Moloch der Großstadt erwacht

23.6.2016, 22:00 Uhr
Moloch der Großstadt erwacht

© Foto: Horst Linke

Bildprojektionen schweben auf den Rückfassaden des Kulturforum-Hofs, auf demselben agieren bis zu 46 Tänzerinnen und Tänzer in androgynen Kostümen. Worum geht es? Um den Gegensatz zwischen Masse und Individuum, um die Geborgenheit im Volk der Gleichgesinnten und das Außenseitertum; um die Preisgabe privatester Dinge um der lllusion willen, mit hunderten oder gar tausenden Freunden verbunden zu sein; schlichtweg um Masse statt Klasse, die den Einzelnen zum Verschwinden bringt.

Was hat das mit Fritz Langs Filmklassiker „Metropolis“ von anno 1926 zu tun? Nicht mehr viel. Allerdings ging es schon damals um die Menschheit als Arbeitsmaterial oder Humankapital. Mit dem Unterschied, dass damals die Proleten für die Hautevolee Schwerarbeit verrichteten, während heute die Automatisierung sogar die Besserqualifizierten arbeitslos macht und den Menschen, der sich über seine Arbeit definiert, seiner Sinnhaftigkeit beraubt.

Dennoch ist „Metropolis“ mit seiner Architektur, dem spinnerten Erfinder Rotwang, der diabolisch lüsternen Roboterdame Maria und der Revolutionskatastrophe längst unverzichtbarer Bestandteil der Populärkultur geworden, den jede Generation aufs Neue für sich entdeckt. Metropolis, das ist die Chiffre für den Moloch Großstadt, der das Individuum verschlingt und als Wrack ausspeit.

Nun wollen Jutta Czurda und Yvonne Swoboda allerdings nicht Metropolis illustrieren, sondern das düstere Garn von einst für heutige Verhältnisse weiterspinnen. „Die Betonung liegt auf Metropolis NOW“, erklärt Jutta Czurda. Entsprechend zeigen die Bildprojektionen keine Szenen aus dem Film, sondern Impressionen aus der Stadtarchitektur unserer Tage.

Bei dem Film gab es am Ende Revolution. Und heute? Vielleicht Systemabsturz? Oder zieht ganz einfach jemand den Stecker? Czurda und Swoboda lassen die Frage offen. Eines aber kann selbst die Hightech von heute nicht beeinflussen: das Wetter, das der Open-Air-Veranstaltung gewogen sein muss.

Am 24. und 25. Juni sowie am 1. Juli, jeweils um 22 Uhr im Kufo-Hof. Bei Regen Ersatztermin am 8. und 9. Juli

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