Nach Stammzellenspende: Tom geht es immer besser

30.3.2017, 15:35 Uhr
Toms Schicksal hat Tausende bewegt. Mehr als 2500 Menschen kamen zur Typisierungsaktion in Obermichelbach.

© privat Toms Schicksal hat Tausende bewegt. Mehr als 2500 Menschen kamen zur Typisierungsaktion in Obermichelbach.

Heute ist ein sehr guter Tag, sagt Jürgen Steiger, Toms Vater, am Telefon. "Er hat die 1000-Leukozyten-Marke erreicht." Und jedes dieser weißen Blutkörpcherchen zählt: "Mit jedem, das dazu kommt, geht es ihm besser." Mit jedem rückt auch die Rückkehr nach Hause ein wenig näher. Noch ist Tom in Quarantäne in der Uniklinik Erlangen.

Nachdem für den 17-Jährigen aus Obermichelbach Mitte Februar in Griechenland ein passender Knochenmarkspender gefunden wurde, ging es ganz schnell. Am 9. März hat Tom die Stammzellenspende erhalten. Seitdem, sagt sein Vater, verläuft bisher alles so, wie es sich die Ärzte und die Familie gewünscht haben.

Weltweit war nach Toms genetischem Zwilling gesucht worden. Sein Schicksal hatte Tausende Menschen in der Region bewegt: Bei einer Typisierungsaktion, die die Realschule Langenzenn und die Freiwillige Feuerwehr Seukendorf zusammen mit der DKMS veranstalteten, ließen sich mehr als 2500 Menschen als mögliche Spender registrieren - noch nie gab es eine größere Aktion der DKMS (Deutsche Knochenmark-Spenderdatei) in und um Fürth.

Toms Leben hing von der Transplantation ab. Die Spende leitete für die Familie eine Zeit neuer großer Hoffnung ein - aber auch neuer Ängste: Schließlich muss Toms Körper mitspielen und das fremde Knochenmark annehmen. "Die ersten 100 Tage sind entscheidend - wir haben noch 80 vor uns", sagt Jürgen Steiger. Aber selbst dann gibt es noch keine Sicherheit, Komplikationen können permanent auftreten. Ein Jahr wird es dauern, bis das Abwehrsystem wieder intakt ist.

Tom kann Spender treffen

Falls Tom möchte, kann er eines Tages Kontakt mit seinem Lebensretter aufnehmen, ihn treffen. Allerdings frühestens in zwei Jahren – und nur, wenn beide es wollen. Die Deutsche Kochenmark-Spenderdatei hält die Kontaktdaten 24 Monate unter Verschluss. Damit schützt sie die Erkrankten, sie sollen erst wieder voll gesund werden. Zeit, die auch Tom noch braucht.

Damit der Körper die Spende annehmen kann, musste sein Immunsystem vor der Transplantation mit Hilfe einer Chemotherapie komplett zerstört werden. "Das ist richtig hart", sagt Steiger. Nicht gut ging es seinem Sohn da, aber das war zu erwarten. Er litt unter anderem an Übelkeit, habe auch zehn Kilo abgenommen.

"Er hatte in der ganzen Zeit keinen Durchhänger"

Unterkriegen ließ sich Tom auch davon nicht, erzählt Steiger: Er sei  psychisch unheimlich stark, das habe sich seit dem 6. Januar 2016, als die Familie die Diagnose bekam, nicht geändert: "Er hatte in der ganzen Zeit noch keinen Durchhänger", sagt Steiger und staunt selbst. "Das ist echt der Hammer." Der Familie gelinge es, auch in belastenden Zeiten die Sorgen vorübergehend zu vergessen und Spaß zu haben.

Auf der Station gelte Tom inzwischen schon als "Vorzeigepatient" - weil alles nach Plan läuft und er mit seiner positiven Einstellung beeindruckt. "Er ist so beliebt, die Schwestern streiten sich schon manchmal, wer sich kümmern darf", sagt Steiger augenzwinkernd. Das Team der Erlanger Uniklinik mache einen "super Job", lobt er, seit 2016 schon.

Die Quarantäne schützt den Realschüler bisher noch vor der Ansteckung durch Viren. Nur drei von Anfang an festgelegte Familienmitglieder dürfen ihn dort besuchen. Sie kommen täglich. Mit seinen Freunden kann Tom über sein Handy Kontakt halten.

Kommt er am 7. April nach Hause?

Wenn weiter alles gut läuft, kann er die ersten Mitschüler schon bald wiedersehen: "Vor einer Woche waren es noch 30 Leukozyten, jetzt sind es schon 1000", sagt Jürgen Steiger. Zum Vergleich: Im Blut von gesunden Erwachsenen finden sich gewöhnlich 4000 bis 10.000 Leukozyten pro Mikroliter. Das nächste Ziel ist es nun, die 1000er-Marke an drei Tagen hintereinander zu erreichen: "Das wäre ein weiteres gutes Zeichen, dass das Knochenmark arbeitet und die Stammzellen ihren Weg gefunden haben."

Gewissheit darüber gibt eine Knochenmarkpunktion am 6. April: Zeigt auch sie, dass Toms Körper arbeitet wie erhofft, dürfte er einen Tag später nach Hause. Unter Menschen kann er dann zwar noch immer nicht sein, vereinzelter Besuch sei aber möglich. Geht es weiter aufwärts, würde Tom zunächst zuhause unterrichtet werden und ab September wieder mit seinen Mitschülern im Unterricht sitzen. "So wünschen wir es uns", sagt Jürgen Steiger.

 

Hinweis: Wer sich als potenzieller Spender für Leukämiekranke bei der DKMS registrieren lassen möchte, muss nicht auf Typisierungsaktionen warten: Das ist auch mit einer auf einem Wattestäbchen abgegeben Speichelprobe möglich, mehr Informationen dazu gibt es unter www.dkms.de

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