Neue Hoffnung für Bewohner der Bauruine

11.2.2019, 21:00 Uhr
Neue Hoffnung für Bewohner der Bauruine

© Hans-Joachim Winckler

Einfach nur schöner wohnen wollten die Menschen, die Ende 2014 in die ehemalige Textilfabrik Jean Mandel (Adema) am Ende der Hirschenstraße direkt an den Bahngleisen gezogen sind. Ein bezahlbarer Traum von den eigenen vier Wänden sollte hier Gestalt annehmen.

Dass der Gebäudekomplex alles andere als wohnlich war, sondern eine Großbaustelle mit Treppen ohne Geländer und Elektrokabeln, die aus teils unverputzten Wänden hingen, schien ihnen angesichts des günstigen Kaufpreises verschmerzbar. Schließlich hatte der Gostenhofer Projektentwickler Ferdi Güldiken versprochen, alles zuverlässig fertigzustellen.

Hochfliegende Pläne hatte er, aber keine glückliche Hand. Der Insolvenz der von ihm beauftragten Baufirma folgte die erste Hängepartie. Inzwischen hat auch Güldikens Firma T & F selbst Insolvenz angemeldet. Bei den Bewohnern der Bauruine keimt die Hoffnung, dass eine neue Firma einspringt und die Umwandlung der Gewerbeimmobilie in eine Wohnanlage abschließt.

Noch gibt es Fragezeichen. So ist der Nürnberger Insolvenzgutachter Patrick Meyerle gar nicht sicher, ob überhaupt genug Vermögen vorhanden ist, damit ein Insolvenzverfahren eröffnet werden kann.

Die entsprechenden Unterlagen konnte er noch nicht einsehen. Sie wurden von der Kriminalpolizei beschlagnahmt. Auch müssen Dokumente her, die Aufschluss geben, wie die Handwerker bisher gearbeitet haben. Dabei geht es unter anderem um Auflagen zum Lärm- und Brandschutz.

Die städtische Bauaufsicht hat das Objekt schon lange im Blick. Vor Jahren bereits untersagte sie die weitere Benutzung der Balkone – einer windigen Holzkonstruktion ohne solides Geländer, notdürftig mit Dachpappe belegt. Inzwischen wurden sie durch eine solide Stahlkonstruktion ersetzt. Auch die Berufsfeuerwehr war schon mehrfach im Einsatz. Dabei wurde das undichte Dach provisorisch mit Folie abgedichtet.

Nicht wärmer als 19 Grad

Viele Baumängel haben Bewohner Bert Kämpfer schon Zeit und Nerven gekostet. So musste der fehlerhaft verlegte Boden erneuert werden. Auf seiner Agenda stehen noch die undichten Fenster. "Wärmer als 19 Grad wird es bei uns im Winter nicht", beschreibt er das Problem. Erfolglos hat er sich darum bemüht, einen Verwalter zu finden, der die Bewohner dabei unterstützt, eine Eigentümergemeinschaft zur Durchsetzung ihrer Interessen zu gründen. Fünf Parteien wohnen in der nach dem Tod von Jean Mandel schon 1974 geschlossenen Textilfabrik. Die Bauaufsicht will das Objekt nach Angaben des städtischen Pressesprechers Norbert Mittelsdorf demnächst noch einmal unter die Lupe nehmen und hat dem Insolvenzgutachter Planeinsicht angeboten.

Der mit seiner Familie 1938 nach Polen deportierte Fürther Jean Mandel gehörte nach dem Zweiten Weltkrieg zu den ersten nach Fürth zurückgekehrten jüdischen Mitbürgern. In den 1950er Jahren baute er einen Großhandel mit eigener Modemarke auf. Die Modelle, darunter laut Fürth-Wiki der erste Fürther Petticoat, entwickelte seine Ehefrau Adele. Daher der Name Adema. Bis zu 50 Mitarbeiter beschäftigte der Betrieb in seiner Blütezeit. Nach diversen gewerblichen Zwischennutzungen sicherte sich Ferdi Güldiken 2014 das Objekt. Neben dem Gewerbekomplex entstanden mehrere Reihenhäuser.

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