Muslim trifft Wurstbrot

2.2.2019, 18:00 Uhr
Abdelkarim.

© Peter Woller Abdelkarim.

Abdelkarim erhebt in der Comödie zweifellos weniger Anspruch darauf, hohe Kunst zu sein als Borchert, ist dafür aber auch erheblich weniger deprimierend. Denn ungeachtet der zum Teil durchaus ernsten Themen wie Integration, Vorurteile und Fremdenfeindlichkeit scheint in seinen launigen Plaudereien doch immer wieder die Grundüberzeugung durch, dass es möglich ist, in einem Land wie Deutschland in Frieden zusammenzuleben.

Und bis dahin stehen "die Ausländer" zwar oft auch draußen vor der Tür, verdienen dabei aber wenigstens ihr Geld als Türsteher in angesagten Clubs. Im Zweifelsfall hilft Humor weiter, wo die Türen verschlossen bleiben oder zumindest arg klemmen.

Natürlich, erklärt der Bielefelder seinem Publikum trocken, natürlich dürfe man Witze über den Islam machen. "Man hat halt nur vielleicht keine Zeit mehr, die Pointe zu erklären." Aber das gilt für Witze über Russen und Albaner ebenso, meint er später, und überhaupt: Seit der Flüchtlingskrise freuen sich die hier geborenen Migrantenkinder, den Schwarzen Peter eine Runde weitergeben zu können.

Was überhaupt einen echten Deutschen ausmache, das fragt Abdelkarim öfter, und die Antworten sind vielleicht ebenso verwirrend und widersprüchlich wie die Argumente der "besorgten Bürger" zum Thema Ausländer. Ist es das Wurstbrot, das von blonden "Urdeutschen" ohne Rücksicht auf Verluste morgens in der überfüllten Bahn ausgepackt wird? Oder doch die Einbürgerungszeremonie, bei der "40 Ausländer ins Rathaus reingehen und 40 Deutsche wieder rauskommen"?

Tierische Kapern

Oder ist es vielleicht doch die deutsche Sprache mit all ihren Tücken? Gelächter, als der Comedian gesteht, Kapern lange Zeit für Tiere gehalten zu haben — ein Irrtum, der zweifellos auch deutschen Kindern ohne jeden Migrationshintergrund schon unterlaufen ist.

Und kennen Sie jenen berühmten Fisch, der im Schatten lebt und den man kaum angeln kann, weil er so flink ist? Franz Schubert hat ihm ein berühmtes Werk gewidmet, das (Schatten-)Morellen-Quintett. Es sind diese kleinen, erfrischenden Bemerkungen ebenso wie die intensive Interaktion mit den Zuschauern in den ersten Reihen, die den Abend mit Abdelkarim weniger als Comedy denn vielmehr als launiges Gespräch unter Freunden erscheinen lassen — kein schlechtes Konzept eigentlich für ein bunteres Deutschland.

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