Moderner Unterricht mit digitaler Note

3.2.2010, 00:00 Uhr
Moderner Unterricht mit digitaler Note

© Hans-Joachim Winckler

«Der Unterricht ist viel interessanter geworden», versichert Neuntklässler Tugay mit Blick auf den großen Bildschirm an der Stirnwand des Klassenzimmers. Mit der interaktiven Tafel arbeitet die Klasse von Stefan Herbst bereits seit Schuljahresbeginn und sammelt bislang durchweg gute Erfahrungen.

Herbst ist als Beratungsrektor zuständig für die Erprobung neuer Medien in Fürth, und die Schwabacher Schule firmiert als Modelleinrichtung für digitale Medien. Die interaktive Tafel, für Tugays Klassenkamerad Josh ein allwissender Lehrer, gehört in anderen Ländern wie England zum Beispiel längst zur Standardausstattung. Auch im niedersächsischen Oldenburg verfügen alle Schulen darüber. Schade findet es Herbst, dass Bayern nicht wie andere Länder die Chance genutzt hat, neue Unterrichtsmedien mit Mitteln aus dem Konjunkturpaket II im großen Stil anzuschaffen. Denn das schöne Spielzeug hat seinen Preis. «Da hängt ein VW-Polo an der Wand», gibt Herbst zu bedenken.

Eigentlich ist die interaktive Tafel ein großer Computerbildschirm auf dem man mit speziellen Stiften schreiben kann. Die Speicherfunktion hat sie der herkömmlichen Tafel voraus. Schülerin Yagmur fasziniert vor allem, dass man auch Bilder aufrufen und Filme abspielen kann. Die Neuntklässler haben gerade Referate vorbereitet: über die Überschwemmung in Peru oder über den UN-Generalsekretär Ban Ki-moon. Mit Hilfe der Computertechnik können sie ihre Informationen nun unterhaltsam präsentieren. Kein Wunder, dass die Aufmerksamkeit und Aktivität der Schüler nichts zu wünschen übrig lässt. Doch Herbst dämpft die Euphorie: «Die herkömmliche Tafel kann das neue Gerät nicht ersetzen. Mit Kreide gelingen Tafelbilder einfach besser.»

Nicht nur positive Erfahrungen wurden im Schwabacher Schulhaus mit Neuentwicklungen gesammelt. Als Flop erwies sich etwa der Twin-PC, mit dem man einst hoffte, Kosten sparen zu können. Der Betreuungsaufwand war zu groß, der pädagogische Mehrwert nicht erkennbar. Deshalb wurde er wie 50 Prozent der getesteten Medien wieder ausgemustert.

Wichtig ist die Erprobung schon deshalb, um andere Schulen Enttäuschungen zu ersparen. Außerdem haben die Hersteller, wie Herbst erkannt hat, zu wenig Ahnung von den Anforderungen des Schulbetriebs.