Mittelschule Zirndorf: Im Schatten von Stauffenberg und Weißer Rose

26.3.2015, 06:00 Uhr
Mittelschule Zirndorf: Im Schatten von Stauffenberg und Weißer Rose

© Foto: Ann-Kristin Schwab

Weiße Rose, Graf von Stauffenberg, Edelweißpiraten: Dass sowohl Stauffenberg als auch die Weiße Rose im Zweiten Weltkrieg im Widerstand gegen den Nationalsozialismus kämpften, wissen die meisten. Aber die Edelweißpiraten?

Dirk Reinhardt ist in der Nähe von Köln aufgewachsen. Nach dem Abitur begann der heute 51-Jährige zunächst ein Studium der Germanistik, wechselte aber bald zu Geschichte. Bereits in seiner Jugend hörte Reinhardt von den Edelweißpiraten. Jedoch konnte ihm niemand Genaueres erzählen. Als ihm auch seine Dozenten in Münster nicht weiterhelfen konnten, begann der Historiker auf eigene Faust nachzuforschen.

Momentan befindet er sich auf einer Tour durch Deutschland, um in Schulen seinen Roman, aber vor allem auch die Geschichte dahinter bekannter zu machen. Die Mittelschule Zirndorf ist Anwärter auf den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Mit der Lesung wollten die Verantwortlichen dieser Auszeichnung ein Stück näher kommen.

Nach und nach trudeln die Schüler in der Aula ein, langsam füllen sich die Sitzreihen. Nach einer kurzen Vorstellung beginnt Dirk Reinhardt von seinem Buch zu erzählen und Ausschnitte daraus zu lesen.

Die Edelweißpiraten waren eine Gruppierung, die sich im Rhein-Ruhr-Gebiet zusammengeschlossen hatte. Die Jugendlichen, meist zwischen 14 und 17 Jahren alt, stammten alle aus der Arbeiterschaft. Nach der Volksschule arbeitete der Großteil der Jungs von Montag bis Samstag in der Rüstungsindustrie. Ihre wenige Freizeit sollten sie in der Hitlerjugend verbringen. Dagegen sträubten sich die Jugendlichen. Zunächst wehrten sie sich ohne politische Hintergedanken gegen die Vorschriften des Regimes. Aus Straßenschlachten mit Angehörigen der Hitlerjugend entwickelte sich mit der Zeit der politische Widerstand gegen die Nationalsozialisten.

Die Edelweißpiraten protestierten mit Antikriegsparolen an den Mauern öffentlicher Gebäude und verübten Anschläge auf Einrichtungen der Gestapo und der Hitlerjugend. In den Bombennächten steckten sie regimekritische Flugblätter, die zuvor von den britischen Bombern abgeworfen wurden, in Briefkästen. Dabei war es strengstens verboten, diese Flugblätter überhaupt an sich zu nehmen, geschweige denn sie zu verteilen und zu lesen.

Zum Teil versteckten die Mitglieder der Edelweißpiraten Juden und auch Deserteure. Bald wurden SS, Gestapo und auch die Feldjäger der Wehrmacht auf sie aufmerksam und verfolgten die Jugendlichen mit aller Härte. Wenn sie erwischt wurden, drohte ihnen Folter, Misshandlung und zum Teil auch der Tod durch den Strang.

Von den Nationalsozialisten als Kleinkriminelle gebrandmarkt, rehabilitierte der Kölner Regierungspräsident Jürgen Roters die Edelweißpiraten erst im Jahr 2005. Erst seitdem ist die Gruppierung offiziell als „Kämpfer gegen den Nationalsozialismus“ anerkannt. Sechs Jahre später erhielten die letzten fünf lebenden Mitglieder das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.

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