bischoff vom Vorstand des Diakonischen Werks Fürth ein und ist gespannt darauf, „welche Wegweiser“ die neue Kraft setzt.

Renate Schwarz will Fäden knüpfen, zwischen den einzelnen Angeboten und deren Trägern. Ratsuchende sollen nicht einfach eine Adresse in die Hand gedrückt bekommen. Renate Schwarz greift dann schon selbst zum Telefonhörer, stellt Kontakte her oder vereinbart gleich Termine. Was steht mir zu? Beim Thema Pflege soll es auf Fragen dieser Art ebenfalls konkrete Antworten geben.

Mails an Akteure

Wichtig ist aber zunächst einmal, die eigene Person, das eigene Gesicht, in Oberasbach bekannt zu machen: Stadtseniorenrat, VdK, Awo, Sportvereine – Renate Schwarz hat in den vergangenen Wochen bereits einige „Akteure“, wie sie es nennt, abgeklappert. Briefe und Mails gehen in diesen Tagen an rund 160 Adressen, auch an Ärzte, Apotheker und Handwerker. Der eine oder andere wird sich vielleicht über das Schreiben wundern, aber manchen sei gar nicht klar, „was sie für eine Bedeutung für Senioren haben“, meint Renate Schwarz. An jeweils zwei Tagen in der Woche ist sie in ihrem Büro in der Diakoniestation und im Bürger-Info-Treff (BIT) neben dem Rathaus, wo sich alle Beteiligten zu ihrer Vorstellung versammelt haben, vor Ort. Renate Schwarz hofft auf möglichst großen Zulauf, setzt dabei auf Mund-zu-Mund-Propaganda und eine möglichst niedrige Hemmschwelle. Wenn gewünscht, kommt die Quartiersmanagerin ins Haus.

Von den einzelnen Wohnquartieren will sie sich noch intensiv ein Bild machen. Bürger sollen motiviert werden, sich im eigenen Viertel zu engagieren. Wichtig sind dabei Treffpunkte. Das können ein Raum wie das BIT, aber auch eine Parkbank sein. In Alt-Oberasbach etwa trifft sich alle zwei Wochen die Dorfrunde. Die Teilnehmer schlendern durch die Straßen und schauen, was sich im Ort verändert hat. Am Ende beschließen Kaffee und Kuchen den Spaziergang. Vieles, sagt Renate Schwarz, brauche Zeit, um sich zu entwickeln. Patentrezepte gebe es nicht, „was in der einen Kommune funktioniert, muss nicht für Oberasbach taugen“.

Bei Friedhelm Laaß vom Stadtseniorenrat und Helmut Michel, einem der maßgeblichen Akteure im BIT, ist die Freude über die neue hauptamtliche Unterstützung groß. Froh sei er darüber, sagt Michel. Denn noch mehr anzustoßen, als bisher, das sei von den Ehrenamtlichen im BIT nicht zu leisten. Der sogenannte Steuerungskreis, in dem unter anderem Vertreter der Diakonie und des Stadtrates sitzen, soll die Arbeit des Quartiersmanagements im intensiven Austausch und mit konstruktiver Kritik begleiten.

Im Gespräch wird deutlich, das Quartiersmanagement soll langfristig angelegt sein – wenn es sich bewährt. Eine Herausforderung, die Renate Schwarz gerne annimmt. Manchmal, sagt sie, nach ihrer Motivation für die neue Aufgabe befragt, „muss man sich selbst verändern, damit sich etwas verändert“.

Renate Schwarz ist am Montag (14 bis 18 Uhr) und Freitag (13.30 bis 17.30 Uhr) im Bürger-Info-Treff (BIT), Rathaus 2-4, und am Dienstag und Donnerstag (10 bis 12 Uhr) in der Diakoniestation, Friedhofsweg 5 (1. Etage), zu erreichen. Außerdem unter Tel. (09 11) 80 19 35 69 sowie E-Mail: renate.schwarz@diakonie-fuerth.de

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