Neuer Impuls für ein feudales Schmuckstück

21.7.2008, 00:00 Uhr
Neuer Impuls für ein feudales Schmuckstück

© Hans-Joachim Winckler

Derzeit verhandelt Fürth mit der Regierung über die Aufnahme der Schlosssanierung in ein neues Bund-Länder-Programm für den städtebaulichen Denkmalschutz, das bereits in den neuen Bundesländern greift. Für denkbar hält Stadtplanungsamtschef Christian Schöner aber auch eine Förderung aus dem neu aufgelegten europäischen Strukturförderfonds Ziel 2. Dass die bisherigen Fördermittel gut angelegt sind, hat die Kommune Vertretern der Regierung und der EU erst letzte Woche vor Augen geführt.

Mit der Neugestaltung des Kapellenplatzes wurde Burgfarrnbachs Sanierung bereits eingeläutet. Daran anschließend muss, so Schöner auf Anfrage der Fürther Nachrichten, unbedingt auch die Würzburger Straße vor dem Schloss und in Richtung Westen aufgemöbelt werden. Wie in der Gustavstraße, am Grünen Markt und in der Innenstadt erhofft man sich von der Straßensanierung Impulse für die Renovierungslust der privaten Hausbesitzer.

Sanierungsgebiet ausgewiesen

Als Voraussetzung für die groß angelegte Sanierung wurde in Burgfarrnbach ein Sanierungsgebiet ausgewiesen. Es umfasst den Ortskern mit Schloss und Schlosspark. Der Freistaat gewährt bereits Fördermittel. Die reichen laut Schöner jedoch nur zur Finanzierung von Voruntersuchungen.

«Wir müssen das Schloss als eines der wichtigsten Fürther Baudenkmäler und Domizil des Stadtarchivs auf jeden Fall sanieren», unterstreicht der Amtsleiter mit Hinweis auf die hier gelagerten Werte und den schlechten Zustand der Räume. Das betont auch Stadtheimatpfleger Alexander Mayer. Die wertvollen Schätze Fürths seien derzeit nicht richtig untergebracht und drohten auf Dauer Schaden zu nehmen.

Daneben moniert Mayer: «Kein Feudalbau in Deutschland ist derart von Gestrüpp zugewachsen wie das Burgfarrnbacher Schloss.» Dabei handle es sich doch um das größte klassizistische Baudenkmal der Stadt. Bauherr Leonhard Schmidtner hatte auch den Architekturwettbewerb für das Fürther Rathaus gewonnen. Er kam nur deshalb nicht zum Zug, weil er beim Schlossbau den Kostenrahmen um 70 Prozent überzogen hatte.

Neben dem 1834 bezogenen klassizistischen Schloss bereitet der 100 Jahre früher bezogene barocke Marstall den Denkmalschützern besondere Sorgen. Das schwere Mansardendach drückt auf die Mauern. Wegen statischer Probleme können die oberen Etagen nicht mehr genutzt werden. Im Erdgeschoss hat sich nach dem Auszug des Rundfunkmuseums provisorisch das Museum Frauenkultur Regional - International etabliert. Die Meierei von 1816 an der Farrnbachbrücke wurde bereits verkauft und soll in Privatregie saniert werden.

Das Sanierungsgebiet umfasst auch den noch aus der Zeit des ursprünglichen Wasserschlosses stammenden barocken Schlosspark. Erst kürzlich wurde die herausragende Bedeutung des Ensembles mit einer von der Stadt in Auftrag gegebenen Untersuchung nachgewiesen. Weil bei der späteren Veränderung der Schlossanlage an der Grünanlage gespart wurde, ist der Barockgarten in seiner Grundstruktur noch erhalten. Dazu gehört neben Küchengarten und Hofgarten sogar eine richtige Reitbahn am Hang zur Pückler-Limpurg-Straße.

Um die alte Parkanlage wieder sichtbar zu machen, sind allerdings umfangreiche Rodungen erforderlich. Unter anderem stört nach Einschätzung der mit der Untersuchung beauftragten Landschaftsarchitektin und Kunsthistorikerin Gudrun Dietz-Hofmann die große Allee die historischen Blickbeziehungen.