Musikalische Sternstunde in Roßtal

ROSSTAL - Das wird Musikfreunden im Landkreis nicht alle Tage geboten: Öffentliche Proben, in denen sie die Vorbereitungen auf die deutsche Erstaufführung eines über 200 Jahre alten Barockwerks hautnah mitverfolgen können. Gelegenheit dazu gibt es jetzt in der Roßtaler St. Laurentius-Kirche.

Auf dem Programm steht die dritte Symphonie von Étienne-Nicolas Méhul (1763-1817), der als Napoleons Hofkomponist galt. Neben diesem Werk erklingt Ludwig van Beethovens Symphonie Nr. 2. Aufgeführt werden beide Werke am kommenden Samstag um 19.30 Uhr in St. Laurentius und am Sonntag um 17 Uhr in der Nürnberger St. Jakobskirche.

Geprobt wird bis zur Aufführung täglich zwischen 14 und 22 Uhr. Den Ton gibt das 2013 in Nürnberg gegründete Barockorchester „Kapella 19“ an. 31 Musiker im Alter von 25 bis 40 Jahren gehören dem Ensemble an, das sich der Pflege des barocken Originalklangs verschrieben hat. Am Pult: der gebürtige Franzose Eric Juteau. „Total romantisch, pompös und brillant mit einem schwermütigen Andante“, beschreibt er Méhuls Werk. Für den Kapella-19-Chef „eine richtige Rebellensinfonie“, die den Zuhörer schon mit der Eröffnungsfanfare mitreißt. Juteau bevorzugt zwar die Originalinstrumente vom Anfang des 19. Jahrhunderts, doch den Grundsätzen der historischen Aufführungspraxis steht er etwas skeptisch gegenüber. Deshalb bezeichnet er die Aufführungspraxis seines Orchesters als „historisch informiert“. Der Klang der Instrumente vor 1830 sei ein ganz anderer als der heute bekannte – viel nuancenreicher, dafür nicht so plakativ. Zudem unterschied sich die Orchester- und Aufführungspraxis von den heutigen Standards.

Dass ausgerechnet Roßtal Schauplatz für eine deutsche Erstaufführung wird, ist dem Unternehmensberater Otmar Potjans zu verdanken, der Juteau den Ort und die Laurentiuskirche empfahl. Juteau überzeugte sich beim Adventssingen mit Posaunenchor im Dezember 2014 von der hervorragenden Akustik der Kirche und war beeindruckt von ihrem stimmungsvollen Ambiente. Pfarrer Jörn Künne unterstützte das Vorhaben spontan. Ungewohnt für Juteau, der in Frankreich nur unter großen Vorbehalten Kirchen als Konzertsäle angeboten bekommt.

Die Musiker selbst wohnen in der Woche bei Gastfamilien in Roßtal. Zahlreiche Familien hatten sich auf einen Aufruf im Amtsblatt gemeldet. Eric Juteau hat nach eigenen Worten immer davon geträumt, Musik in eine kleine Stadt mit Atmosphäre zu bringen und dort etwas zu bewirken, was Wurzeln schlagen kann.

Karten (10 Euro) gibt es im Vorverkauf im Evangelischen Pfarramt von Roßtal, im Roßtaler Rathaus, bei Schreibwaren Schuh und der Tankstelle Wißmüller sowie an der Abendkasse (12 Euro). Näheres unter www.kapella19.de