Neue Ideen für die Pflege sind unerlässlich

24.6.2018, 21:00 Uhr
Neue Ideen für die Pflege sind unerlässlich

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Die Probleme der Berufssparte sind nach Ansicht der auch an der Erlanger Uniklinik tätigen Fachfrau hausgemacht. Nicht, dass die klinischen Pflegekräfte in Deutschland keinen guten Job machen würden, aber es fehle ein auch in Zukunft noch tragfähiges Fundament.

"Viele Menschen glauben, dass wir das Pflegepersonal noch so ausbilden können wie vor 100 Jahren", sagt die promovierte Pflegewissenschaftlerin und verweist darauf, dass Deutschland alleine auf weiter Flur über keine akademische Pflegeforschung verfügt. Während in den USA ein entsprechender Studiengang bereits 1907 etabliert worden sei, erlebte er in Deutschland von 1912 bis 1914 nur eine kurze Blüte.

Die Hochschule für modernes Gesundheitsmanagement der Diakonie Neuendettelsau im Fürther Südstadtpark bemüht sich seit 2012, diesen Nachholbedarf aufzuarbeiten, neuerdings auch mit einer berufsbegleitenden Ausbildung zur wissenschaftlichen Pflegefachkraft mit Bachelor-Abschluss. Das ist durchaus kein Luxus, wie Christine Fiedler betont, vielmehr werde den Studierenden das Know-how vermittelt, um das Pflegehandwerk kritisch zu reflektieren, Probleme in der Alltagspraxis fallbezogen zu analysieren und neue Techniken zur Problemlösung zu entwickeln.

Innovationsmanagement lautet das Zauberwort, das nach Ansicht der Pflegewissenschaftlerin Voraussetzung zur Verbesserung der Arbeit ist. Dabei verkennt die Professorin nicht, dass ohne Bodenpersonal keine Höhenflüge möglich sind. Doch es gehe auch darum, mit einer dünnen Personaldecke bei steigendem Pflegebedarf Patienten möglichst effizient zu versorgen. Entschieden tritt Christine Fiedler der weit verbreiteten Meinung entgegen, pflegen könne doch jeder. Auch die Annahme, es sei schließlich die Pflicht einer guten Tochter, ihre alten Eltern zu versorgen, gehört ihrer Ansicht nach ins Museum, verträgt sie sich doch längst nicht mehr mit dem modernen Berufsalltag. Dass es auch anders geht, zeige die Praxis in Ländern wie Schweden, wo die Pflege viel stärker wissenschaftlich eingebettet sei und vom Staat auch solider finanziert werde. Während bei der medizinischen Versorgung in Deutschland keine Kompromisse gemacht würden, sehe man bei der Pflege noch immer über offensichtliche Defizite hinweg. Ziel des Studiums ist es, das Wissen für die Pflegepraxis zu erweitern, um die Pflegequalität und damit die Lebensqualität der Patienten zu erhöhen.

Auch bei der in der Hirschenstraße ansässigen Hans-Weinberger-Akademie der Arbeiterwohlfahrt hat man die Herausforderung erkannt und setzt auf Bildung. Um auch alleinerziehenden Frauen die Ausbildung zur Pflegefachkraft zu ermöglichen, bietet die Berufsfachschule für Altenpflege ab September einen Lehrgang in Teilzeit an. Näheres dazu erfahren Interessierte unter hwa-online.de oder Telefon (09 11) 74 09 70.

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