Neue Bürger für den Landkreis Fürth

8.5.2017, 16:00 Uhr
Neue Bürger für den Landkreis Fürth

© Foto: Simon Schübel

Die bayerische, die deutsche und die EU-Flagge stehen auf der Bühne, als Landrat Matthias Dießl in der Buffeteria Schwadermühle den "Neuen" empfiehlt, mitzureden in der Politik: "Nutzen Sie die Privilegien, die Ihnen die deutsche Staatsbürgerschaft bietet. Gehen Sie wählen."

Wie man sich darüber hinaus in der hiesigen Gesellschaft engagieren kann, das zeigen in Cadolzburg einige Vereine mit ihren Infoständen: Bund Naturschutz, Freiwillige Feuerwehr und Sportvereine locken mit ihren Angeboten. Ein kleines Gewinnspiel mit Fragen rund um Vereine im Landkreis soll zum Gespräch zwischen Neubürgern und Alteingesessenen anregen. Zu gewinnen gibt es Kisten mit Müsli-Mischungen, Würsten und Produkten aus dem Landkreis.

"Sie haben hier nicht nur eine Heimat gesucht, sondern sie letztlich auch gefunden", sagt Kerstin Schreyer, Integrationsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung. Für das gute gesellschaftliche Miteinander seien aber gewisse Spielregeln einzuhalten: "Bei uns gibt es keine Toleranz für Intoleranz", fasst Schreyer zusammen. "Integration heißt nicht, dass das, was da ist, übernommen werden muss." Wer hierher komme, solle seine Wurzeln behalten, ein Teil der Gesellschaft werden, aber in einem toleranten Rahmen leben.

Der 38-jährige Hussain Mohammed ist einer der neuen Staatsbürger im Landkreis. Vor 15 Jahren ist er aus Indien nach Deutschland gezogen, um in Darmstadt seinen Master in Telekommunikation zu machen. "Vor der Einbürgerung musste ich ständig alle möglichen Formulare vorlegen", erinnert sich der 38-Jährige. "Da ich immer wieder in anderen Instituten gearbeitet habe, war das stets von Neuem nötig."

Nach einem Praktikum am Erlanger Fraunhofer Institut arbeitete Mohammed dort sechs Jahre lang als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Mittlerweile hat er eine Stelle im Südwestpark, die er von seinem Wohnort Zirndorf gut mit dem Fahrrad erreichen kann.

"Der Weg zur Arbeit ist schön ruhig und es ist bei weitem nicht so viel Verkehr wie in Indien", findet Mohammed. Die Einbürgerung selbst bereitete ihm offenbar keine Schwierigkeiten. "Der Test war nicht schwer und auch mit der Sprache hatte ich wenige Probleme."

Nachdem seine Partnerin Sameena Syda in Bonn ihren Master in Projektmanagement gemacht hatte, zog sie zusammen mit Hussain Mohammed nach Zirndorf. Auch sie bemerkt: "Der Unterschied zu Indien ist sehr groß." Dass es in Deutschland so ruhig zugehe, sei aber gut für Familien.

Seit 2008 lebt die 31-Jährige inzwischen in Deutschland und genießt ihre neue Heimat. Der Einbürgerungstest hat auch sie vor keine großen Hürden gestellt. "Der Test selbst war nicht schwer und Deutschlernen war nicht zu kompliziert."

Eine andere Geschichte kann Tu Minh Hoang erzählen. Die 18-Jährige ist in Deutschland geboren. Ihre Eltern hatten die vietnamesische Staatsbürgerschaft, die Tu als Tochter ebenfalls bekam. "Einen Test musste ich nicht machen", erzählt sie. Weil sie in Deutschland das Licht der Welt erblickte, habe es genügt, zum Landratsamt zu gehen und dort die hiesige Staatsbürgerschaft zu beantragen. Im Gegenzug habe sie ihre vietnamesische Staatsbürgerschaft aufgegeben, denn ein Doppelpass sei in diesem Fall nicht möglich.

Der Landkreis Fürth entwickelt gerade ein Integrationskonzept. Ende 2018 soll es vom Kreistag verabschiedet werden. Bis dahin ist noch viel zu tun. Die Integrationsbeauftragte im Landratsamt, Julia Steger, ruft die Neubürger deshalb dazu auf, an der Ausarbeitung mitzuwirken. "Ideen, Bedarf und Ziele können diejenigen, die direkt davon betroffen sind, besser formulieren, deshalb wollen wir die Bürger aktiv einbinden." Das Wissen und die Erfahrungen der Neubürger könnten dabei helfen, ein erfolgreiches Konzept zu entwickeln.

Am Montag, 8. Mai, gibt es eine Auftaktveranstaltung für die Arbeitskreise im Landratsamt Fürth. Jeder ist willkommen. Um 17.30 Uhr geht es am Stresemannplatz 11 los. Danach sind einmal pro Quartal Treffen geplant. Die Vorschläge, die dort erarbeitet werden, werden dann in einem so genannten Steuerungskreis besprochen. Darin sitzen auch Mitglieder des Kreistages, die darauf achten, dass das fertige Konzept verabschiedet werden kann.

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