Nach dem Hagelsturm: »Das war apokalyptisch«

13.5.2010, 00:00 Uhr
Nach dem Hagelsturm: »Das war apokalyptisch«

© Scherer

Nein, solche Nächte erlebt die Fürther Berufsfeuerwehr zum Glück nicht oft – wenngleich Christian Gußner aus Erfahrung weiß, dass die Zahl der starken Unwetter in den vergangenen Jahren zugenommen hat. Der Klimawandel? »Wer weiß das schon«, sagt der Chef der Berufsfeuerwehr.

Fest steht, dass sich seine Leute sowie sämtliche freiwilligen Wehren der Stadt ab Dienstagabend gegen 21.15 Uhr im Dauereinsatz befanden und im Stadtgebiet über 70 Mal ausrücken mussten. Zu allem Überfluss kamen zu Hagel und Gewitter auch noch ein Fehlalarm aus dem Klinikum und ein tatsächlicher Brand in einem Mehrfamilienhaus im Schwandweg mit mehreren Verletzten (siehe Bericht S. 2).

Vom Unwetter besonders betroffen war die Regelsbacher Straße in Burgfarrnbach, die sich laut Augenzeugenberichten zunächst in einen »reißenden Strom« verwandelte und dann in ein bis zu 30 Zentimeter hohes Geröllfeld aus Hagel und Schlamm. Noch am Mittwochmorgen konnten Anwohner ihre Grundstücke nicht verlassen. Mitarbeiter des städtischen Bauhofs beseitigten die Hagelkörner mit zwei Radladern.

In den Schrecken über die »apokalyptischen Zustände«, wie ein Burgfarrnbacher sagt, mischt sich Verärgerung. Seit Anfang der 90er Jahre sei es bereits das dritte Hochwasserereignis mit schlimmen Folgen gewesen. Ein Grund ist nach den Worten von Anwohner Karl Wein, dass die Stadt vor Jahrzehnten den alten Flutgraben beseitigte, die beiden installierten Gullys die Wassermassen aber nicht fassen können. Ein weiterer Abfluss in den Farrnbach könnte die Lösung sein. »Hier muss die Stadt dringend etwas tun«, fordert Wein.

Acker rutschte ab

Bestürzte Mienen auch nahe Ritzmannshof: Dort haben an einem Hang die Erdmassen eines Kartoffelackers die tiefer liegenden Terrassen unter sich begraben, auf denen ein Kleinunternehmer Schnittblumen und Stauden anbaut. Der Familienvater steht vor den Trümmern seiner beruflichen Existenz.

Im Fürther Norden musste die Feuerwehr eingreifen, weil eine Baugrube in der Vacher Straße einzustürzen drohte und die Gefahr bestand, dass eine Gasleitung bricht. Fünf Autos mussten aus überfluteten Unterführungen gezogen werden. In Sack kippte ein Baum auf das Dach eines Wohnhauses. Die Schwabacher Straße musste auf Höhe der Kaiserstraße für eine halbe Stunde gesperrt werden, weil der Wind Baustoffe einer nahen Baustelle auf die Fahrbahn geweht hatte. Anwohner und Autofahrer packten gemeinsam mit der Feuerwehr an, um den Weg freizumachen.

Mitarbeiter des Bauhofs waren den gestrigen Tag über damit beschäftigt die Straßen vom Schmutz zu befreien. Vor allem an der Flexdorfer-, der Atzenhofer- und der Ritzmannshofer Straße hatten Regen und Hagel Erdreich von den Äckern auf die Fahrbahnen gespült. Klaus Roscher vom Bauhof bittet Autofahrer nach wie vor um Vorsicht: Noch immer befinde sich ein dünner Schlammfilm auf den Straßen, der erst entfernt werden könne, nachdem er getrocknet ist.

Auch in verschiedenen Orten des Landkreises Fürth liefen einzelne Keller voll Wasser. Am heftigsten suchte das Unwetter die Stadt Zirndorf heim. Die dortigen Wehren verzeichneten laut Kreisbrandrat Dieter Marx mit Abstand die meisten Einsätze. Auch hier ging es um überflutete Keller, umgestürzte Bäume und verschlammte Straßen.

Die Verbindungsstraße zwischen den Ortsteilen Lind und Wintersdorf musste ebenso gesperrt werden wie die überflutete Bahnunterführung in der Fürther Straße. Dort rückte die Feuerwehr Marx zufolge an, um zwei Stadträte zu befreien, die mit ihrem Wagen im Wasser stecken geblieben waren.