Nach den Erdbeben: Cadolzburger Nepalhilfe bewirkt Großes

26.5.2018, 20:00 Uhr
Nach den Erdbeben: Cadolzburger Nepalhilfe bewirkt Großes

© Nepalhilfe

Es ist einer dieser Momente, in denen Manfred Losert die Tragweite seines Projekts realisiert. Ein Moment, in dem er, der viel gegeben hat, viel zurückbekommt: Am Ortseingang eines Dorfes entdeckt er einen Mann, der zusammengesunken Körbe flicht. Als er um ein Foto bittet, sieht er sein eigenes Konterfei auf dem T-Shirt des Mannes. ‚Danke Manfred Losert!‘ steht dort geschrieben.

Groß ist die Dankbarkeit auch an der Gramindevi-Schule, einer von sieben Schulen, die Manfred Losert (69) und Thomas Rupprecht-Mauroner (53) auf ihrer 15-tägigen Tour besuchen – ihrer ersten Reise nach Nepal seit den verheerenden Erdbeben. Als die beiden Cadolzburger nach dreistündiger Fahrt im Jeep aus Kathmandu an der Schule eintreffen, werden sie euphorisch empfangen, es wird musiziert, getanzt, Spalier gestanden. Symbolisch wird ein Band durchgeschnitten, und die Nationalhymnen werden gespielt – die deutsche irritierenderweise mit der ersten und zweiten Strophe.

Aber so ist das in Nepal, ganz reibungslos verläuft hier selten etwas, vor allem nicht seit den schweren Erdbeben im Jahr 2015. Die Arbeit der Cadolzburger Spendenorganisation "Nepalhilfe im kleinen Rahmen" ist seitdem umso bedeutsamer geworden, viele der mit Spendengeldern finanzierten Schulen wurden zerstört oder stark beschädigt. Der Wiederaufbau steht daher im Fokus des Hilfsprojekts. Unter neuen baulichen Vorschriften der Regierung konnte ein Großteil der Bildungseinrichtungen inzwischen erdbebensicher wiederaufgebaut werden.

Die Cadolzburger Gäste sehen die Fortschritte, aber sie sehen auch die immer noch große Not. Ein Schwerpunkt der Hilfe soll in Zukunft auf dem Aspekt Wasser liegen: Es soll vor allem in der Monsunzeit geregelt ablaufen, und es sollen mehr Haushalte an fließendes Wasser angeschlossen werden.

Was alles fehlt, erfahren die beiden Cadolzburger oft ganz unmittelbar, wenn sie in den Schulen übernachten und das Land bei Wanderungen auch abseits der touristischen Routen kennenlernen. Für Thomas Rupprecht-Mauroner ist es die erste Reise in das fernöstliche Land überhaupt. Mit eigenen Augen zu sehen, was das Hilfsprojekt bewirkt, ist ein besonderes Gefühl, sagt er.

Die Hilfe aus Cadolzburg soll möglichst direkt, soll Hilfe zur Selbsthilfe sein. Ein Beispiel: Beim Mittagessen werden Losert und Rupprecht-Mauroner von einem örtlichen Frauenverein angesprochen. Die Frauen träumen von einem Vereinshaus, in dem eine Art Partyservice eingerichtet werden kann. Rasch denken die Cadolzburger daran, dem Verein auch eine Nudelmaschine zur Verfügung zu stellen – um damit jenes Lebensmittel herstellen zu können, das in Nepal sonst so teuer ist, das aber die Kinder so lieben. Die Frauen können sich damit eine Existenz aufbauen, es werden Arbeitsplätze und Einnahmequellen geschaffen, die Wirtschaft wird angekurbelt und lokale Schulen können besser versorgt werden, erklärt Losert.

Zusammen mit einem Freund hatte er Nepal in den 90ern bei Trekkingtouren kennengelernt und sich entschlossen, zu helfen. 1999 entstand so die Privatinitiative "Nepalhilfe im kleinen Rahmen", 2010 wurde daraus ein gemeinnütziger Verein. Noch immer hilft man im Kleinen – und bewirkt Großes: Seit den Erdbeben konnten Spendengelder in Höhe von einer halben Million Euro allein in den Wiederaufbau von vier Schulen und zehn Häusern gesteckt werden. Die Erdbebenkatastrophe jährt sich heuer zum dritten Mal, großangelegte Gedenkaktionen aber wird es in Nepal nicht geben; man blickt nach vorne und macht weiter. Viel ist noch zu tun, immer wieder stockt es an den nicht vorhersehbaren Stellen.

Um Häuser vor Erosion und Schäden zu schützen, ist es unabdingbar, die Wassermassen abzuleiten. Es wurden daher Drainagesysteme und Dachrinnen finanziert. Wie Losert und Rupprecht-Mauroner aber bemerkten, waren die Systeme nicht angeschlossen und die Dachrinnen nicht montiert. Sie fanden sie weggesperrt in einem Zimmer – damit die Kinder nicht damit Fußball spielen. Losert weiß: Zum Teil kennen die Nepalesen gar keine Dachrinnen.

Stabile Leitungen nötig

In den neugebauten Schulen ist die Wasserzufuhr auch in den Toiletten immer noch verbesserungswürdig. Oft liegen Quellen mehrere hundert Meter oder auch etliche Kilometer entfernt. Sie müssten mit stabilen Rohrleitungen angeschlossen werden, weil die vorhandenen meist durch das Erdbeben verschoben wurden.

Um sie zu verlegen, bräuchte es Handwerker; die wiederum sind aufgrund des Baubooms in Kathmandu kaum für Arbeit in den Bergen zu haben. Doch auch hier hat man mittlerweile eine Lösung gefunden: Über einen bekannten Hotelbesitzer sollen jetzt Arbeiter vermittelt werden, die die Baumaßnahmen in den Bergdörfern erledigen.

Dass der Rahmen des Projekts schon lange weit mehr als klein ist, dürfte bei dieser Reise klar geworden sein – spätestens wenn einen Menschen am anderen Ende der Welt auf Händen durch den Schulhof tragen.

ZWeitere Informationen zu Spendenmöglichkeiten und zum Projekt gibt es unter www.nepalhilfe-im-kleinen-rahmen.de

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