Mit Volldampf durch die Ferien in Wilhermsdorf

29.8.2016, 06:00 Uhr
Mit Volldampf durch die Ferien in Wilhermsdorf

© Foto: Sven Grillenberger

Der Duft von Kohle liegt in der Luft. Mühevoll schleppen sich Miniatur-Lokomotiven bergauf Richtung Signal, spucken Dampf, um dann mit dem für sie typischen Tuckern die 120 Meter lange Strecke zu absolvieren. Vorbei an Gemüsebeet und Blumen, durch den Garten, hoch zu den Büschen und entlang der Hecke. Um schließlich nach einer finalen Runde um den Sauerkirschbaum zurück in den „Bahnhof“ einzufahren. Auf den Passagierwaggons sitzen lachende und vergnügte Kinder. Vorne, auf den Führerständen, die strahlenden großen Kinder – also die erwachsenen Lokführer.

„Mein Vater hat erst Modellflugzeuge gebaut“, schmunzelt Peter Siegmanski, „aber nach einigen Abstürzen wollte er lieber eine Eisenbahn bauen.“ Seit 1973 ist die private Strecke in Wilhermsdorf in Betrieb und seit den 80er Jahren in der Obhut des Nachfahren.

Es steckt sehr viel Liebe zum Detail in dem privaten Schienennetz, insbesondere in den Lokomotiven. Bis zu 5000 Arbeitsstunden kann der Bau eines solchen Replikats in Anspruch nehmen. „Ein Bausatz kostet ungefähr 10 000 Euro“, erklärt der passionierte Lokführer, „wenn man die Arbeitszeit dazurechnet, ist so eine Lok schon zirka 25 000 Euro wert.“

Den 18 Kindern gefällt die erste Station ihres Ausflugs. Sie springen durch den Garten der Familie Siegmanski, verteilen Fahrscheine oder stellen sich mit einer Signalkelle an die Strecke. „Der Ausflug war relativ schnell ausgebucht“, freut sich Irmi Weißfloch. Sie ist Vorsitzende im örtlichen Heimatverein, der die Wanderung fürs Ferienprogramm organisiert hat. „Wir möchten schon eine besondere Attraktion anbieten“, erläutert Weißfloch, „also Ausflüge, die man als Otto-Normalverbraucher gar nicht erleben kann.“ Das Programm in der schulfreien Zeit wird von der Gemeinde angeboten, die Vereine beteiligen sich mit verschiedenen Aktivitäten.

Insgesamt drehen vier Züge ihre Runden durch den Garten der Siegmanskis, darunter drei mit Dampflokomotiven. Der Höhepunkt an diesem Vormittag: Die Kinder dürfen sich ebenfalls als Lokführer versuchen, und den elektronischen Triebwagen steuern. Natürlich werden die Nachwuchs-Eisenbahner auch stilecht mit einer original Schirmmütze der Deutschen Bahn eingekleidet.

Aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens muss zwischenzeitlich eine kleine Fahrpause eingelegt werden, ein Streckenabschnitt hat sich gelockert. Nach kurzen Gleisbauarbeiten kann das Vergnügen aber weitergehen. Ein Schienenersatzverkehr ist nicht nötig.

Gestärkt mit Wiener Würstchen und Brezen treten die Mädchen und Jungs den Weg zur zweiten Etappe ihres Ausflugs an. Auf dem Lern- und Erlebnishof der Familie Herzig können sie unter anderem mit Kälbern, Ziegen und Gänsen auf Tuchfühlung gehen und beim Füttern helfen. Manuela Herzig betreibt den Hof zusammen mit ihrem Mann. „Der Nachwuchs soll mit Tieren in Kontakt kommen und Erfahrungen mitnehmen“, sagt sie, „das ist mir sehr wichtig.“ Dabei darf der Spaß natürlich nicht zu kurz kommen.

Nach viel Tierkontakt tobt die Gruppe auf dem Strohboden herum. Und bevor es wieder heimgeht, gibt es noch eine ordentliche Vesper auf dem Bauernhof. „Wir sind begeistert, die Kinder sind begeistert — das war ein sehr schöner Tag“, bilanziert Irmi Weißfloch.

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