Nach Blitzeinschlag in Cadolzburg: Wie man sich schützen kann

4.6.2016, 12:00 Uhr
Nach Blitzeinschlag in Cadolzburg: Wie man sich schützen kann

© Archivfoto: Patrick Pleul/dpa

Georg Schönlebens Verhältnis zu Gewittern ist gespalten. Von seinem Haus in Deberndorf aus betrachtet, findet er den Anblick von Blitzen, die über den dunklen Himmel zucken, durchaus faszinierend. Der Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Deberndorf kennt aber auch die Kehrseite der Medaille.

Vor Jahren, damals wohnte Schönleben noch in Cadolzburg, kam ihm die Naturgewalt entschieden zu nah. Ein Kugelblitz, der als besonders mächtig gilt, schlug in einen hohen Baum in der Nähe ein, einen Ausläufer jagte es durch den Kamin seines Hauses. Schönleben erinnert sich deutlich an den Geruch: „Es stank entsetzlich nach Schwefel.“

Auch die immense Kraft war deutlich erkennbar: Ein zwei Quadratmeter großes Stuck Putz fiel von der Wand, aus dem Kamin sprang ein faustgroßer Feuerball, der über Boden und Teppich hüpfte, ehe er verglühte. Der größte Schaden, den Schönleben zu beklagen hatte, war die komplett demolierte Heizungsanlage.

Zur Vorbeugung empfiehlt Fachmann Josef Braun einen Überspannungsschutz, der verhindert, dass Elektrogeräte bei zu hoher Spannung zerstört werden. Um das ganze Gebäude vor Blitzeinschlag zu bewahren, werden heute vor allem sogenannte Ringerder installiert, weiß der Obermeister der Innung für Elektro- und Informationstechnik Nürnberg-Fürth.

Diese Technik hat vor etlichen Jahren den herkömmlichen Blitzableiter abgelöst, der meist vom Dachrinnenrohr in den Boden führte. Der Ringerder ist ein Stahlring, der das Haus von außen und über das Dach hinweg umschließt und den Blitz ebenfalls in den Boden ableitet.

Braun jedoch verzichtet an seinem Haus auf diese Technik, die übrigens für Privatanwesen gar nicht vorgeschrieben ist. Er nutzt lediglich einen Überspannungsschutz für seine Elektrogeräte, denn: „Die Wahrscheinlichkeit, dass der Blitz in ein Haus einschlägt, liegt bei 1:100 000“, zitiert er die Statistik. Ein Blitzableiter verringere diese Gefahr um 50 Prozent.

Auch die landläufige Annahme, der Blitz schlage immer am höchsten Punkt ein, verweist Braun ins Reich der Legenden. Wo sich das Naturphänomen den Weg auf die Erde bahnt, hänge mit dessen Aufladung zusammen. Sie kann positiv oder negativ sein; ebenso ist das Potenzial der Erde positiv oder negativ aufgeladen. Der Blitz schlage immer dort ein, wo sein Gegenpol zu finden ist: Ein positiv geladener Blitz also suche sich ein negativ aufgeladenes Gebäude — und umgekehrt. Wo indes welches Potenzial zu finden ist – das könne man nicht feststellen, erklärt Braun. „Es wechselt ständig.“

Kreisbrandrat Dieter Marx hat in über 40 Jahren bei der Feuerwehr schon viel erlebt – die Einsätze wegen Blitzschlags aber sind überschaubar. Der letzte Fall, als eine Scheune deshalb komplett abbrannte, liegt Jahre zurück. Trifft ein Blitz einen Neubau, ist es laut Marx unwahrscheinlich, dass er gleich in Flammen aufgeht. „Wahrscheinlicher ist, dass hinter der Dämmung ein Schwelbrand entsteht, der sich allerdings schnell und unbemerkt ausbreiten kann.“

Im Übrigen rät der Experte, sich bei Gewitter im Haus oder im Auto aufzuhalten. Wer im Freien unterwegs ist, sollte sich von Wasser und Bäumen fernhalten und sich möglichst klein machen. Zuhause ist es sinnvoll, die Stecker sämtlicher elektrischer Geräte zu ziehen, damit sie vor Überspannung geschützt sind. Dann könne man von der gemütlichen Stube aus einen ganz entspannten Blick aufs elektrisierende Naturschauspiel genießen.

Keine Kommentare